uns aufgestellten Akteurs würklich reden, daß wir nur zu weit entfernt sind, sie zu hören. Man gehe ans Fenster, in jeder Minute werden uns verständ- liche Auftritte erscheinen, wobei für uns kein Wort geredet wird, wobei man gar nicht die Absicht hat uns zu verständigen, und wo wahrlich die Gemählde die man uns in dieser Absicht vorhalten könnte, ziem- lich weit hergeholt werden müßten.
Gedanken also als Gedanken bringen keine merk- liche Veränderung auf den Körper hervor. Es ist wahr! selbst ernste Betrachtung, ruhiger Dialog, Raisonnement, lassen sich im Allgemeinen und in so fern versinnlichen, als das Herz daran unvermerkt Theil nimmt, und die Seele dadurch in eine gewisse Fassung gesetzt wird, die sich auf der Oberfläche des Körpers äußert: Mithin läßt sich die Art, wie die Seele überhaupt denkt, durch die Modification des Körpers mahlen: Aber das was sie denkt, die ein- zelnen Gedanken keinesweges.
Und wenn sich nun die einzelnen Gedanken nicht angeben und bezeichnen lassen, so ist der Ausdruck eines Betrachters, eines Redenden, eines raisonni- renden Philosophen ein elendes unbestimmtes Frag- ment, das weder unsern Verstand noch unser Herz zur theilnehmenden Mitempfindung aufzufordern im Stande ist: ein Ausdruck der von dem Zustande eines Körpers in Ruhe so wenig abweicht, daß es für das theilnehmende Auge eben so gut wäre, er wiche gar nicht davon ab. Er mag wohl sehr gute Sachen sagen, der Mann dort der demonstrirt, aber was habe ich davon? ich kann ihn nicht hören.
Die
Pallaſt Barberini.
uns aufgeſtellten Akteurs wuͤrklich reden, daß wir nur zu weit entfernt ſind, ſie zu hoͤren. Man gehe ans Fenſter, in jeder Minute werden uns verſtaͤnd- liche Auftritte erſcheinen, wobei fuͤr uns kein Wort geredet wird, wobei man gar nicht die Abſicht hat uns zu verſtaͤndigen, und wo wahrlich die Gemaͤhlde die man uns in dieſer Abſicht vorhalten koͤnnte, ziem- lich weit hergeholt werden muͤßten.
Gedanken alſo als Gedanken bringen keine merk- liche Veraͤnderung auf den Koͤrper hervor. Es iſt wahr! ſelbſt ernſte Betrachtung, ruhiger Dialog, Raiſonnement, laſſen ſich im Allgemeinen und in ſo fern verſinnlichen, als das Herz daran unvermerkt Theil nimmt, und die Seele dadurch in eine gewiſſe Faſſung geſetzt wird, die ſich auf der Oberflaͤche des Koͤrpers aͤußert: Mithin laͤßt ſich die Art, wie die Seele uͤberhaupt denkt, durch die Modification des Koͤrpers mahlen: Aber das was ſie denkt, die ein- zelnen Gedanken keinesweges.
Und wenn ſich nun die einzelnen Gedanken nicht angeben und bezeichnen laſſen, ſo iſt der Ausdruck eines Betrachters, eines Redenden, eines raiſonni- renden Philoſophen ein elendes unbeſtimmtes Frag- ment, das weder unſern Verſtand noch unſer Herz zur theilnehmenden Mitempfindung aufzufordern im Stande iſt: ein Ausdruck der von dem Zuſtande eines Koͤrpers in Ruhe ſo wenig abweicht, daß es fuͤr das theilnehmende Auge eben ſo gut waͤre, er wiche gar nicht davon ab. Er mag wohl ſehr gute Sachen ſagen, der Mann dort der demonſtrirt, aber was habe ich davon? ich kann ihn nicht hoͤren.
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Pallaſt Barberini.
uns aufgeſtellten Akteurs wuͤrklich reden, daß wir
nur zu weit entfernt ſind, ſie zu hoͤren. Man gehe
ans Fenſter, in jeder Minute werden uns verſtaͤnd-
liche Auftritte erſcheinen, wobei fuͤr uns kein Wort
geredet wird, wobei man gar nicht die Abſicht hat
uns zu verſtaͤndigen, und wo wahrlich die Gemaͤhlde
die man uns in dieſer Abſicht vorhalten koͤnnte, ziem-
lich weit hergeholt werden muͤßten.
Gedanken alſo als Gedanken bringen keine merk-
liche Veraͤnderung auf den Koͤrper hervor. Es iſt
wahr! ſelbſt ernſte Betrachtung, ruhiger Dialog,
Raiſonnement, laſſen ſich im Allgemeinen und in ſo
fern verſinnlichen, als das Herz daran unvermerkt
Theil nimmt, und die Seele dadurch in eine gewiſſe
Faſſung geſetzt wird, die ſich auf der Oberflaͤche des
Koͤrpers aͤußert: Mithin laͤßt ſich die Art, wie die
Seele uͤberhaupt denkt, durch die Modification des
Koͤrpers mahlen: Aber das was ſie denkt, die ein-
zelnen Gedanken keinesweges.
Und wenn ſich nun die einzelnen Gedanken nicht
angeben und bezeichnen laſſen, ſo iſt der Ausdruck
eines Betrachters, eines Redenden, eines raiſonni-
renden Philoſophen ein elendes unbeſtimmtes Frag-
ment, das weder unſern Verſtand noch unſer Herz
zur theilnehmenden Mitempfindung aufzufordern im
Stande iſt: ein Ausdruck der von dem Zuſtande
eines Koͤrpers in Ruhe ſo wenig abweicht, daß es
fuͤr das theilnehmende Auge eben ſo gut waͤre, er
wiche gar nicht davon ab. Er mag wohl ſehr gute
Sachen ſagen, der Mann dort der demonſtrirt, aber
was habe ich davon? ich kann ihn nicht hoͤren.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/312>, abgerufen am 27.07.2024.
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