Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Anmerkungen
hüllen, ist unglücklich. Sonst ist die liegende Stel-
lung sehr natürlich: und dieser Vorzug giebt ihr auch
einen Anspruch auf die Achtung der Kenner.


Kirche S. Carlo ai Catinari. 23)
Auf dem Hauptaltar.

Die Procession des heil. Carls während der
Pestzeit in Malland,
von Pietro da Cortona,
ist mittelmäßig und schlecht erhalten.

Von einem Gemählde des Guido hinter dem
Altare, welches den heiligen Carl bis auf den
halben Leib vorstellen soll,
sieht man beinahe
nichts, da der Ort schlecht erleuchtet ist.

Der Tod der
heil. Anna
von A. Sac-
chi.

+ Der Tod der heil. Anna von Andrea
Sacchi,
ist ein sehr berühmtes Gemählde in Rom,
welches aber meiner Einsicht nach keinesweges seinen
Ruhm stehet. Die heil. Anna liegt sterbend im
Bette, der heil. Joachim soll im Schmerz versunken
seyn, die Madonna bringt das Kind Jesus zu ihrer
Mutter, der heil. Joseph steht zur Seite der Kran-
ken, einige andere Personen nehmen einen etwas ent-
ferntern Antheil an der Handlung. Kurz! der
Mahler scheint den Augenblick zur Darstellung ge-
wählt zu haben, in dem die heilige Anna von dem-
jenigen was ihr hiernieden theuer war, den letzten
Abschied nimmt. Diese Wahl ist in Rücksicht auf
Ausdruck gar nicht unglücklich, nur müßte die Aus-
führung besser seyn. Der heil. Joachim sieht wie

ein
23) Hr. D. Volkmann S. 432. Titi S. 96.

Anmerkungen
huͤllen, iſt ungluͤcklich. Sonſt iſt die liegende Stel-
lung ſehr natuͤrlich: und dieſer Vorzug giebt ihr auch
einen Anſpruch auf die Achtung der Kenner.


Kirche S. Carlo ai Catinari. 23)
Auf dem Hauptaltar.

Die Proceſſion des heil. Carls waͤhrend der
Peſtzeit in Malland,
von Pietro da Cortona,
iſt mittelmaͤßig und ſchlecht erhalten.

Von einem Gemaͤhlde des Guido hinter dem
Altare, welches den heiligen Carl bis auf den
halben Leib vorſtellen ſoll,
ſieht man beinahe
nichts, da der Ort ſchlecht erleuchtet iſt.

Der Tod der
heil. Anna
von A. Sac-
chi.

Der Tod der heil. Anna von Andrea
Sacchi,
iſt ein ſehr beruͤhmtes Gemaͤhlde in Rom,
welches aber meiner Einſicht nach keinesweges ſeinen
Ruhm ſtehet. Die heil. Anna liegt ſterbend im
Bette, der heil. Joachim ſoll im Schmerz verſunken
ſeyn, die Madonna bringt das Kind Jeſus zu ihrer
Mutter, der heil. Joſeph ſteht zur Seite der Kran-
ken, einige andere Perſonen nehmen einen etwas ent-
ferntern Antheil an der Handlung. Kurz! der
Mahler ſcheint den Augenblick zur Darſtellung ge-
waͤhlt zu haben, in dem die heilige Anna von dem-
jenigen was ihr hiernieden theuer war, den letzten
Abſchied nimmt. Dieſe Wahl iſt in Ruͤckſicht auf
Ausdruck gar nicht ungluͤcklich, nur muͤßte die Aus-
fuͤhrung beſſer ſeyn. Der heil. Joachim ſieht wie

