Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.Pallast Quirinale. kniet sie schon vor Christo in einer Glorie. DieHand, die man unten am Rande des Bildes wie abgeschnitten aus der Erde herausragen siehet, und welche einem Mann gehören soll, der unten in der Grube dem Körper nachhilft, macht einen üblen Ein- druck. Aber dies abgerechnet, hat das Gemählde sehr große Schönheiten. Die Figuren sind wenig- stens in Rücksicht auf Beleuchtung gut zusammen gruppirt. Die Köpfe haben viel Ausdruck, die Zeichnung ist wahr, obgleich ohne Feinheit und ohne edle Wahl der Formen. Was die Gewänder be- trifft, so scheinen sie alle in einer Trödelbude zusam- mengesucht zu seyn. Die Färbung ist sehr kräftig, nur fällt die Carnation ein wenig zu sehr ins Rothe, und die Schatten sind zu schwarz. Diesen letzten Fehler bemerkt man vorzüglich in den weißen Gewän- dern. Das Hauptverdienst dieses Gemähldes ist das Ergreifende der Darstellung, durch Ründung der Figuren, die aus dem Grunde hervorzutreten scheinen. Die Luft ist zu blau. Man tritt darauf in die päbstliche Capelle, Es giebt noch eine Capelle in diesem Pal- Der N 4
Pallaſt Quirinale. kniet ſie ſchon vor Chriſto in einer Glorie. DieHand, die man unten am Rande des Bildes wie abgeſchnitten aus der Erde herausragen ſiehet, und welche einem Mann gehoͤren ſoll, der unten in der Grube dem Koͤrper nachhilft, macht einen uͤblen Ein- druck. Aber dies abgerechnet, hat das Gemaͤhlde ſehr große Schoͤnheiten. Die Figuren ſind wenig- ſtens in Ruͤckſicht auf Beleuchtung gut zuſammen gruppirt. Die Koͤpfe haben viel Ausdruck, die Zeichnung iſt wahr, obgleich ohne Feinheit und ohne edle Wahl der Formen. Was die Gewaͤnder be- trifft, ſo ſcheinen ſie alle in einer Troͤdelbude zuſam- mengeſucht zu ſeyn. Die Faͤrbung iſt ſehr kraͤftig, nur faͤllt die Carnation ein wenig zu ſehr ins Rothe, und die Schatten ſind zu ſchwarz. Dieſen letzten Fehler bemerkt man vorzuͤglich in den weißen Gewaͤn- dern. Das Hauptverdienſt dieſes Gemaͤhldes iſt das Ergreifende der Darſtellung, durch Ruͤndung der Figuren, die aus dem Grunde hervorzutreten ſcheinen. Die Luft iſt zu blau. Man tritt darauf in die paͤbſtliche Capelle, Es giebt noch eine Capelle in dieſem Pal- Der N 4
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Pallaſt Quirinale.
kniet ſie ſchon vor Chriſto in einer Glorie. Die
Hand, die man unten am Rande des Bildes wie
abgeſchnitten aus der Erde herausragen ſiehet, und
welche einem Mann gehoͤren ſoll, der unten in der
Grube dem Koͤrper nachhilft, macht einen uͤblen Ein-
druck. Aber dies abgerechnet, hat das Gemaͤhlde
ſehr große Schoͤnheiten. Die Figuren ſind wenig-
ſtens in Ruͤckſicht auf Beleuchtung gut zuſammen
gruppirt. Die Koͤpfe haben viel Ausdruck, die
Zeichnung iſt wahr, obgleich ohne Feinheit und ohne
edle Wahl der Formen. Was die Gewaͤnder be-
trifft, ſo ſcheinen ſie alle in einer Troͤdelbude zuſam-
mengeſucht zu ſeyn. Die Faͤrbung iſt ſehr kraͤftig,
nur faͤllt die Carnation ein wenig zu ſehr ins Rothe,
und die Schatten ſind zu ſchwarz. Dieſen letzten
Fehler bemerkt man vorzuͤglich in den weißen Gewaͤn-
dern. Das Hauptverdienſt dieſes Gemaͤhldes iſt das
Ergreifende der Darſtellung, durch Ruͤndung der
Figuren, die aus dem Grunde hervorzutreten ſcheinen.
Die Luft iſt zu blau.
Man tritt darauf in die paͤbſtliche Capelle,
deren Decke nach den Zeichnungen des Al-
gardi von Stuckaturarbeit, wiewohl in ziem-
lich ſchlechtem Geſchmacke, verzieret iſt.
Es giebt noch eine Capelle in dieſem Pal-
laſte mit einem Gemaͤhlde, das den Chriſt
unter den Kriegsknechten vorſtellet. Es iſt
al Freſco, und ſcheinet aus der Schule des Guido
zu ſeyn.
Der
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