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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Villa Medicis.

Auf dem ersten Treppenabsatz ein Apollo
über Lebensgröße, mit einem Schwan zu sei-
nen Füßen
: in dem weichlichern Charakter, worin
er dem Bacchus ähnelt. Er ist von Seiten des
Gedankens und der Stellung nicht ohne Verdienst.
Aber die Ausführung ist mittelmäßig. Vielleicht
eine Copie nach einem vortrefflichen Werke.


In dem Porticus des Hauptgebäudes
nach dem Garten zu sechs drappirte weibliche
Figuren colossalisch
. Sie verdienen alle Auf-
merksamkeit vorzüglich in Rücksicht der Gewänder.
Köpfe und Arme aber sind beinahe an allen neu.

+ Nur diejenige weibliche Figur, die beimSchöne Fi-
gur eines
Weibes, in
nachdenken-
der, schwer-
müthiger
Stellung.

Eintritt in den Garten linker Hand steht, das
Haupt auf den Arm gestützt
, ist davon auszu-
nehmen. Vielleicht dürfte überhaupt diese Figur die

beste
falls frei. Weiter hin hart an der Wand, vom
Rücken zu gesehen, der fliehende Sohn, und ge-
gen über der Sohn in sinkender Stellung. Die
beiden entgegengesetzten Enden haben der fliehende
Sohn, und die fliehende Tochter ausgefüllt, beide
wieder frei.
Aus dieser Distribution der Figuren würde eine
den besten Basreliefs der Alten ähnliche Disposi-
tion von vortretenden und zurückweichenden Figu-
ren in gehöriger Abwechselung von Größe und
Stellung erfolgen, die ohne Rücksicht auf mahle-
rische Gruppirung, als welche hier ganz wegfällt,
dem Auge ein anziehendes Ganze ohne die geringste
Aufopferung einzelner Formen könnte dargeboten
haben.
K 2
Villa Medicis.

Auf dem erſten Treppenabſatz ein Apollo
uͤber Lebensgroͤße, mit einem Schwan zu ſei-
nen Fuͤßen
: in dem weichlichern Charakter, worin
er dem Bacchus aͤhnelt. Er iſt von Seiten des
Gedankens und der Stellung nicht ohne Verdienſt.
Aber die Ausfuͤhrung iſt mittelmaͤßig. Vielleicht
eine Copie nach einem vortrefflichen Werke.


In dem Porticus des Hauptgebaͤudes
nach dem Garten zu ſechs drappirte weibliche
Figuren coloſſaliſch
. Sie verdienen alle Auf-
merkſamkeit vorzuͤglich in Ruͤckſicht der Gewaͤnder.
Koͤpfe und Arme aber ſind beinahe an allen neu.

† Nur diejenige weibliche Figur, die beimSchoͤne Fi-
gur eines
Weibes, in
nachdenken-
der, ſchwer-
muͤthiger
Stellung.

Eintritt in den Garten linker Hand ſteht, das
Haupt auf den Arm geſtuͤtzt
, iſt davon auszu-
nehmen. Vielleicht duͤrfte uͤberhaupt dieſe Figur die

beſte
falls frei. Weiter hin hart an der Wand, vom
Ruͤcken zu geſehen, der fliehende Sohn, und ge-
gen uͤber der Sohn in ſinkender Stellung. Die
beiden entgegengeſetzten Enden haben der fliehende
Sohn, und die fliehende Tochter ausgefuͤllt, beide
wieder frei.
Aus dieſer Diſtribution der Figuren wuͤrde eine
den beſten Basreliefs der Alten aͤhnliche Dispoſi-
tion von vortretenden und zuruͤckweichenden Figu-
ren in gehoͤriger Abwechſelung von Groͤße und
Stellung erfolgen, die ohne Ruͤckſicht auf mahle-
riſche Gruppirung, als welche hier ganz wegfaͤllt,
dem Auge ein anziehendes Ganze ohne die geringſte
Aufopferung einzelner Formen koͤnnte dargeboten
haben.
K 2
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[147/0161] Villa Medicis. Auf dem erſten Treppenabſatz ein Apollo uͤber Lebensgroͤße, mit einem Schwan zu ſei- nen Fuͤßen: in dem weichlichern Charakter, worin er dem Bacchus aͤhnelt. Er iſt von Seiten des Gedankens und der Stellung nicht ohne Verdienſt. Aber die Ausfuͤhrung iſt mittelmaͤßig. Vielleicht eine Copie nach einem vortrefflichen Werke. In dem Porticus des Hauptgebaͤudes nach dem Garten zu ſechs drappirte weibliche Figuren coloſſaliſch. Sie verdienen alle Auf- merkſamkeit vorzuͤglich in Ruͤckſicht der Gewaͤnder. Koͤpfe und Arme aber ſind beinahe an allen neu. † Nur diejenige weibliche Figur, die beim Eintritt in den Garten linker Hand ſteht, das Haupt auf den Arm geſtuͤtzt, iſt davon auszu- nehmen. Vielleicht duͤrfte uͤberhaupt dieſe Figur die beſte 1) Schoͤne Fi- gur eines Weibes, in nachdenken- der, ſchwer- muͤthiger Stellung. 1) falls frei. Weiter hin hart an der Wand, vom Ruͤcken zu geſehen, der fliehende Sohn, und ge- gen uͤber der Sohn in ſinkender Stellung. Die beiden entgegengeſetzten Enden haben der fliehende Sohn, und die fliehende Tochter ausgefuͤllt, beide wieder frei. Aus dieſer Diſtribution der Figuren wuͤrde eine den beſten Basreliefs der Alten aͤhnliche Dispoſi- tion von vortretenden und zuruͤckweichenden Figu- ren in gehoͤriger Abwechſelung von Groͤße und Stellung erfolgen, die ohne Ruͤckſicht auf mahle- riſche Gruppirung, als welche hier ganz wegfaͤllt, dem Auge ein anziehendes Ganze ohne die geringſte Aufopferung einzelner Formen koͤnnte dargeboten haben. K 2

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/161>, abgerufen am 28.11.2024.