Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.Anmerkungen falschen Widerschein der Glätte, welcher verhindert,die Figuren anders als aus einem Gesichtspunkte zu erkennen; -- Genung! Ein Gemählde in Mosaik ist die schönste Tapete eines großen Gebäudes, gemacht die Flächen der Wände bequem zu füllen, und den Eindruck von Pracht und Dauerhaftigkeit, den ein Gebäude geben muß, durch den Rückblick auf die Geschicklichkeit des Künstlers, und die Festigkeit und Kostbarkeit der Materie zu erhöhen. Doch! ich will noch billiger seyn: Mosaiken Und so würde sich das bestätigen, was ich an in
Anmerkungen falſchen Widerſchein der Glaͤtte, welcher verhindert,die Figuren anders als aus einem Geſichtspunkte zu erkennen; — Genung! Ein Gemaͤhlde in Moſaik iſt die ſchoͤnſte Tapete eines großen Gebaͤudes, gemacht die Flaͤchen der Waͤnde bequem zu fuͤllen, und den Eindruck von Pracht und Dauerhaftigkeit, den ein Gebaͤude geben muß, durch den Ruͤckblick auf die Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers, und die Feſtigkeit und Koſtbarkeit der Materie zu erhoͤhen. Doch! ich will noch billiger ſeyn: Moſaiken Und ſo wuͤrde ſich das beſtaͤtigen, was ich an in
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0238" n="214"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anmerkungen</hi></fw><lb/> falſchen Widerſchein der Glaͤtte, welcher verhindert,<lb/> die Figuren anders als aus einem Geſichtspunkte zu<lb/> erkennen; — Genung! Ein Gemaͤhlde in Moſaik<lb/> iſt die ſchoͤnſte Tapete eines großen Gebaͤudes, gemacht<lb/> die Flaͤchen der Waͤnde bequem zu fuͤllen, und den<lb/> Eindruck von Pracht und Dauerhaftigkeit, den ein<lb/> Gebaͤude geben muß, durch den Ruͤckblick auf die<lb/> Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers, und die Feſtigkeit und<lb/> Koſtbarkeit der Materie zu erhoͤhen.</p><lb/> <p>Doch! ich will noch billiger ſeyn: Moſaiken<lb/> koͤnnen ſchaͤtzbare Ueberlieferungen ſolcher Gemaͤhlde<lb/> werden, deren Hauptvorzug in den Theilen beſteht,<lb/> die ein großes Ganze dem erſten Anblick wohlgefaͤllig<lb/> machen. Sie geben uns die gute Anordnung der<lb/> Gruppen des Vorbildes, den Gedanken der Stel-<lb/> lung einzelner Figuren, den Stil der Gewaͤnder, die<lb/> Wahl des herrſchenden Tons der Farbe und des Lichts,<lb/> die Leitung dieſes letztern ziemlich getreu wieder.<lb/> Aber an Schoͤnheit und Wahrheit des Details iſt<lb/> nicht zu denken.</p><lb/> <p>Und ſo wuͤrde ſich das beſtaͤtigen, was ich an<lb/> einem andern Orte bereits geaͤußert habe: Die muſi-<lb/> viſche Mahlerei ſteht auf der Graͤnze zwiſchen dem<lb/> ſchoͤnen Kunſtwerke und der bloßen Handwerkerarbeit.<lb/> Sie hat einen gegruͤndeten Anſpruch auf unſere dank-<lb/> bare Verehrung, weil ſie die ſinnliche Erinnerung<lb/> manches Gemaͤhldes erhaͤlt, deſſen leicht zu zerſtoͤ-<lb/> render Stoff nach Verlauf von einigen Jahren, nicht<lb/> einſt den Schatten ſeiner ehemaligen Vortrefflichkeit<lb/> zeigen wird. Dadurch erhaͤlt ſie den Vorzug vor<lb/> den <hi rendition="#aq">tapiſſeries des Gobelins,</hi> ſie erhaͤlt ihn aber<lb/> auch dadurch, daß ſie fuͤr ein feſtes, maſſives, und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0238]
Anmerkungen
falſchen Widerſchein der Glaͤtte, welcher verhindert,
die Figuren anders als aus einem Geſichtspunkte zu
erkennen; — Genung! Ein Gemaͤhlde in Moſaik
iſt die ſchoͤnſte Tapete eines großen Gebaͤudes, gemacht
die Flaͤchen der Waͤnde bequem zu fuͤllen, und den
Eindruck von Pracht und Dauerhaftigkeit, den ein
Gebaͤude geben muß, durch den Ruͤckblick auf die
Geſchicklichkeit des Kuͤnſtlers, und die Feſtigkeit und
Koſtbarkeit der Materie zu erhoͤhen.
Doch! ich will noch billiger ſeyn: Moſaiken
koͤnnen ſchaͤtzbare Ueberlieferungen ſolcher Gemaͤhlde
werden, deren Hauptvorzug in den Theilen beſteht,
die ein großes Ganze dem erſten Anblick wohlgefaͤllig
machen. Sie geben uns die gute Anordnung der
Gruppen des Vorbildes, den Gedanken der Stel-
lung einzelner Figuren, den Stil der Gewaͤnder, die
Wahl des herrſchenden Tons der Farbe und des Lichts,
die Leitung dieſes letztern ziemlich getreu wieder.
Aber an Schoͤnheit und Wahrheit des Details iſt
nicht zu denken.
Und ſo wuͤrde ſich das beſtaͤtigen, was ich an
einem andern Orte bereits geaͤußert habe: Die muſi-
viſche Mahlerei ſteht auf der Graͤnze zwiſchen dem
ſchoͤnen Kunſtwerke und der bloßen Handwerkerarbeit.
Sie hat einen gegruͤndeten Anſpruch auf unſere dank-
bare Verehrung, weil ſie die ſinnliche Erinnerung
manches Gemaͤhldes erhaͤlt, deſſen leicht zu zerſtoͤ-
render Stoff nach Verlauf von einigen Jahren, nicht
einſt den Schatten ſeiner ehemaligen Vortrefflichkeit
zeigen wird. Dadurch erhaͤlt ſie den Vorzug vor
den tapiſſeries des Gobelins, ſie erhaͤlt ihn aber
auch dadurch, daß ſie fuͤr ein feſtes, maſſives, und
in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |