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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Colonna.
Lichts auf einen Körper hervorbringt, ausdrücken,
ohne die Abwechselung, die dadurch entsteht, nach
kluger Einsicht ihrer Würkung im Ganzen aus-
zutheilen.

Um die Verschiedenheit des Colorits von der
Abwechselung heller und dunkler Partien, wie sie
durch die eigentliche Ründung entsteht, und den Ab-
stand dieser Ründung von der weisen Vertheilung
heller und dunkler Partien in einem Gemählde, (von
dem eigentlichen Helldunkeln,) besser zu unterschei-
den, bitte ich um einige Aufmerksamkeit auf folgende
Bemerkungen.

Der Italienische Nahme Chiaro oscuro,
von dem das französische Clair obscur und unser
deutsches Helldunkle herstammt, bedeutete ursprüng-
lich Gemählde aus einer Farbe, deren hellere Mi-
schung Chiaro, das Licht, die dunklere oscuro,
den Schatten anzeigt: Der Zusatz von Weiß und
Schwarz liefert in Gemählden aus einer Farbe die
nothwendigen Mischungen, um die zur Ründung er-
forderliche Degradation des Lichts zum Schatten,
mithin auch die daraus entstehende Abwechselung hel-
ler und dunkler Theile, auszudrücken. In vielfar-
bigen Gemählden kann man die Ründung auch durch
andere Mischungen begreiflich machen. Nicht blos
der Zusatz von Weiß und Schwarz macht einen
gewissen Theil hervorragend oder zurückweichend, d. i.
hell oder dunkel, sondern die reinen Farben tragen
auch die ursprüngliche Verschiedenheit an sich, das
Auge bald mehr bald weniger anzuziehen, je nach-
dem sie durch ihre lockere oder dichtere Consistenz

mehr

Pallaſt Colonna.
Lichts auf einen Koͤrper hervorbringt, ausdruͤcken,
ohne die Abwechſelung, die dadurch entſteht, nach
kluger Einſicht ihrer Wuͤrkung im Ganzen aus-
zutheilen.

Um die Verſchiedenheit des Colorits von der
Abwechſelung heller und dunkler Partien, wie ſie
durch die eigentliche Ruͤndung entſteht, und den Ab-
ſtand dieſer Ruͤndung von der weiſen Vertheilung
heller und dunkler Partien in einem Gemaͤhlde, (von
dem eigentlichen Helldunkeln,) beſſer zu unterſchei-
den, bitte ich um einige Aufmerkſamkeit auf folgende
Bemerkungen.

Der Italieniſche Nahme Chiaro oscuro,
von dem das franzoͤſiſche Clair obſcur und unſer
deutſches Helldunkle herſtammt, bedeutete urſpruͤng-
lich Gemaͤhlde aus einer Farbe, deren hellere Mi-
ſchung Chiaro, das Licht, die dunklere oscuro,
den Schatten anzeigt: Der Zuſatz von Weiß und
Schwarz liefert in Gemaͤhlden aus einer Farbe die
nothwendigen Miſchungen, um die zur Ruͤndung er-
forderliche Degradation des Lichts zum Schatten,
mithin auch die daraus entſtehende Abwechſelung hel-
ler und dunkler Theile, auszudruͤcken. In vielfar-
bigen Gemaͤhlden kann man die Ruͤndung auch durch
andere Miſchungen begreiflich machen. Nicht blos
der Zuſatz von Weiß und Schwarz macht einen
gewiſſen Theil hervorragend oder zuruͤckweichend, d. i.
hell oder dunkel, ſondern die reinen Farben tragen
auch die urſpruͤngliche Verſchiedenheit an ſich, das
Auge bald mehr bald weniger anzuziehen, je nach-
dem ſie durch ihre lockere oder dichtere Conſiſtenz

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[95/0109] Pallaſt Colonna. Lichts auf einen Koͤrper hervorbringt, ausdruͤcken, ohne die Abwechſelung, die dadurch entſteht, nach kluger Einſicht ihrer Wuͤrkung im Ganzen aus- zutheilen. Um die Verſchiedenheit des Colorits von der Abwechſelung heller und dunkler Partien, wie ſie durch die eigentliche Ruͤndung entſteht, und den Ab- ſtand dieſer Ruͤndung von der weiſen Vertheilung heller und dunkler Partien in einem Gemaͤhlde, (von dem eigentlichen Helldunkeln,) beſſer zu unterſchei- den, bitte ich um einige Aufmerkſamkeit auf folgende Bemerkungen. Der Italieniſche Nahme Chiaro oscuro, von dem das franzoͤſiſche Clair obſcur und unſer deutſches Helldunkle herſtammt, bedeutete urſpruͤng- lich Gemaͤhlde aus einer Farbe, deren hellere Mi- ſchung Chiaro, das Licht, die dunklere oscuro, den Schatten anzeigt: Der Zuſatz von Weiß und Schwarz liefert in Gemaͤhlden aus einer Farbe die nothwendigen Miſchungen, um die zur Ruͤndung er- forderliche Degradation des Lichts zum Schatten, mithin auch die daraus entſtehende Abwechſelung hel- ler und dunkler Theile, auszudruͤcken. In vielfar- bigen Gemaͤhlden kann man die Ruͤndung auch durch andere Miſchungen begreiflich machen. Nicht blos der Zuſatz von Weiß und Schwarz macht einen gewiſſen Theil hervorragend oder zuruͤckweichend, d. i. hell oder dunkel, ſondern die reinen Farben tragen auch die urſpruͤngliche Verſchiedenheit an ſich, das Auge bald mehr bald weniger anzuziehen, je nach- dem ſie durch ihre lockere oder dichtere Conſiſtenz mehr

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/109>, abgerufen am 23.11.2024.