Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.Der kleine Pallast Farnese. genommen: z. E. die Frau die das Gefäß auf demKopfe trägt, aus dem Incendio del Borgo. Dem ohngeachtet bleibt dem Giulio Romano noch das Verdienst einiger sehr reizenden Zusätze von seiner eigenen Erfindung: z. E. einiger schönen Köpfe, und des äußerst lieblichen Amors, der Roxanen aus- kleidet. Das zweite Gemählde stellet den Alexan- Das 8) Nachricht
über die Fa- milie des Darius von Paolo Ve- ronese, im Pallast Pisa- ni zu Vene- dig.Ich kann mir hier nicht das Vergnügen versagen, einer Vorstellung der Familie des Darius im Pal- last Pisani zu Venedig zu erwähnen, die mir unter mehreren ähnlichen, durch die vortreffliche Abwech- selung in dem Ausdruck der Affekten eine vorzügli- che Aufmerksamkeit zu verdienen scheint. Sie ist von Paolo Veronese, und nach meinem Gefühle die beste Composition dieses Meisters. Ich will nur mit ein Paar Worten den Gedanken berühren. Die unglückliche Familie liegt zu des Helden Füßen, der noch nicht tröstet, sondern die erste Regung des Mitleids zu empfinden, den ersten bestürzten Rück- blick auf die Unbeständigkeit des Schicksals zu wer- fen scheint. Dieser Augenblick ist sehr glücklich ge- wählt, denn er interessirt uns schon für den Ale- xander, und nimmt uns nichts von der Theilneh- mung an der Ungewißheit, worin wir die Familie des Darius über ihr Schicksal sehen. Die Mutter, eine Der kleine Pallaſt Farneſe. genommen: z. E. die Frau die das Gefaͤß auf demKopfe traͤgt, aus dem Incendio del Borgo. Dem ohngeachtet bleibt dem Giulio Romano noch das Verdienſt einiger ſehr reizenden Zuſaͤtze von ſeiner eigenen Erfindung: z. E. einiger ſchoͤnen Koͤpfe, und des aͤußerſt lieblichen Amors, der Roxanen aus- kleidet. Das zweite Gemaͤhlde ſtellet den Alexan- Das 8) Nachricht
uͤber die Fa- milie des Darius von Paolo Ve- roneſe, im Pallaſt Piſa- ni zu Vene- dig.Ich kann mir hier nicht das Vergnuͤgen verſagen, einer Vorſtellung der Familie des Darius im Pal- laſt Piſani zu Venedig zu erwaͤhnen, die mir unter mehreren aͤhnlichen, durch die vortreffliche Abwech- ſelung in dem Ausdruck der Affekten eine vorzuͤgli- che Aufmerkſamkeit zu verdienen ſcheint. Sie iſt von Paolo Veroneſe, und nach meinem Gefuͤhle die beſte Compoſition dieſes Meiſters. Ich will nur mit ein Paar Worten den Gedanken beruͤhren. Die ungluͤckliche Familie liegt zu des Helden Fuͤßen, der noch nicht troͤſtet, ſondern die erſte Regung des Mitleids zu empfinden, den erſten beſtuͤrzten Ruͤck- blick auf die Unbeſtaͤndigkeit des Schickſals zu wer- fen ſcheint. Dieſer Augenblick iſt ſehr gluͤcklich ge- waͤhlt, denn er intereſſirt uns ſchon fuͤr den Ale- xander, und nimmt uns nichts von der Theilneh- mung an der Ungewißheit, worin wir die Familie des Darius uͤber ihr Schickſal ſehen. Die Mutter, eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0156" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der kleine Pallaſt Farneſe.</hi></fw><lb/> genommen: z. E. die Frau die das Gefaͤß auf dem<lb/> Kopfe traͤgt, aus dem <hi rendition="#aq">Incendio del Borgo.</hi><lb/> Dem ohngeachtet bleibt dem Giulio Romano noch<lb/> das Verdienſt einiger ſehr reizenden Zuſaͤtze von ſeiner<lb/> eigenen Erfindung: z. E. einiger ſchoͤnen Koͤpfe, und<lb/> des aͤußerſt lieblichen Amors, der Roxanen aus-<lb/> kleidet.