+ Vor der Kirche liegt ein antiker Kahn aus Marmor. Er ist des Costums wegen merk- würdig.
KircheS. Maria del Orto.71)
Die Mahlereien in dieser Kirche sind so verdorben, daß wenn sie auch jemals Verdienst gehabt haben, dies nicht mehr zu erkennen ist.
KircheS. Maria della Pace.72)
+ Die Mahlereien von Raphael, die unter dem Nahmen der Sibyllen bekannt sind, haben äußerst gelitten. Das Wenige, was man sieht, verräth den Meister.
KircheS. Maria del Populo.73)
In der zweiten Capelle rechter Hand hat Ma- ratti die Empfängniß der Maria gemahlt. Un- ten steht der heil. Johannes in Unterredung mit dem heil. Gregorius, der in einem Lehnstuhl sitzt und sich von dem heil. Geist, in Gestalt einer Taube, etwas ins Ohr sagen läßt. Dieser Gedanke ist lächerlich, der Ausdruck aber übertrieben. Die Stellungen sind theatralisch. Ueberhaupt kann man bei einer sehr in- correkten Zeichnung, einer schlechten Wahl der Falten,
einer
71) Hr. D. Volkmann S. 659. Titi S. 51.
72) Hr. D. Volkmann S. 403. Titi S. 414.
73) Hr. D. Volkmann S. 381. Titi S. 388.
U 3
uͤber die einzelnen Kirchen.
† Vor der Kirche liegt ein antiker Kahn aus Marmor. Er iſt des Coſtums wegen merk- wuͤrdig.
KircheS. Maria del Orto.71)
Die Mahlereien in dieſer Kirche ſind ſo verdorben, daß wenn ſie auch jemals Verdienſt gehabt haben, dies nicht mehr zu erkennen iſt.
KircheS. Maria della Pace.72)
† Die Mahlereien von Raphael, die unter dem Nahmen der Sibyllen bekannt ſind, haben aͤußerſt gelitten. Das Wenige, was man ſieht, verraͤth den Meiſter.
KircheS. Maria del Populo.73)
In der zweiten Capelle rechter Hand hat Ma- ratti die Empfaͤngniß der Maria gemahlt. Un- ten ſteht der heil. Johannes in Unterredung mit dem heil. Gregorius, der in einem Lehnſtuhl ſitzt und ſich von dem heil. Geiſt, in Geſtalt einer Taube, etwas ins Ohr ſagen laͤßt. Dieſer Gedanke iſt laͤcherlich, der Ausdruck aber uͤbertrieben. Die Stellungen ſind theatraliſch. Ueberhaupt kann man bei einer ſehr in- correkten Zeichnung, einer ſchlechten Wahl der Falten,
einer
71) Hr. D. Volkmann S. 659. Titi S. 51.
72) Hr. D. Volkmann S. 403. Titi S. 414.
73) Hr. D. Volkmann S. 381. Titi S. 388.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
† Vor der Kirche liegt ein antiker Kahn
aus Marmor. Er iſt des Coſtums wegen merk-
wuͤrdig.
Kirche S. Maria del Orto. 71)
Die Mahlereien in dieſer Kirche ſind ſo verdorben,
daß wenn ſie auch jemals Verdienſt gehabt haben,
dies nicht mehr zu erkennen iſt.
Kirche S. Maria della Pace. 72)
† Die Mahlereien von Raphael, die unter dem
Nahmen der Sibyllen bekannt ſind, haben aͤußerſt
gelitten. Das Wenige, was man ſieht, verraͤth den
Meiſter.
Kirche S. Maria del Populo. 73)
In der zweiten Capelle rechter Hand hat Ma-
ratti die Empfaͤngniß der Maria gemahlt. Un-
ten ſteht der heil. Johannes in Unterredung mit dem
heil. Gregorius, der in einem Lehnſtuhl ſitzt und ſich
von dem heil. Geiſt, in Geſtalt einer Taube, etwas
ins Ohr ſagen laͤßt. Dieſer Gedanke iſt laͤcherlich,
der Ausdruck aber uͤbertrieben. Die Stellungen ſind
theatraliſch. Ueberhaupt kann man bei einer ſehr in-
correkten Zeichnung, einer ſchlechten Wahl der Falten,
einer
71) Hr. D. Volkmann S. 659. Titi S. 51.
72) Hr. D. Volkmann S. 403. Titi S. 414.
73) Hr. D. Volkmann S. 381. Titi S. 388.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/333>, abgerufen am 23.02.2025.
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