stände aufgefunden hat, die durch die gute Wür- kung, die sie an dem Orte ihrer Aufstellung hervor- bringen, zu ihrer gegenwärtigen Bestimmung ur- sprünglich verfertigt zu seyn scheinen.
Der verstorbene Cardinal Albani hat von seinerVerdienste des Cardi- nals Albani um die neuere Kunst und die Kenntniß der alten; der wiederherge- stellte gute Geschmack in der Sculptur und die wah- re Richtung des antiqua- rischen Stu- dii scheinen von dieser Villa ausge- gangen zu seyn. frühesten Jugend an alles, was sich von alten Kunst- werken zu seiner Zeit auftreiben ließ, mit unermüde- ter Sorgfalt gesammelt: Und seine Zeit dauerte lang, sie war der Befriedigung seiner edlen Liebhaberei sehr günstig. Er ward 80 Jahr alt, und ehe er den Geschmack an der Antike wieder belebt hatte, theilte er ihn mit Niemanden in Rom.
Ihm gebührt das Lob, diesen Geschmack wie- der hergestellet zu haben: durch das Ansehn seines Beispiels bei seinen Landsleuten, durch die Unterhal- tung, die fremde Liebhaber in seinem Umgange fan- den, durch den Schutz, den er Gelehrten und Künst- lern angedeihen ließ. Diese wurden bei ihm mit ein- ander vertrauet, sie lernten einer von dem andern: Mengs und Winkelmann sammleten hier den Stoff zu Werken, durch die ein neues Licht in der Kunst aufgieng. Der Künstler wurde auf die Ideen von wahrer Schönheit, von einfacher Größe und Bedeu- tung in den Werken der Alten zurückgeführt, und der Antiquar lernte diese als schöne Kunstwerke studie- ren. Die häufigen Ergänzungen verstümmelter Statuen, und die Lehren des Cardinals, der in dem Umgang mit der Antike alt geworden war, verdrän- geten vorzüglich in der Sculptur jenen ausschweifen- den Kirchenstil der Schüler des Algardi und Bernini, um dem reinern der Alten Platz zu machen. Zuletzt
zogen
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Villa Albani.
ſtaͤnde aufgefunden hat, die durch die gute Wuͤr- kung, die ſie an dem Orte ihrer Aufſtellung hervor- bringen, zu ihrer gegenwaͤrtigen Beſtimmung ur- ſpruͤnglich verfertigt zu ſeyn ſcheinen.
Der verſtorbene Cardinal Albani hat von ſeinerVerdienſte des Cardi- nals Albani um die neuere Kunſt und die Kenntniß der alten; der wiederherge- ſtellte gute Geſchmack in der Sculptur und die wah- re Richtung des antiqua- riſchen Stu- dii ſcheinen von dieſer Villa ausge- gangen zu ſeyn. fruͤheſten Jugend an alles, was ſich von alten Kunſt- werken zu ſeiner Zeit auftreiben ließ, mit unermuͤde- ter Sorgfalt geſammelt: Und ſeine Zeit dauerte lang, ſie war der Befriedigung ſeiner edlen Liebhaberei ſehr guͤnſtig. Er ward 80 Jahr alt, und ehe er den Geſchmack an der Antike wieder belebt hatte, theilte er ihn mit Niemanden in Rom.
Ihm gebuͤhrt das Lob, dieſen Geſchmack wie- der hergeſtellet zu haben: durch das Anſehn ſeines Beiſpiels bei ſeinen Landsleuten, durch die Unterhal- tung, die fremde Liebhaber in ſeinem Umgange fan- den, durch den Schutz, den er Gelehrten und Kuͤnſt- lern angedeihen ließ. Dieſe wurden bei ihm mit ein- ander vertrauet, ſie lernten einer von dem andern: Mengs und Winkelmann ſammleten hier den Stoff zu Werken, durch die ein neues Licht in der Kunſt aufgieng. Der Kuͤnſtler wurde auf die Ideen von wahrer Schoͤnheit, von einfacher Groͤße und Bedeu- tung in den Werken der Alten zuruͤckgefuͤhrt, und der Antiquar lernte dieſe als ſchoͤne Kunſtwerke ſtudie- ren. Die haͤufigen Ergaͤnzungen verſtuͤmmelter Statuen, und die Lehren des Cardinals, der in dem Umgang mit der Antike alt geworden war, verdraͤn- geten vorzuͤglich in der Sculptur jenen ausſchweifen- den Kirchenſtil der Schuͤler des Algardi und Bernini, um dem reinern der Alten Platz zu machen. Zuletzt
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Villa Albani.
ſtaͤnde aufgefunden hat, die durch die gute Wuͤr-
kung, die ſie an dem Orte ihrer Aufſtellung hervor-
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ſpruͤnglich verfertigt zu ſeyn ſcheinen.
Der verſtorbene Cardinal Albani hat von ſeiner
fruͤheſten Jugend an alles, was ſich von alten Kunſt-
werken zu ſeiner Zeit auftreiben ließ, mit unermuͤde-
ter Sorgfalt geſammelt: Und ſeine Zeit dauerte lang,
ſie war der Befriedigung ſeiner edlen Liebhaberei ſehr
guͤnſtig. Er ward 80 Jahr alt, und ehe er den
Geſchmack an der Antike wieder belebt hatte, theilte
er ihn mit Niemanden in Rom.
Verdienſte
des Cardi-
nals Albani
um die neuere
Kunſt und die
Kenntniß der
alten; der
wiederherge-
ſtellte gute
Geſchmack in
der Sculptur
und die wah-
re Richtung
des antiqua-
riſchen Stu-
dii ſcheinen
von dieſer
Villa ausge-
gangen zu
ſeyn.
Ihm gebuͤhrt das Lob, dieſen Geſchmack wie-
der hergeſtellet zu haben: durch das Anſehn ſeines
Beiſpiels bei ſeinen Landsleuten, durch die Unterhal-
tung, die fremde Liebhaber in ſeinem Umgange fan-
den, durch den Schutz, den er Gelehrten und Kuͤnſt-
lern angedeihen ließ. Dieſe wurden bei ihm mit ein-
ander vertrauet, ſie lernten einer von dem andern:
Mengs und Winkelmann ſammleten hier den Stoff
zu Werken, durch die ein neues Licht in der Kunſt
aufgieng. Der Kuͤnſtler wurde auf die Ideen von
wahrer Schoͤnheit, von einfacher Groͤße und Bedeu-
tung in den Werken der Alten zuruͤckgefuͤhrt, und
der Antiquar lernte dieſe als ſchoͤne Kunſtwerke ſtudie-
ren. Die haͤufigen Ergaͤnzungen verſtuͤmmelter
Statuen, und die Lehren des Cardinals, der in dem
Umgang mit der Antike alt geworden war, verdraͤn-
geten vorzuͤglich in der Sculptur jenen ausſchweifen-
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/23>, abgerufen am 23.07.2024.
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