Im Kloster, und zwar in der Capelle des heil. Coska, dieser Heilige sterbend auf seinem Lager, von le Gros. Das Bette ist von gelben, das Gewand von schwarzem, Kopf, Hände und Füße sind von weißem Marmor.
Diese Art mit vielfärbigem Steine die natürliche Färbung eines Gegenstandes nachzuäffen, ist nur für Kinder verführerisches Spielwerk. Der Mann stutzt bei dem ersten Anblick, und fühlt, so bald ersich sammelt, das Unharmonische der Farbenverbindung, und den auffallender gemachten Mangel der Illusion in dem was durch das bloße Anschauen erkannt wird.
Das Gewand ist hart und willkührlich gefaltet: Die Hände und Füße sind weich und wahr. Der Kopf aber hat keine schöne Form, und man vermißt den Ausdruck einer edlen Resignation, die man er- warten dürfte.
KircheS. Andrea della Valle10).
Mahlereien des Dome- nichino.
Die Mahlereien des Domenichino machen diese Kirche der Aufmerksamkeit des Liebhabers besonders werth.
An den Pfeilern der Kuppel hat Domenichino + die vier Evangelisten gemahlt. Es sind aca- demische Figuren in etwas gezwungenen Stellungen. Die Köpfe, und besonders der des Johannes sind gut gewählt. Die Engel, die zu seinen Füßen spie- len, sind sehr schön, und ganz im Geist des Correg- gio gedacht. Die Gewänder sind nicht glücklich ge-
worfen.
10) Hr. D. Volkmann S. 475. Titi S. 136.
Anmerkungen
Der heil. Coſka von le Gros.
Im Kloſter, und zwar in der Capelle des heil. Coſka, dieſer Heilige ſterbend auf ſeinem Lager, von le Gros. Das Bette iſt von gelben, das Gewand von ſchwarzem, Kopf, Haͤnde und Fuͤße ſind von weißem Marmor.
Dieſe Art mit vielfaͤrbigem Steine die natuͤrliche Faͤrbung eines Gegenſtandes nachzuaͤffen, iſt nur fuͤr Kinder verfuͤhreriſches Spielwerk. Der Mann ſtutzt bei dem erſten Anblick, und fuͤhlt, ſo bald erſich ſammelt, das Unharmoniſche der Farbenverbindung, und den auffallender gemachten Mangel der Illuſion in dem was durch das bloße Anſchauen erkannt wird.
Das Gewand iſt hart und willkuͤhrlich gefaltet: Die Haͤnde und Fuͤße ſind weich und wahr. Der Kopf aber hat keine ſchoͤne Form, und man vermißt den Ausdruck einer edlen Reſignation, die man er- warten duͤrfte.
KircheS. Andrea della Valle10).
Mahlereien des Dome- nichino.
Die Mahlereien des Domenichino machen dieſe Kirche der Aufmerkſamkeit des Liebhabers beſonders werth.
An den Pfeilern der Kuppel hat Domenichino † die vier Evangeliſten gemahlt. Es ſind aca- demiſche Figuren in etwas gezwungenen Stellungen. Die Koͤpfe, und beſonders der des Johannes ſind gut gewaͤhlt. Die Engel, die zu ſeinen Fuͤßen ſpie- len, ſind ſehr ſchoͤn, und ganz im Geiſt des Correg- gio gedacht. Die Gewaͤnder ſind nicht gluͤcklich ge-
worfen.
10) Hr. D. Volkmann S. 475. Titi S. 136.
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Anmerkungen
Im Kloſter, und zwar in der Capelle des
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Lager, von le Gros. Das Bette iſt von gelben,
das Gewand von ſchwarzem, Kopf, Haͤnde und Fuͤße
ſind von weißem Marmor.
Dieſe Art mit vielfaͤrbigem Steine die natuͤrliche
Faͤrbung eines Gegenſtandes nachzuaͤffen, iſt nur fuͤr
Kinder verfuͤhreriſches Spielwerk. Der Mann
ſtutzt bei dem erſten Anblick, und fuͤhlt, ſo bald erſich
ſammelt, das Unharmoniſche der Farbenverbindung,
und den auffallender gemachten Mangel der Illuſion
in dem was durch das bloße Anſchauen erkannt wird.
Das Gewand iſt hart und willkuͤhrlich gefaltet:
Die Haͤnde und Fuͤße ſind weich und wahr. Der
Kopf aber hat keine ſchoͤne Form, und man vermißt
den Ausdruck einer edlen Reſignation, die man er-
warten duͤrfte.
Kirche S. Andrea della Valle 10).
Die Mahlereien des Domenichino machen dieſe
Kirche der Aufmerkſamkeit des Liebhabers beſonders
werth.
An den Pfeilern der Kuppel hat Domenichino
† die vier Evangeliſten gemahlt. Es ſind aca-
demiſche Figuren in etwas gezwungenen Stellungen.
Die Koͤpfe, und beſonders der des Johannes ſind
gut gewaͤhlt. Die Engel, die zu ſeinen Fuͤßen ſpie-
len, ſind ſehr ſchoͤn, und ganz im Geiſt des Correg-
gio gedacht. Die Gewaͤnder ſind nicht gluͤcklich ge-
worfen.
10) Hr. D. Volkmann S. 475. Titi S. 136.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/276>, abgerufen am 23.02.2025.
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