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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Colonna.
Weiber von ihrer Begleitung. Dieses große
aber nicht ganz geendigte Bild ist vom Guido. Die
Anordnung ist gut, aber die Stellung der Herodias
gezwungen, und ihrem schönen Kopfe fehlt es an
Ausdruck. Die übrigen Weiberköpfe sind sehr lieb-
lich. Den Gewändern merkt man den Gliedermann
an. Das Helldunkle ist mit Verstand behandelt.
Die Färbung fällt ins Graue.

+ Venus und Amor von Paul Veronese.
Diese Gruppe ist gut gedacht. Amor hascht nach
dem Bogen, den ihm Venus vorenthält. Aber
dieß lehrt bloß die Stellung; die Köpfe sagen nichts,
und nehmen gar nicht an der Handlung Theil. Die
Färbung ist schön. Nur Schade, daß der ängst-
lich fromme Besitzer dieser Gallerie den vorher zu
entblößten Busen der Venus mit einem Gewande
hat bedecken lassen. Die Stoffe sind schön, und
das Helldunkle ist gut behandelt. Die Zeichnung ist
incorrekt, das eine Bein der Venus läßt sich schlech-
terdings aus dem Gewande nicht heraus finden.

Venus und Amor, ein schlechtes Gemählde,
das man dem Andrea Sachi zuschreibt.

+ Der verlohrne Sohn vom Guercino.
Eben dieses Süjet hat der Mahler auch in dem Pal-
last Doria behandelt, aber das Bild, das wir vor
uns haben, hat ohnstreitig vor jenem viele Vorzüge.
Die Zusammensetzung ist zwar nicht ohne Fehler.
Der junge Mann, der zur Seite die Gardine auf-
hebt, und wahrscheinlich den ältesten Sohn vorstel-
len soll, nimmt gar keinen Theil an der Handlung.
Der verlohrne Sohn hingegen vergießt wahre Thrä-

nen

Pallaſt Colonna.
Weiber von ihrer Begleitung. Dieſes große
aber nicht ganz geendigte Bild iſt vom Guido. Die
Anordnung iſt gut, aber die Stellung der Herodias
gezwungen, und ihrem ſchoͤnen Kopfe fehlt es an
Ausdruck. Die uͤbrigen Weiberkoͤpfe ſind ſehr lieb-
lich. Den Gewaͤndern merkt man den Gliedermann
an. Das Helldunkle iſt mit Verſtand behandelt.
Die Faͤrbung faͤllt ins Graue.

Venus und Amor von Paul Veroneſe.
Dieſe Gruppe iſt gut gedacht. Amor haſcht nach
dem Bogen, den ihm Venus vorenthaͤlt. Aber
dieß lehrt bloß die Stellung; die Koͤpfe ſagen nichts,
und nehmen gar nicht an der Handlung Theil. Die
Faͤrbung iſt ſchoͤn. Nur Schade, daß der aͤngſt-
lich fromme Beſitzer dieſer Gallerie den vorher zu
entbloͤßten Buſen der Venus mit einem Gewande
hat bedecken laſſen. Die Stoffe ſind ſchoͤn, und
das Helldunkle iſt gut behandelt. Die Zeichnung iſt
incorrekt, das eine Bein der Venus laͤßt ſich ſchlech-
terdings aus dem Gewande nicht heraus finden.

Venus und Amor, ein ſchlechtes Gemaͤhlde,
das man dem Andrea Sachi zuſchreibt.

Der verlohrne Sohn vom Guercino.
Eben dieſes Suͤjet hat der Mahler auch in dem Pal-
laſt Doria behandelt, aber das Bild, das wir vor
uns haben, hat ohnſtreitig vor jenem viele Vorzuͤge.
Die Zuſammenſetzung iſt zwar nicht ohne Fehler.
Der junge Mann, der zur Seite die Gardine auf-
hebt, und wahrſcheinlich den aͤlteſten Sohn vorſtel-
len ſoll, nimmt gar keinen Theil an der Handlung.
Der verlohrne Sohn hingegen vergießt wahre Thraͤ-

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[80/0094] Pallaſt Colonna. Weiber von ihrer Begleitung. Dieſes große aber nicht ganz geendigte Bild iſt vom Guido. Die Anordnung iſt gut, aber die Stellung der Herodias gezwungen, und ihrem ſchoͤnen Kopfe fehlt es an Ausdruck. Die uͤbrigen Weiberkoͤpfe ſind ſehr lieb- lich. Den Gewaͤndern merkt man den Gliedermann an. Das Helldunkle iſt mit Verſtand behandelt. Die Faͤrbung faͤllt ins Graue. † Venus und Amor von Paul Veroneſe. Dieſe Gruppe iſt gut gedacht. Amor haſcht nach dem Bogen, den ihm Venus vorenthaͤlt. Aber dieß lehrt bloß die Stellung; die Koͤpfe ſagen nichts, und nehmen gar nicht an der Handlung Theil. Die Faͤrbung iſt ſchoͤn. Nur Schade, daß der aͤngſt- lich fromme Beſitzer dieſer Gallerie den vorher zu entbloͤßten Buſen der Venus mit einem Gewande hat bedecken laſſen. Die Stoffe ſind ſchoͤn, und das Helldunkle iſt gut behandelt. Die Zeichnung iſt incorrekt, das eine Bein der Venus laͤßt ſich ſchlech- terdings aus dem Gewande nicht heraus finden. Venus und Amor, ein ſchlechtes Gemaͤhlde, das man dem Andrea Sachi zuſchreibt. † Der verlohrne Sohn vom Guercino. Eben dieſes Suͤjet hat der Mahler auch in dem Pal- laſt Doria behandelt, aber das Bild, das wir vor uns haben, hat ohnſtreitig vor jenem viele Vorzuͤge. Die Zuſammenſetzung iſt zwar nicht ohne Fehler. Der junge Mann, der zur Seite die Gardine auf- hebt, und wahrſcheinlich den aͤlteſten Sohn vorſtel- len ſoll, nimmt gar keinen Theil an der Handlung. Der verlohrne Sohn hingegen vergießt wahre Thraͤ- nen

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/94>, abgerufen am 24.11.2024.