ein
23) Hr. D. Volkmann S. 432. Titi S. 96.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0288" n="264"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anmerkungen</hi></fw><lb/>
hu&#x0364;llen, i&#x017F;t unglu&#x0364;cklich. Son&#x017F;t i&#x017F;t die liegende Stel-<lb/>
lung &#x017F;ehr natu&#x0364;rlich: und die&#x017F;er Vorzug giebt ihr auch<lb/>
einen An&#x017F;pruch auf die Achtung der Kenner.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Kirche</hi> <hi rendition="#aq">S. Carlo ai Catinari.</hi> <note place="foot" n="23)">Hr. D. Volkmann S. 432. Titi S. 96.</note>
            </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>Auf dem Hauptaltar.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">D</hi>ie Proce&#x017F;&#x017F;ion des heil. Carls wa&#x0364;hrend der<lb/>
Pe&#x017F;tzeit in Malland,</hi> von <hi rendition="#fr">Pietro da Cortona,</hi><lb/>
i&#x017F;t mittelma&#x0364;ßig und &#x017F;chlecht erhalten.</p><lb/>
              <p>Von einem <hi rendition="#fr">Gema&#x0364;hlde des Guido hinter dem<lb/>
Altare, welches den heiligen Carl bis auf den<lb/>
halben Leib vor&#x017F;tellen &#x017F;oll,</hi> &#x017F;ieht man beinahe<lb/>
nichts, da der Ort &#x017F;chlecht erleuchtet i&#x017F;t.</p><lb/>
              <note place="left">Der Tod der<lb/>
heil. Anna<lb/>
von A. Sac-<lb/>
chi.</note>
              <p>&#x2020; <hi rendition="#fr">Der Tod der heil. Anna</hi> von <hi rendition="#fr">Andrea<lb/>
Sacchi,</hi> i&#x017F;t ein &#x017F;ehr beru&#x0364;hmtes Gema&#x0364;hlde in Rom,<lb/>
welches aber meiner Ein&#x017F;icht nach keinesweges &#x017F;einen<lb/>
Ruhm &#x017F;tehet. Die heil. Anna liegt &#x017F;terbend im<lb/>
Bette, der heil. Joachim &#x017F;oll im Schmerz ver&#x017F;unken<lb/>
&#x017F;eyn, die Madonna bringt das Kind Je&#x017F;us zu ihrer<lb/>
Mutter, der heil. Jo&#x017F;eph &#x017F;teht zur Seite der Kran-<lb/>
ken, einige andere Per&#x017F;onen nehmen einen etwas ent-<lb/>
ferntern Antheil an der Handlung. Kurz! der<lb/>
Mahler &#x017F;cheint den Augenblick zur Dar&#x017F;tellung ge-<lb/>
wa&#x0364;hlt zu haben, in dem die heilige Anna von dem-<lb/>
jenigen was ihr hiernieden theuer war, den letzten<lb/>
Ab&#x017F;chied nimmt. Die&#x017F;e Wahl i&#x017F;t in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf<lb/>
Ausdruck gar nicht unglu&#x0364;cklich, nur mu&#x0364;ßte die Aus-<lb/>
fu&#x0364;hrung be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn. Der heil. Joachim &#x017F;ieht wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0288] Anmerkungen huͤllen, iſt ungluͤcklich. Sonſt iſt die liegende Stel- lung ſehr natuͤrlich: und dieſer Vorzug giebt ihr auch einen Anſpruch auf die Achtung der Kenner. Kirche S. Carlo ai Catinari. 23) Auf dem Hauptaltar. Die Proceſſion des heil. Carls waͤhrend der Peſtzeit in Malland, von Pietro da Cortona, iſt mittelmaͤßig und ſchlecht erhalten. Von einem Gemaͤhlde des Guido hinter dem Altare, welches den heiligen Carl bis auf den halben Leib vorſtellen ſoll, ſieht man beinahe nichts, da der Ort ſchlecht erleuchtet iſt. † Der Tod der heil. Anna von Andrea Sacchi, iſt ein ſehr beruͤhmtes Gemaͤhlde in Rom, welches aber meiner Einſicht nach keinesweges ſeinen Ruhm ſtehet. Die heil. Anna liegt ſterbend im Bette, der heil. Joachim ſoll im Schmerz verſunken ſeyn, die Madonna bringt das Kind Jeſus zu ihrer Mutter, der heil. Joſeph ſteht zur Seite der Kran- ken, einige andere Perſonen nehmen einen etwas ent- ferntern Antheil an der Handlung. Kurz! der Mahler ſcheint den Augenblick zur Darſtellung ge- waͤhlt zu haben, in dem die heilige Anna von dem- jenigen was ihr hiernieden theuer war, den letzten Abſchied nimmt. Dieſe Wahl iſt in Ruͤckſicht auf Ausdruck gar nicht ungluͤcklich, nur muͤßte die Aus- fuͤhrung beſſer ſeyn. Der heil. Joachim ſieht wie ein 23) Hr. D. Volkmann S. 432. Titi S. 96.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/288
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/288>, abgerufen am 19.11.2024.