Befehl vor, den der heil. Joseph vom Engel erhielt, nach Aegypten zu fliehen. In der Anordnung hat es viel vom Stil des Pietro da Cortona, und in der Ausführung vom Bernini.
+ Die Capelle Strozzi ist vielleicht eine der schönsten in Rom, was die Einrichtung und archi- tektonische Verzierung anbetrifft. Michael Angelo hat sie angegeben, und wie man sagt, auch die Mo- delle zu der Bildhauerarbeit verfertiget. Die bron- zenen Statuen, die Sarcophage von schwarzem Marmor, die edle Einfalt der Baukunst füllen ganz den Begriff aus, den man sich von einer Begräbniß- capelle macht. Der Stil in den Figuren ist etwas manierirt, aber die Leuchter sind von schöner Form.
St. Andrea Avellino von Lanfranco, ein Bild, welches man im Kreuzgange antrifft, fällt zu sehr ins Schwarze.
Der heil. Sebastian von Giovanni de Vecchi hat viel von der Manier des Rubens.
St. Maria mit dem Kinde von Giulio Ro- mano, welche Hr. Volkmann angiebt, wird hier nicht mehr vorgefunden. Nach Titi soll in dieser Kirche eine Copie nach einem Gemählde von Giulio Romano hängen; aber sie stellet ein ganz anderes Süjet vor, und hängt an einem andern Orte als Herr Volkmann anzeigt.
Die Mahlereien in der Capelle Barberini, nicht Barberi, wie Herr Volkmann schreibt, sind von Domenico Passignano, und haben viel vom Stil des Ludovico Carraccio.
Kirche
Anmerkungen
Befehl vor, den der heil. Joſeph vom Engel erhielt, nach Aegypten zu fliehen. In der Anordnung hat es viel vom Stil des Pietro da Cortona, und in der Ausfuͤhrung vom Bernini.
† Die Capelle Strozzi iſt vielleicht eine der ſchoͤnſten in Rom, was die Einrichtung und archi- tektoniſche Verzierung anbetrifft. Michael Angelo hat ſie angegeben, und wie man ſagt, auch die Mo- delle zu der Bildhauerarbeit verfertiget. Die bron- zenen Statuen, die Sarcophage von ſchwarzem Marmor, die edle Einfalt der Baukunſt fuͤllen ganz den Begriff aus, den man ſich von einer Begraͤbniß- capelle macht. Der Stil in den Figuren iſt etwas manierirt, aber die Leuchter ſind von ſchoͤner Form.
St. Andrea Avellino von Lanfranco, ein Bild, welches man im Kreuzgange antrifft, faͤllt zu ſehr ins Schwarze.
Der heil. Sebaſtian von Giovanni de Vecchi hat viel von der Manier des Rubens.
St. Maria mit dem Kinde von Giulio Ro- mano, welche Hr. Volkmann angiebt, wird hier nicht mehr vorgefunden. Nach Titi ſoll in dieſer Kirche eine Copie nach einem Gemaͤhlde von Giulio Romano haͤngen; aber ſie ſtellet ein ganz anderes Suͤjet vor, und haͤngt an einem andern Orte als Herr Volkmann anzeigt.
Die Mahlereien in der Capelle Barberini, nicht Barberi, wie Herr Volkmann ſchreibt, ſind von Domenico Paſſignano, und haben viel vom Stil des Ludovico Carraccio.
Kirche
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Anmerkungen
Befehl vor, den der heil. Joſeph vom Engel erhielt,
nach Aegypten zu fliehen. In der Anordnung hat
es viel vom Stil des Pietro da Cortona, und in der
Ausfuͤhrung vom Bernini.
† Die Capelle Strozzi iſt vielleicht eine der
ſchoͤnſten in Rom, was die Einrichtung und archi-
tektoniſche Verzierung anbetrifft. Michael Angelo
hat ſie angegeben, und wie man ſagt, auch die Mo-
delle zu der Bildhauerarbeit verfertiget. Die bron-
zenen Statuen, die Sarcophage von ſchwarzem
Marmor, die edle Einfalt der Baukunſt fuͤllen ganz
den Begriff aus, den man ſich von einer Begraͤbniß-
capelle macht. Der Stil in den Figuren iſt etwas
manierirt, aber die Leuchter ſind von ſchoͤner Form.
St. Andrea Avellino von Lanfranco, ein
Bild, welches man im Kreuzgange antrifft, faͤllt zu
ſehr ins Schwarze.
Der heil. Sebaſtian von Giovanni de
Vecchi hat viel von der Manier des Rubens.
St. Maria mit dem Kinde von Giulio Ro-
mano, welche Hr. Volkmann angiebt, wird hier
nicht mehr vorgefunden. Nach Titi ſoll in dieſer
Kirche eine Copie nach einem Gemaͤhlde von Giulio
Romano haͤngen; aber ſie ſtellet ein ganz anderes
Suͤjet vor, und haͤngt an einem andern Orte als
Herr Volkmann anzeigt.
Die Mahlereien in der Capelle Barberini,
nicht Barberi, wie Herr Volkmann ſchreibt, ſind von
Domenico Paſſignano, und haben viel vom Stil
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/278>, abgerufen am 28.07.2024.
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