Das Monument des Pabsts ClemensX. ist in jedem Betracht mittelmäßig.
An dem Gewölbe der hintersten Tribüne sind keine Gemählde, wie Hr. Dr. Volkmann schreibt, sondern blos Zierrathen von Stucco.
Der Stuhl des heil. Petrus, la CatedraCatedra di St. Pietro. di St. Pietro, ist in einem andern Stuhle von ver- goldetem Bronze aufbewahrt. Diesen halten die vier Kirchenlehrer: Ambrosius, Augustinus, Athana- sius, und Chrysostomus, alle in Bronze. Sie stehen auf einem Postamente von Marmor. Am Fuße des Ganzen ist ein Altar, über dem Stuhle aber ist die päbstliche Krone befindlich, und noch höher schwebt eine Glorie von Engeln. Diese wird von den hintersten Fenstern, welche gelb sind, er- leuchtet, und der heilige Geist schwebt dazwischen in Gestalt einer Taube.
Die Erfindung dieser Masse ist sehr ingeniös: aber in der Ausführung frappirt sie nur das erste Mal, nachher verliert sie immer mehr und mehr. Selbst bei dem ersten Anblick bemerkt man eine gewisse Un- ordnung die misfällt. Aber wenn man nun im Ein- zelnen zu untersuchen anfängt, so wird man so un- willig, daß ich für mein Individuum dies für die bildende Kunst so unbeträchtliche Werk nie habe an- sehen können, ohne das Metall zu bedauern, was daran verschwendet ist. Theatralische Stellungen, unbedeutende oder gezierte Gesichtsbildungen, Ge- wänder wie Felsen, überladene Zierrathen von schlech- tem Geschmack: Alles erinnert an die Fehler des Kirchenstils, dessen Hauptbeförderer, Bernini, auch Verfertiger dieses Werkes ist.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
Das Monument des Pabſts ClemensX. iſt in jedem Betracht mittelmaͤßig.
An dem Gewoͤlbe der hinterſten Tribuͤne ſind keine Gemaͤhlde, wie Hr. Dr. Volkmann ſchreibt, ſondern blos Zierrathen von Stucco.
Der Stuhl des heil. Petrus, la CatedraCatedra di St. Pietro. di St. Pietro, iſt in einem andern Stuhle von ver- goldetem Bronze aufbewahrt. Dieſen halten die vier Kirchenlehrer: Ambroſius, Auguſtinus, Athana- ſius, und Chryſoſtomus, alle in Bronze. Sie ſtehen auf einem Poſtamente von Marmor. Am Fuße des Ganzen iſt ein Altar, uͤber dem Stuhle aber iſt die paͤbſtliche Krone befindlich, und noch hoͤher ſchwebt eine Glorie von Engeln. Dieſe wird von den hinterſten Fenſtern, welche gelb ſind, er- leuchtet, und der heilige Geiſt ſchwebt dazwiſchen in Geſtalt einer Taube.
Die Erfindung dieſer Maſſe iſt ſehr ingenioͤs: aber in der Ausfuͤhrung frappirt ſie nur das erſte Mal, nachher verliert ſie immer mehr und mehr. Selbſt bei dem erſten Anblick bemerkt man eine gewiſſe Un- ordnung die misfaͤllt. Aber wenn man nun im Ein- zelnen zu unterſuchen anfaͤngt, ſo wird man ſo un- willig, daß ich fuͤr mein Individuum dies fuͤr die bildende Kunſt ſo unbetraͤchtliche Werk nie habe an- ſehen koͤnnen, ohne das Metall zu bedauern, was daran verſchwendet iſt. Theatraliſche Stellungen, unbedeutende oder gezierte Geſichtsbildungen, Ge- waͤnder wie Felſen, uͤberladene Zierrathen von ſchlech- tem Geſchmack: Alles erinnert an die Fehler des Kirchenſtils, deſſen Hauptbefoͤrderer, Bernini, auch Verfertiger dieſes Werkes iſt.
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uͤber die einzelnen Kirchen.
Das Monument des Pabſts Clemens X.
iſt in jedem Betracht mittelmaͤßig.
An dem Gewoͤlbe der hinterſten Tribuͤne ſind
keine Gemaͤhlde, wie Hr. Dr. Volkmann ſchreibt,
ſondern blos Zierrathen von Stucco.
Der Stuhl des heil. Petrus, la Catedra
di St. Pietro, iſt in einem andern Stuhle von ver-
goldetem Bronze aufbewahrt. Dieſen halten die vier
Kirchenlehrer: Ambroſius, Auguſtinus, Athana-
ſius, und Chryſoſtomus, alle in Bronze. Sie
ſtehen auf einem Poſtamente von Marmor. Am
Fuße des Ganzen iſt ein Altar, uͤber dem Stuhle
aber iſt die paͤbſtliche Krone befindlich, und noch
hoͤher ſchwebt eine Glorie von Engeln. Dieſe wird
von den hinterſten Fenſtern, welche gelb ſind, er-
leuchtet, und der heilige Geiſt ſchwebt dazwiſchen in
Geſtalt einer Taube.
Catedra di
St. Pietro.
Die Erfindung dieſer Maſſe iſt ſehr ingenioͤs:
aber in der Ausfuͤhrung frappirt ſie nur das erſte Mal,
nachher verliert ſie immer mehr und mehr. Selbſt
bei dem erſten Anblick bemerkt man eine gewiſſe Un-
ordnung die misfaͤllt. Aber wenn man nun im Ein-
zelnen zu unterſuchen anfaͤngt, ſo wird man ſo un-
willig, daß ich fuͤr mein Individuum dies fuͤr die
bildende Kunſt ſo unbetraͤchtliche Werk nie habe an-
ſehen koͤnnen, ohne das Metall zu bedauern, was
daran verſchwendet iſt. Theatraliſche Stellungen,
unbedeutende oder gezierte Geſichtsbildungen, Ge-
waͤnder wie Felſen, uͤberladene Zierrathen von ſchlech-
tem Geſchmack: Alles erinnert an die Fehler des
Kirchenſtils, deſſen Hauptbefoͤrderer, Bernini, auch
Verfertiger dieſes Werkes iſt.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/255>, abgerufen am 16.02.2025.
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