kann nur so viel heißen, daß die Gewänder große Massen darbieten, welche das Licht gut auffangen; denn übrigens ist weder Hoheit des Ausdrucks noch Richtigkeit der Zeichnung darin anzutreffen.
KircheS. Maria dell' Anima.60)
Schönes Ge- mählde von Giulio Ro- mano.
+ Madonna mit dem Christkinde, ein heiliger Jacob betet es an; der heilige Joseph lehnt sich auf den Ellnbogen, und sieht zu; der heil. Rochus wird dem Heiland durch den heil. Johannes vorgestellt, und hinten futtert die heil. Anna die Hüner: von Giulio Romano.
Es ist ein Hauptbild dieses Meisters, ob es gleich auf mancherlei Art, durch Retouchiren, schlech- ten Firniß etc. gelitten hat. Auch sind Erfindung und Anordnung nicht zu loben; man muß allein auf das Detail sehen. Der Kopf der Madonna hat viel Aehnlichkeit mit dem der Madonna in der heil. Familie von Raphael zu Versailles. Eben daher ist auch die Stellung des heil. Josephs genommen, der sich auf den Arm stützt; aber, recht nach Art der Nachahmer, hier sehr übertrieben wieder ange- bracht. Die Madonna ist die reizendste Figur auf dem Bilde, dabei in vortrefflichem Geschmack drap- pirt. Der Kopf des heil. Rochus, und einige Engel sind auch sehr schön. Dagegen gehören die Knie des Christkindes einem ausgewachsenen Bootsknechte, und die Beine des heil. Johannes sind offenbar zu klein gegen die übrige Figur.
+ Ein
60) Hr. D. Volkmann S. 403. Titi S. 414.
Anmerkungen
kann nur ſo viel heißen, daß die Gewaͤnder große Maſſen darbieten, welche das Licht gut auffangen; denn uͤbrigens iſt weder Hoheit des Ausdrucks noch Richtigkeit der Zeichnung darin anzutreffen.
KircheS. Maria dell’ Anima.60)
Schoͤnes Ge- maͤhlde von Giulio Ro- mano.
† Madonna mit dem Chriſtkinde, ein heiliger Jacob betet es an; der heilige Joſeph lehnt ſich auf den Ellnbogen, und ſieht zu; der heil. Rochus wird dem Heiland durch den heil. Johannes vorgeſtellt, und hinten futtert die heil. Anna die Huͤner: von Giulio Romano.
Es iſt ein Hauptbild dieſes Meiſters, ob es gleich auf mancherlei Art, durch Retouchiren, ſchlech- ten Firniß ꝛc. gelitten hat. Auch ſind Erfindung und Anordnung nicht zu loben; man muß allein auf das Detail ſehen. Der Kopf der Madonna hat viel Aehnlichkeit mit dem der Madonna in der heil. Familie von Raphael zu Verſailles. Eben daher iſt auch die Stellung des heil. Joſephs genommen, der ſich auf den Arm ſtuͤtzt; aber, recht nach Art der Nachahmer, hier ſehr uͤbertrieben wieder ange- bracht. Die Madonna iſt die reizendſte Figur auf dem Bilde, dabei in vortrefflichem Geſchmack drap- pirt. Der Kopf des heil. Rochus, und einige Engel ſind auch ſehr ſchoͤn. Dagegen gehoͤren die Knie des Chriſtkindes einem ausgewachſenen Bootsknechte, und die Beine des heil. Johannes ſind offenbar zu klein gegen die uͤbrige Figur.
† Ein
60) Hr. D. Volkmann S. 403. Titi S. 414.
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Anmerkungen
kann nur ſo viel heißen, daß die Gewaͤnder große
Maſſen darbieten, welche das Licht gut auffangen;
denn uͤbrigens iſt weder Hoheit des Ausdrucks noch
Richtigkeit der Zeichnung darin anzutreffen.
Kirche S. Maria dell’ Anima. 60)
† Madonna mit dem Chriſtkinde, ein heiliger
Jacob betet es an; der heilige Joſeph lehnt
ſich auf den Ellnbogen, und ſieht zu; der
heil. Rochus wird dem Heiland durch den heil.
Johannes vorgeſtellt, und hinten futtert die
heil. Anna die Huͤner: von Giulio Romano.
Es iſt ein Hauptbild dieſes Meiſters, ob es
gleich auf mancherlei Art, durch Retouchiren, ſchlech-
ten Firniß ꝛc. gelitten hat. Auch ſind Erfindung
und Anordnung nicht zu loben; man muß allein auf
das Detail ſehen. Der Kopf der Madonna hat
viel Aehnlichkeit mit dem der Madonna in der heil.
Familie von Raphael zu Verſailles. Eben daher
iſt auch die Stellung des heil. Joſephs genommen,
der ſich auf den Arm ſtuͤtzt; aber, recht nach Art
der Nachahmer, hier ſehr uͤbertrieben wieder ange-
bracht. Die Madonna iſt die reizendſte Figur auf
dem Bilde, dabei in vortrefflichem Geſchmack drap-
pirt. Der Kopf des heil. Rochus, und einige Engel
ſind auch ſehr ſchoͤn. Dagegen gehoͤren die Knie des
Chriſtkindes einem ausgewachſenen Bootsknechte,
und die Beine des heil. Johannes ſind offenbar zu
klein gegen die uͤbrige Figur.
† Ein
60) Hr. D. Volkmann S. 403. Titi S. 414.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/324>, abgerufen am 23.02.2025.
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