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Das zweite Gemaͤhlde ſtellet den Alexan-<lb/> der und die Familie des Darius vor.</hi> Die<lb/> Compoſition iſt ſchoͤn, man ſieht, wie le Brun ſie<lb/> zu nutzen gewußt hat. Aber uͤber die Ausfuͤhrung<lb/> wage ich nicht zu urtheilen, da von des Meiſters<lb/> Hand nur einige wenige Figuren linker Hand uͤbrig<lb/> ſind. Der Reſt iſt uͤbermahlt. <note xml:id="note-0156" next="#note-0157" place="foot" n="8)"><note place="left">Nachricht<lb/> uͤber die Fa-<lb/> milie des<lb/> Darius von<lb/> Paolo Ve-<lb/> roneſe, im<lb/> Pallaſt Piſa-<lb/> ni zu Vene-<lb/> dig.</note>Ich kann mir hier nicht das Vergnuͤgen verſagen,<lb/> einer Vorſtellung der Familie des Darius im Pal-<lb/> laſt Piſani zu Venedig zu erwaͤhnen, die mir unter<lb/> mehreren aͤhnlichen, durch die vortreffliche Abwech-<lb/> ſelung in dem Ausdruck der Affekten eine vorzuͤgli-<lb/> che Aufmerkſamkeit zu verdienen ſcheint. Sie iſt<lb/> von Paolo Veroneſe, und nach meinem Gefuͤhle<lb/> die beſte Compoſition dieſes Meiſters. Ich will<lb/> nur mit ein Paar Worten den Gedanken beruͤhren.<lb/> Die ungluͤckliche Familie liegt zu des Helden Fuͤßen,<lb/> der noch nicht troͤſtet, ſondern die erſte Regung des<lb/> Mitleids zu empfinden, den erſten beſtuͤrzten Ruͤck-<lb/> blick auf die Unbeſtaͤndigkeit des Schickſals zu wer-<lb/> fen ſcheint. Dieſer Augenblick iſt ſehr gluͤcklich ge-<lb/> waͤhlt, denn er intereſſirt uns ſchon fuͤr den Ale-<lb/> xander, und nimmt uns nichts von der Theilneh-<lb/> mung an der Ungewißheit, worin wir die Familie<lb/> des Darius uͤber ihr Schickſal ſehen. Die Mutter,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eine</fw></note></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0156]
Der kleine Pallaſt Farneſe.
genommen: z. E. die Frau die das Gefaͤß auf dem
Kopfe traͤgt, aus dem Incendio del Borgo.
Dem ohngeachtet bleibt dem Giulio Romano noch
das Verdienſt einiger ſehr reizenden Zuſaͤtze von ſeiner
eigenen Erfindung: z. E. einiger ſchoͤnen Koͤpfe, und
des aͤußerſt lieblichen Amors, der Roxanen aus-
kleidet.
Das zweite Gemaͤhlde ſtellet den Alexan-
der und die Familie des Darius vor. Die
Compoſition iſt ſchoͤn, man ſieht, wie le Brun ſie
zu nutzen gewußt hat. Aber uͤber die Ausfuͤhrung
wage ich nicht zu urtheilen, da von des Meiſters
Hand nur einige wenige Figuren linker Hand uͤbrig
ſind. Der Reſt iſt uͤbermahlt. 8)
Das
8) Ich kann mir hier nicht das Vergnuͤgen verſagen,
einer Vorſtellung der Familie des Darius im Pal-
laſt Piſani zu Venedig zu erwaͤhnen, die mir unter
mehreren aͤhnlichen, durch die vortreffliche Abwech-
ſelung in dem Ausdruck der Affekten eine vorzuͤgli-
che Aufmerkſamkeit zu verdienen ſcheint. Sie iſt
von Paolo Veroneſe, und nach meinem Gefuͤhle
die beſte Compoſition dieſes Meiſters. Ich will
nur mit ein Paar Worten den Gedanken beruͤhren.
Die ungluͤckliche Familie liegt zu des Helden Fuͤßen,
der noch nicht troͤſtet, ſondern die erſte Regung des
Mitleids zu empfinden, den erſten beſtuͤrzten Ruͤck-
blick auf die Unbeſtaͤndigkeit des Schickſals zu wer-
fen ſcheint. Dieſer Augenblick iſt ſehr gluͤcklich ge-
waͤhlt, denn er intereſſirt uns ſchon fuͤr den Ale-
xander, und nimmt uns nichts von der Theilneh-
mung an der Ungewißheit, worin wir die Familie
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