Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.Pallast Barberini. uns aufgestellten Akteurs würklich reden, daß wirnur zu weit entfernt sind, sie zu hören. Man gehe ans Fenster, in jeder Minute werden uns verständ- liche Auftritte erscheinen, wobei für uns kein Wort geredet wird, wobei man gar nicht die Absicht hat uns zu verständigen, und wo wahrlich die Gemählde die man uns in dieser Absicht vorhalten könnte, ziem- lich weit hergeholt werden müßten. Gedanken also als Gedanken bringen keine merk- Und wenn sich nun die einzelnen Gedanken nicht Die
Pallaſt Barberini. uns aufgeſtellten Akteurs wuͤrklich reden, daß wirnur zu weit entfernt ſind, ſie zu hoͤren. Man gehe ans Fenſter, in jeder Minute werden uns verſtaͤnd- liche Auftritte erſcheinen, wobei fuͤr uns kein Wort geredet wird, wobei man gar nicht die Abſicht hat uns zu verſtaͤndigen, und wo wahrlich die Gemaͤhlde die man uns in dieſer Abſicht vorhalten koͤnnte, ziem- lich weit hergeholt werden muͤßten. Gedanken alſo als Gedanken bringen keine merk- Und wenn ſich nun die einzelnen Gedanken nicht Die
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Pallaſt Barberini.
uns aufgeſtellten Akteurs wuͤrklich reden, daß wir
nur zu weit entfernt ſind, ſie zu hoͤren. Man gehe
ans Fenſter, in jeder Minute werden uns verſtaͤnd-
liche Auftritte erſcheinen, wobei fuͤr uns kein Wort
geredet wird, wobei man gar nicht die Abſicht hat
uns zu verſtaͤndigen, und wo wahrlich die Gemaͤhlde
die man uns in dieſer Abſicht vorhalten koͤnnte, ziem-
lich weit hergeholt werden muͤßten.
Gedanken alſo als Gedanken bringen keine merk-
liche Veraͤnderung auf den Koͤrper hervor. Es iſt
wahr! ſelbſt ernſte Betrachtung, ruhiger Dialog,
Raiſonnement, laſſen ſich im Allgemeinen und in ſo
fern verſinnlichen, als das Herz daran unvermerkt
Theil nimmt, und die Seele dadurch in eine gewiſſe
Faſſung geſetzt wird, die ſich auf der Oberflaͤche des
Koͤrpers aͤußert: Mithin laͤßt ſich die Art, wie die
Seele uͤberhaupt denkt, durch die Modification des
Koͤrpers mahlen: Aber das was ſie denkt, die ein-
zelnen Gedanken keinesweges.
Und wenn ſich nun die einzelnen Gedanken nicht
angeben und bezeichnen laſſen, ſo iſt der Ausdruck
eines Betrachters, eines Redenden, eines raiſonni-
renden Philoſophen ein elendes unbeſtimmtes Frag-
ment, das weder unſern Verſtand noch unſer Herz
zur theilnehmenden Mitempfindung aufzufordern im
Stande iſt: ein Ausdruck der von dem Zuſtande
eines Koͤrpers in Ruhe ſo wenig abweicht, daß es
fuͤr das theilnehmende Auge eben ſo gut waͤre, er
wiche gar nicht davon ab. Er mag wohl ſehr gute
Sachen ſagen, der Mann dort der demonſtrirt, aber
was habe ich davon? ich kann ihn nicht hoͤren.
Die
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