durch die Bemerkung gekommen, daß Männer von starker Natur nicht immer die enthaltsamsten zu seyn pflegen. 28 b)
Thetis.
+ Thetis. In den Trümmern der Villa Antonini Pii gefunden. Der Kopf, ein Arm, beide Hände, und ein Bein sind neu. Sie ist bis auf die Schenkel unbekleidet, und lehnt sich auf ein Ru- der, welches auf einem Triton stehet. Mit diesem hat sich ein Theil der Base erhalten, worauf drei Dolche erhoben gearbeitet sind, und die, wie Win- kelmann 29) behauptet, nicht, wie gemeiniglich an- genommen wird, am Vordertheile, sondern am Hintertheile der alten Schiffe befindlich waren. Nach dieser Idee ist die Base ergänzt.
Winkelmann geräth bei Beschreibung dieser Statue in eine Art von Entzückung, die man seinem feurigen Gefühle für das Schöne, und seiner dank- baren Anhänglichkeit an dem Cardinal seinem Gönner zu Gute halten muß. -- "Sie gehöre, sagt er, "unter die allerschönsten des Alterthums." -- "In keiner weiblichen Statue, die mediceische Venus kaum ausgenommen, erscheine die Jugend an der Gränze des reifern Alters so schön, so züchtig rein." -- "Ihr Haupt gleiche der aufbrechenden Knospe einer Frühlingsrose." -- "Unter dem Gewande erblicke man die schönsten Schenkel, die je in Marmor gebil- det worden." -- "Der dichterische Meister dieser Nereide bringe sie aus den Wellen des Meeres her- aus, annoch ungerührt von Liebe" etc. --
Ganz
28 b) Winkelm. Versucheiner Allegorie S. 45 bemerkt, daß er sein Wasser läßt.
29) G. d. K. S. 849.
Villa Albani.
durch die Bemerkung gekommen, daß Maͤnner von ſtarker Natur nicht immer die enthaltſamſten zu ſeyn pflegen. 28 b)
Thetis.
† Thetis. In den Truͤmmern der Villa Antonini Pii gefunden. Der Kopf, ein Arm, beide Haͤnde, und ein Bein ſind neu. Sie iſt bis auf die Schenkel unbekleidet, und lehnt ſich auf ein Ru- der, welches auf einem Triton ſtehet. Mit dieſem hat ſich ein Theil der Baſe erhalten, worauf drei Dolche erhoben gearbeitet ſind, und die, wie Win- kelmann 29) behauptet, nicht, wie gemeiniglich an- genommen wird, am Vordertheile, ſondern am Hintertheile der alten Schiffe befindlich waren. Nach dieſer Idee iſt die Baſe ergaͤnzt.
Winkelmann geraͤth bei Beſchreibung dieſer Statue in eine Art von Entzuͤckung, die man ſeinem feurigen Gefuͤhle fuͤr das Schoͤne, und ſeiner dank- baren Anhaͤnglichkeit an dem Cardinal ſeinem Goͤnner zu Gute halten muß. — „Sie gehoͤre, ſagt er, „unter die allerſchoͤnſten des Alterthums.“ — „In keiner weiblichen Statue, die mediceiſche Venus kaum ausgenommen, erſcheine die Jugend an der Graͤnze des reifern Alters ſo ſchoͤn, ſo zuͤchtig rein.“ — „Ihr Haupt gleiche der aufbrechenden Knoſpe einer Fruͤhlingsroſe.“ — „Unter dem Gewande erblicke man die ſchoͤnſten Schenkel, die je in Marmor gebil- det worden.“ — „Der dichteriſche Meiſter dieſer Nereide bringe ſie aus den Wellen des Meeres her- aus, annoch ungeruͤhrt von Liebe“ ꝛc. —
Ganz
28 b) Winkelm. Verſucheiner Allegorie S. 45 bemerkt, daß er ſein Waſſer laͤßt.
29) G. d. K. S. 849.
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Villa Albani.
durch die Bemerkung gekommen, daß Maͤnner von
ſtarker Natur nicht immer die enthaltſamſten zu ſeyn
pflegen. 28 b)
† Thetis. In den Truͤmmern der Villa
Antonini Pii gefunden. Der Kopf, ein Arm, beide
Haͤnde, und ein Bein ſind neu. Sie iſt bis auf
die Schenkel unbekleidet, und lehnt ſich auf ein Ru-
der, welches auf einem Triton ſtehet. Mit dieſem
hat ſich ein Theil der Baſe erhalten, worauf drei
Dolche erhoben gearbeitet ſind, und die, wie Win-
kelmann 29) behauptet, nicht, wie gemeiniglich an-
genommen wird, am Vordertheile, ſondern am
Hintertheile der alten Schiffe befindlich waren. Nach
dieſer Idee iſt die Baſe ergaͤnzt.
Winkelmann geraͤth bei Beſchreibung dieſer
Statue in eine Art von Entzuͤckung, die man ſeinem
feurigen Gefuͤhle fuͤr das Schoͤne, und ſeiner dank-
baren Anhaͤnglichkeit an dem Cardinal ſeinem Goͤnner
zu Gute halten muß. — „Sie gehoͤre, ſagt er,
„unter die allerſchoͤnſten des Alterthums.“ — „In
keiner weiblichen Statue, die mediceiſche Venus
kaum ausgenommen, erſcheine die Jugend an der
Graͤnze des reifern Alters ſo ſchoͤn, ſo zuͤchtig rein.“ —
„Ihr Haupt gleiche der aufbrechenden Knoſpe einer
Fruͤhlingsroſe.“ — „Unter dem Gewande erblicke
man die ſchoͤnſten Schenkel, die je in Marmor gebil-
det worden.“ — „Der dichteriſche Meiſter dieſer
Nereide bringe ſie aus den Wellen des Meeres her-
aus, annoch ungeruͤhrt von Liebe“ ꝛc. —
Ganz
28 b) Winkelm. Verſucheiner Allegorie S. 45 bemerkt,
daß er ſein Waſſer laͤßt.
29) G. d. K. S. 849.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/68>, abgerufen am 24.07.2024.
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