Beim Eintritt durch das große Thor, welches zu diesen Gärten führet, trifft man in einer Art von Schuppen die Materialien zu einem Triumph- bogen an, der von dem Hause Farnese jedesmal er- richtet wird, wenn ein neuer Pabst Possession vom Lateran nimmt.
Hier steht + der berühmte Torso eines jun- gen Helden, von dem Winkelmann mit Recht viel Gutes sagt. Die Umrisse sind äußerst fließend, und die Arbeit ist sehr besorgt.
Weiterhin unter den Terrassen trifft man meh- rere mittelmäßige Statuen an, die aus dem Co- losseo hieher gebracht seyn sollen.
Auf der ersten Terrasse findet man einen Porticus mit Arcaden und einer Grotte. Hier stehen wieder mehrere Statuen: Eine sitzende Frauensperson, zwei gefangene Barbaren auf halben Leib, an denen Köpfe und Hände neu sind, und einige an- dere meistens unbeträchtliche Figuren: imgleichen einige Büsten. Das Vorzüglichste was hier ehe- mals stand, ist nach Neapel gegangen, unter an- dern auch die schöne Statue der Agrippina.
Auf
1) In der Beschreibung, die Herr Dr. Volkmann in seinen Historisch kritischen Nachrichten über Italien, II. Theil. S. 617. Edit. von 1777. geliefert hat, herrscht große Unordnung. Man hat sie hier in Rücksicht auf die Kunstwerke zu verbessern gesucht.
Villa Farneſe oder Orti Farneſiani.1)
Beim Eintritt durch das große Thor, welches zu dieſen Gaͤrten fuͤhret, trifft man in einer Art von Schuppen die Materialien zu einem Triumph- bogen an, der von dem Hauſe Farneſe jedesmal er- richtet wird, wenn ein neuer Pabſt Poſſeſſion vom Lateran nimmt.
Hier ſteht † der beruͤhmte Torſo eines jun- gen Helden, von dem Winkelmann mit Recht viel Gutes ſagt. Die Umriſſe ſind aͤußerſt fließend, und die Arbeit iſt ſehr beſorgt.
Weiterhin unter den Terraſſen trifft man meh- rere mittelmaͤßige Statuen an, die aus dem Co- loſſeo hieher gebracht ſeyn ſollen.
Auf der erſten Terraſſe findet man einen Porticus mit Arcaden und einer Grotte. Hier ſtehen wieder mehrere Statuen: Eine ſitzende Frauensperſon, zwei gefangene Barbaren auf halben Leib, an denen Koͤpfe und Haͤnde neu ſind, und einige an- dere meiſtens unbetraͤchtliche Figuren: imgleichen einige Buͤſten. Das Vorzuͤglichſte was hier ehe- mals ſtand, iſt nach Neapel gegangen, unter an- dern auch die ſchoͤne Statue der Agrippina.
Auf
1) In der Beſchreibung, die Herr Dr. Volkmann in ſeinen Hiſtoriſch kritiſchen Nachrichten uͤber Italien, II. Theil. S. 617. Edit. von 1777. geliefert hat, herrſcht große Unordnung. Man hat ſie hier in Ruͤckſicht auf die Kunſtwerke zu verbeſſern geſucht.
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Villa Farneſe
oder Orti Farneſiani. 1)
Beim Eintritt durch das große Thor, welches zu
dieſen Gaͤrten fuͤhret, trifft man in einer Art
von Schuppen die Materialien zu einem Triumph-
bogen an, der von dem Hauſe Farneſe jedesmal er-
richtet wird, wenn ein neuer Pabſt Poſſeſſion vom
Lateran nimmt.
Hier ſteht † der beruͤhmte Torſo eines jun-
gen Helden, von dem Winkelmann mit Recht viel
Gutes ſagt. Die Umriſſe ſind aͤußerſt fließend, und
die Arbeit iſt ſehr beſorgt.
Weiterhin unter den Terraſſen trifft man meh-
rere mittelmaͤßige Statuen an, die aus dem Co-
loſſeo hieher gebracht ſeyn ſollen.
Auf der erſten Terraſſe findet man einen Porticus
mit Arcaden und einer Grotte. Hier ſtehen wieder
mehrere Statuen: Eine ſitzende Frauensperſon,
zwei gefangene Barbaren auf halben Leib, an
denen Koͤpfe und Haͤnde neu ſind, und einige an-
dere meiſtens unbetraͤchtliche Figuren: imgleichen
einige Buͤſten. Das Vorzuͤglichſte was hier ehe-
mals ſtand, iſt nach Neapel gegangen, unter an-
dern auch die ſchoͤne Statue der Agrippina.
Auf
1) In der Beſchreibung, die Herr Dr. Volkmann in
ſeinen Hiſtoriſch kritiſchen Nachrichten uͤber Italien,
II. Theil. S. 617. Edit. von 1777. geliefert hat,
herrſcht große Unordnung. Man hat ſie hier in
Ruͤckſicht auf die Kunſtwerke zu verbeſſern geſucht.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/117>, abgerufen am 23.02.2025.
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