Dies merkwürdigste unter allen neueren Gebäuden in Rücksicht auf Baukunst, scheint in Anse- hung der Mahlerei und Bildhauerkunst nicht einen ganz gleichen Anspruch auf die Aufmerksamkeit des Liebhabers zu verdienen. Diese haben sich, gefälli- gen Schwestern gleich, mit ihrer Schönheit hinter die Baukunst zurückgezogen, und dieser nur ihren Schmuck geliehen, damit ihre eigene besser zu zieren.
Zwei Stücke dieses von den verschwisterten Kün- sten entlehnten Schmucks dienen dem Gebäude beson- ders zur Verschönerung. Die Gemählde in Mosaik, und die Statuen an den Grabmälern oder Monu- menten.
Ueber beide muß ich einige Bemerkungen voraus- schicken.
Mosaische, oder besser Musivische GemähldeBemerkun- gen über die Mosaische oder besser Musivische Mahlerei. (von dem Lateinischen Worte opus Musivum) sind, wie bekannt ist, Mahlereien, welche durch Zusammensetzung feiner Glasstifte von verschiedenen Farben verfertigt werden.
Es ist mir unbegreiflich, wie der Herr von Scheib in seinem Köremon 2) habe sagen können; "daß diese "Gemählde so vortrefflich in Mosaik glänzten, als sie "kunstreich auf ihrer Leinewand erschienen; daß sie das "Auge der scharfsinnigsten Kenner entzückten u. s. w.
Mit
1) Hr. D. Volkmann S. 62. Titi P. I.
2) S. 393. im 2ten Theile.
Dritter Theil. O
uͤber die einzelnen Kirchen.
Die St. Peterskirche.1)
Dies merkwuͤrdigſte unter allen neueren Gebaͤuden in Ruͤckſicht auf Baukunſt, ſcheint in Anſe- hung der Mahlerei und Bildhauerkunſt nicht einen ganz gleichen Anſpruch auf die Aufmerkſamkeit des Liebhabers zu verdienen. Dieſe haben ſich, gefaͤlli- gen Schweſtern gleich, mit ihrer Schoͤnheit hinter die Baukunſt zuruͤckgezogen, und dieſer nur ihren Schmuck geliehen, damit ihre eigene beſſer zu zieren.
Zwei Stuͤcke dieſes von den verſchwiſterten Kuͤn- ſten entlehnten Schmucks dienen dem Gebaͤude beſon- ders zur Verſchoͤnerung. Die Gemaͤhlde in Moſaik, und die Statuen an den Grabmaͤlern oder Monu- menten.
Ueber beide muß ich einige Bemerkungen voraus- ſchicken.
Moſaiſche, oder beſſer Muſiviſche GemaͤhldeBemerkun- gen uͤber die Moſaiſche oder beſſer Muſiviſche Mahlerei. (von dem Lateiniſchen Worte opus Muſivum) ſind, wie bekannt iſt, Mahlereien, welche durch Zuſammenſetzung feiner Glasſtifte von verſchiedenen Farben verfertigt werden.
Es iſt mir unbegreiflich, wie der Herr von Scheib in ſeinem Koͤremon 2) habe ſagen koͤnnen; „daß dieſe „Gemaͤhlde ſo vortrefflich in Moſaik glaͤnzten, als ſie „kunſtreich auf ihrer Leinewand erſchienen; daß ſie das „Auge der ſcharfſinnigſten Kenner entzuͤckten u. ſ. w.
Mit
1) Hr. D. Volkmann S. 62. Titi P. I.
2) S. 393. im 2ten Theile.
Dritter Theil. O
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uͤber die einzelnen Kirchen.
Die St. Peterskirche. 1)
Dies merkwuͤrdigſte unter allen neueren Gebaͤuden
in Ruͤckſicht auf Baukunſt, ſcheint in Anſe-
hung der Mahlerei und Bildhauerkunſt nicht einen
ganz gleichen Anſpruch auf die Aufmerkſamkeit des
Liebhabers zu verdienen. Dieſe haben ſich, gefaͤlli-
gen Schweſtern gleich, mit ihrer Schoͤnheit hinter
die Baukunſt zuruͤckgezogen, und dieſer nur ihren
Schmuck geliehen, damit ihre eigene beſſer zu zieren.
Zwei Stuͤcke dieſes von den verſchwiſterten Kuͤn-
ſten entlehnten Schmucks dienen dem Gebaͤude beſon-
ders zur Verſchoͤnerung. Die Gemaͤhlde in Moſaik,
und die Statuen an den Grabmaͤlern oder Monu-
menten.
Ueber beide muß ich einige Bemerkungen voraus-
ſchicken.
Moſaiſche, oder beſſer Muſiviſche Gemaͤhlde
(von dem Lateiniſchen Worte opus Muſivum)
ſind, wie bekannt iſt, Mahlereien, welche durch
Zuſammenſetzung feiner Glasſtifte von verſchiedenen
Farben verfertigt werden.
Bemerkun-
gen uͤber die
Moſaiſche
oder beſſer
Muſiviſche
Mahlerei.
Es iſt mir unbegreiflich, wie der Herr von Scheib
in ſeinem Koͤremon 2) habe ſagen koͤnnen; „daß dieſe
„Gemaͤhlde ſo vortrefflich in Moſaik glaͤnzten, als ſie
„kunſtreich auf ihrer Leinewand erſchienen; daß ſie das
„Auge der ſcharfſinnigſten Kenner entzuͤckten u. ſ. w.
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1) Hr. D. Volkmann S. 62. Titi P. I.
2) S. 393. im 2ten Theile.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/233>, abgerufen am 23.02.2025.
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