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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Pallast Giustiniani.
sondern wir wollen nur, daß der wohlgefällige Ein-
druck des bloßen Anblicks eine nützliche Richtung er-
halte, und daß in allen Fällen wo Vergnügen und
Nutzen nicht mit einander bestehen können, die Werke
der Kunst, welche nur jenes bezielen, wo nicht als
Pest der Sitten, wenigstens als unnützes Spielwerk,
mit den Worten Ludwig des XIV. otez moi ces
magots la!
aus unserm Anblick weggeschafft wer-
den sollen.

Also: das Nützliche soll nicht gebildet werden,
wenn es nicht zu gleicher Zeit wohlgefällig seyn kann:
aber das Wohlgefällige soll auch nicht gebildet wer-
den, wenn es nicht zu gleicher Zeit nützlich seyn
kann.

Dieser Ausspruch scheint eine Art von Composi-
tion beider streitenden Partheien zu enthalten, er hat
den Anschein eines billigen Vergleichs. Allein wohl-
erwogen, ist der Nachtheil ganz auf unserer Seite.
Wir verlieren, wenn wir jenes Interim, jenes Ver-
einigungsmittel annehmen, die halbe Italienische und
Holländische Schule, ganze Arten von Gegenständen,
der Mahlerei, Stilleben, Blumenstücke, unbelebte
Landschaften: Und sie, unsre Gegner, opfern höch-
stens einige Klecker auf, deren Schattenrisse nützli-
cher Wahrheiten, und merkwürdiger Geschichten ih-
nen ohnehin kein dauerndes Vergnügen machen konn-
ten. Ich habe längst die Gemählde aus der Aeneis
von Coypel, und die Sinnbilder des Octavius van
Veen vergessen, und erinnere mich immer mit dem
größten Interesse an die vache qui pisse von Paul
Potter.

Doch

Pallaſt Giuſtiniani.
ſondern wir wollen nur, daß der wohlgefaͤllige Ein-
druck des bloßen Anblicks eine nuͤtzliche Richtung er-
halte, und daß in allen Faͤllen wo Vergnuͤgen und
Nutzen nicht mit einander beſtehen koͤnnen, die Werke
der Kunſt, welche nur jenes bezielen, wo nicht als
Peſt der Sitten, wenigſtens als unnuͤtzes Spielwerk,
mit den Worten Ludwig des XIV. otez moi ces
magots là!
aus unſerm Anblick weggeſchafft wer-
den ſollen.

Alſo: das Nuͤtzliche ſoll nicht gebildet werden,
wenn es nicht zu gleicher Zeit wohlgefaͤllig ſeyn kann:
aber das Wohlgefaͤllige ſoll auch nicht gebildet wer-
den, wenn es nicht zu gleicher Zeit nuͤtzlich ſeyn
kann.

Dieſer Ausſpruch ſcheint eine Art von Compoſi-
tion beider ſtreitenden Partheien zu enthalten, er hat
den Anſchein eines billigen Vergleichs. Allein wohl-
erwogen, iſt der Nachtheil ganz auf unſerer Seite.
Wir verlieren, wenn wir jenes Interim, jenes Ver-
einigungsmittel annehmen, die halbe Italieniſche und
Hollaͤndiſche Schule, ganze Arten von Gegenſtaͤnden,
der Mahlerei, Stilleben, Blumenſtuͤcke, unbelebte
Landſchaften: Und ſie, unſre Gegner, opfern hoͤch-
ſtens einige Klecker auf, deren Schattenriſſe nuͤtzli-
cher Wahrheiten, und merkwuͤrdiger Geſchichten ih-
nen ohnehin kein dauerndes Vergnuͤgen machen konn-
ten. Ich habe laͤngſt die Gemaͤhlde aus der Aeneis
von Coypel, und die Sinnbilder des Octavius van
Veen vergeſſen, und erinnere mich immer mit dem
groͤßten Intereſſe an die vache qui piſſe von Paul
Potter.

Doch
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[6/0030] Pallaſt Giuſtiniani. ſondern wir wollen nur, daß der wohlgefaͤllige Ein- druck des bloßen Anblicks eine nuͤtzliche Richtung er- halte, und daß in allen Faͤllen wo Vergnuͤgen und Nutzen nicht mit einander beſtehen koͤnnen, die Werke der Kunſt, welche nur jenes bezielen, wo nicht als Peſt der Sitten, wenigſtens als unnuͤtzes Spielwerk, mit den Worten Ludwig des XIV. otez moi ces magots là! aus unſerm Anblick weggeſchafft wer- den ſollen. Alſo: das Nuͤtzliche ſoll nicht gebildet werden, wenn es nicht zu gleicher Zeit wohlgefaͤllig ſeyn kann: aber das Wohlgefaͤllige ſoll auch nicht gebildet wer- den, wenn es nicht zu gleicher Zeit nuͤtzlich ſeyn kann. Dieſer Ausſpruch ſcheint eine Art von Compoſi- tion beider ſtreitenden Partheien zu enthalten, er hat den Anſchein eines billigen Vergleichs. Allein wohl- erwogen, iſt der Nachtheil ganz auf unſerer Seite. Wir verlieren, wenn wir jenes Interim, jenes Ver- einigungsmittel annehmen, die halbe Italieniſche und Hollaͤndiſche Schule, ganze Arten von Gegenſtaͤnden, der Mahlerei, Stilleben, Blumenſtuͤcke, unbelebte Landſchaften: Und ſie, unſre Gegner, opfern hoͤch- ſtens einige Klecker auf, deren Schattenriſſe nuͤtzli- cher Wahrheiten, und merkwuͤrdiger Geſchichten ih- nen ohnehin kein dauerndes Vergnuͤgen machen konn- ten. Ich habe laͤngſt die Gemaͤhlde aus der Aeneis von Coypel, und die Sinnbilder des Octavius van Veen vergeſſen, und erinnere mich immer mit dem groͤßten Intereſſe an die vache qui piſſe von Paul Potter. Doch

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/30>, abgerufen am 21.11.2024.