Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.Villa Ludovisi. römischer und griechischer Weiber besser als ich voneinander zu unterscheiden wissen. Die griechische Innschrift zeiget, daß diese Gruppe Pätus. Arria und Pätus. Unter diesem offenbar Das 4) Winkelmann verwirft S. 804. s. G. d. K. mit
Recht die gewöhnliche Erklärung von der Mutter des Papirius mit ihrem Sohne, und seine eigene früher gewagte, die aus der Geschichte der Phädra und des Hippolytus hergenommen ist. Hippoly- tus verwarf den Antrag der Phädra mit Abscheu, und diesen deutet der gerührte Antheil in den Mi- nen, der um die Mutter geschlungene Arm, nicht an. Ob die kurzen abgeschnittenen Haare schlecht- hin auf eine Elektra und einen Orestes weisen müs- sen, getraue ich mir nicht zu entscheiden. Unge- wöhnlich sind freilich die abgeschnittenen Haare bei weiblichen Figuren des Alterthums, und in der unsrigen mit dem Sandrart eine männliche wie- der zu erkennen -- er hält sie für den Aurelius und Lucius Verus, so wie Perrier schlechtweg für Brüder die sich umarmen -- verhindert der bloße Anblick. Villa Ludoviſi. roͤmiſcher und griechiſcher Weiber beſſer als ich voneinander zu unterſcheiden wiſſen. Die griechiſche Innſchrift zeiget, daß dieſe Gruppe Paͤtus. Arria und Paͤtus. Unter dieſem offenbar Das 4) Winkelmann verwirft S. 804. ſ. G. d. K. mit
Recht die gewoͤhnliche Erklaͤrung von der Mutter des Papirius mit ihrem Sohne, und ſeine eigene fruͤher gewagte, die aus der Geſchichte der Phaͤdra und des Hippolytus hergenommen iſt. Hippoly- tus verwarf den Antrag der Phaͤdra mit Abſcheu, und dieſen deutet der geruͤhrte Antheil in den Mi- nen, der um die Mutter geſchlungene Arm, nicht an. Ob die kurzen abgeſchnittenen Haare ſchlecht- hin auf eine Elektra und einen Oreſtes weiſen muͤſ- ſen, getraue ich mir nicht zu entſcheiden. Unge- woͤhnlich ſind freilich die abgeſchnittenen Haare bei weiblichen Figuren des Alterthums, und in der unſrigen mit dem Sandrart eine maͤnnliche wie- der zu erkennen — er haͤlt ſie fuͤr den Aurelius und Lucius Verus, ſo wie Perrier ſchlechtweg fuͤr Bruͤder die ſich umarmen — verhindert der bloße Anblick. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Villa Ludoviſi.</hi></fw><lb/> roͤmiſcher und griechiſcher Weiber beſſer als ich von<lb/> einander zu unterſcheiden wiſſen.</p><lb/> <p>Die griechiſche Innſchrift zeiget, daß dieſe Gruppe<lb/> vom Menelaus, des Stephanus Schuͤler, gearbei-<lb/> tet worden. <note place="foot" n="4)">Winkelmann verwirft S. 804. ſ. G. d. K. mit<lb/> Recht die gewoͤhnliche Erklaͤrung von der Mutter<lb/> des Papirius mit ihrem Sohne, und ſeine eigene<lb/> fruͤher gewagte, die aus der Geſchichte der Phaͤdra<lb/> und des Hippolytus hergenommen iſt. Hippoly-<lb/> tus verwarf den Antrag der Phaͤdra mit Abſcheu,<lb/> und dieſen deutet der geruͤhrte Antheil in den Mi-<lb/> nen, der um die Mutter geſchlungene Arm, nicht<lb/> an. Ob die kurzen abgeſchnittenen Haare ſchlecht-<lb/> hin auf eine Elektra und einen Oreſtes weiſen muͤſ-<lb/> ſen, getraue ich mir nicht zu entſcheiden. Unge-<lb/> woͤhnlich ſind freilich die abgeſchnittenen Haare<lb/> bei weiblichen Figuren des Alterthums, und in<lb/> der unſrigen mit dem Sandrart eine maͤnnliche wie-<lb/> der zu erkennen — er haͤlt ſie fuͤr den Aurelius und<lb/> Lucius Verus, ſo wie Perrier ſchlechtweg fuͤr<lb/> Bruͤder die ſich umarmen — verhindert der bloße<lb/> Anblick.</note></p><lb/> <note place="left">Arria und<lb/> Paͤtus.</note> <p><hi rendition="#fr">Arria und Paͤtus.</hi> Unter dieſem offenbar<lb/> falſchen Nahmen geht die Gruppe eines Mannes,<lb/> der ſich mit einer Hand erſticht, und mit der andern<lb/> eine Frauensperſon haͤlt, die erſtochen vor ihm kraft-<lb/> los niederſinkt. Auf der Erde liegt ein Schild, und<lb/> eine Degenſcheide.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [206/0220]
Villa Ludoviſi.
roͤmiſcher und griechiſcher Weiber beſſer als ich von
einander zu unterſcheiden wiſſen.
Die griechiſche Innſchrift zeiget, daß dieſe Gruppe
vom Menelaus, des Stephanus Schuͤler, gearbei-
tet worden. 4)
Arria und Paͤtus. Unter dieſem offenbar
falſchen Nahmen geht die Gruppe eines Mannes,
der ſich mit einer Hand erſticht, und mit der andern
eine Frauensperſon haͤlt, die erſtochen vor ihm kraft-
los niederſinkt. Auf der Erde liegt ein Schild, und
eine Degenſcheide.
Das
4) Winkelmann verwirft S. 804. ſ. G. d. K. mit
Recht die gewoͤhnliche Erklaͤrung von der Mutter
des Papirius mit ihrem Sohne, und ſeine eigene
fruͤher gewagte, die aus der Geſchichte der Phaͤdra
und des Hippolytus hergenommen iſt. Hippoly-
tus verwarf den Antrag der Phaͤdra mit Abſcheu,
und dieſen deutet der geruͤhrte Antheil in den Mi-
nen, der um die Mutter geſchlungene Arm, nicht
an. Ob die kurzen abgeſchnittenen Haare ſchlecht-
hin auf eine Elektra und einen Oreſtes weiſen muͤſ-
ſen, getraue ich mir nicht zu entſcheiden. Unge-
woͤhnlich ſind freilich die abgeſchnittenen Haare
bei weiblichen Figuren des Alterthums, und in
der unſrigen mit dem Sandrart eine maͤnnliche wie-
der zu erkennen — er haͤlt ſie fuͤr den Aurelius und
Lucius Verus, ſo wie Perrier ſchlechtweg fuͤr
Bruͤder die ſich umarmen — verhindert der bloße
Anblick.
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