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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Olgiati.
an Bestimmtheit in der Zeichnung, auf die Ausfüh-
rung dieses Bildes durch einen der Schüler des Ra-
phaels schließen.

Das Gemählde gegen über stellet einige
Männer und Weiber vor, die, während daß
Amor schläft, seine Pfeile gegen eine Scheibe
verschießen, die an eine männliche Herme an-
gelehnet ist. Viele unter diesen Figuren
schweben in der Luft.
Es hält schwer, die Be-
deutung dieses Bildes zu errathen. Die einzelnen
Figuren haben die sweltesten und schönsten Umrisse.

Das dritte stellet Roxane an ihrer Toi-
lette vor; ihre Weiber bringen ihr Gefäße
mit Blumen.

Außer diesen drei Gemählden mit weitläuftigern
Compositionen findet man mehrere einzelne Figu-
ren
in die Arabesken hineingewebt.

Angefüllt mit dem Gegenstande, dem dieser Ort
geheiligt war, hat der Künstler das Bild seiner
Geliebten
in mehreren verschiedenen Stellungen
dargestellt. Schade! daß ihre Gesichtsbildung nicht
den Charakter sanfter Feinheit an sich trägt, die man
dem Frauenzimmer zutrauen sollte, an die sich Ra-
phaels Herz zu hängen im Stande war.

Die übrigen Figuren sind eben so viel Träume
einer süß schwärmenden Einbildungskraft. Bald
Sirenen deren Schwänze sich in Blumen endigen,
bald Männer, die leicht über Blumenstengel weg-
schlüpfen. Dann wieder Amorinen mit verschiedenen

Spielen
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Villa Olgiati.
an Beſtimmtheit in der Zeichnung, auf die Ausfuͤh-
rung dieſes Bildes durch einen der Schuͤler des Ra-
phaels ſchließen.

Das Gemaͤhlde gegen uͤber ſtellet einige
Maͤnner und Weiber vor, die, waͤhrend daß
Amor ſchlaͤft, ſeine Pfeile gegen eine Scheibe
verſchießen, die an eine maͤnnliche Herme an-
gelehnet iſt. Viele unter dieſen Figuren
ſchweben in der Luft.
Es haͤlt ſchwer, die Be-
deutung dieſes Bildes zu errathen. Die einzelnen
Figuren haben die ſwelteſten und ſchoͤnſten Umriſſe.

Das dritte ſtellet Roxane an ihrer Toi-
lette vor; ihre Weiber bringen ihr Gefaͤße
mit Blumen.

Außer dieſen drei Gemaͤhlden mit weitlaͤuftigern
Compoſitionen findet man mehrere einzelne Figu-
ren
in die Arabeſken hineingewebt.

Angefuͤllt mit dem Gegenſtande, dem dieſer Ort
geheiligt war, hat der Kuͤnſtler das Bild ſeiner
Geliebten
in mehreren verſchiedenen Stellungen
dargeſtellt. Schade! daß ihre Geſichtsbildung nicht
den Charakter ſanfter Feinheit an ſich traͤgt, die man
dem Frauenzimmer zutrauen ſollte, an die ſich Ra-
phaels Herz zu haͤngen im Stande war.

Die uͤbrigen Figuren ſind eben ſo viel Traͤume
einer ſuͤß ſchwaͤrmenden Einbildungskraft. Bald
Sirenen deren Schwaͤnze ſich in Blumen endigen,
bald Maͤnner, die leicht uͤber Blumenſtengel weg-
ſchluͤpfen. Dann wieder Amorinen mit verſchiedenen

Spielen
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[265/0279] Villa Olgiati. an Beſtimmtheit in der Zeichnung, auf die Ausfuͤh- rung dieſes Bildes durch einen der Schuͤler des Ra- phaels ſchließen. Das Gemaͤhlde gegen uͤber ſtellet einige Maͤnner und Weiber vor, die, waͤhrend daß Amor ſchlaͤft, ſeine Pfeile gegen eine Scheibe verſchießen, die an eine maͤnnliche Herme an- gelehnet iſt. Viele unter dieſen Figuren ſchweben in der Luft. Es haͤlt ſchwer, die Be- deutung dieſes Bildes zu errathen. Die einzelnen Figuren haben die ſwelteſten und ſchoͤnſten Umriſſe. Das dritte ſtellet Roxane an ihrer Toi- lette vor; ihre Weiber bringen ihr Gefaͤße mit Blumen. Außer dieſen drei Gemaͤhlden mit weitlaͤuftigern Compoſitionen findet man mehrere einzelne Figu- ren in die Arabeſken hineingewebt. Angefuͤllt mit dem Gegenſtande, dem dieſer Ort geheiligt war, hat der Kuͤnſtler das Bild ſeiner Geliebten in mehreren verſchiedenen Stellungen dargeſtellt. Schade! daß ihre Geſichtsbildung nicht den Charakter ſanfter Feinheit an ſich traͤgt, die man dem Frauenzimmer zutrauen ſollte, an die ſich Ra- phaels Herz zu haͤngen im Stande war. Die uͤbrigen Figuren ſind eben ſo viel Traͤume einer ſuͤß ſchwaͤrmenden Einbildungskraft. Bald Sirenen deren Schwaͤnze ſich in Blumen endigen, bald Maͤnner, die leicht uͤber Blumenſtengel weg- ſchluͤpfen. Dann wieder Amorinen mit verſchiedenen Spielen R 5

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/279>, abgerufen am 24.08.2024.