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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Colonna.
men, die große Meister getrennt von andern besessen
haben, so sind sie verschieden, und müssen von mir
nothwendig abgesondert werden, wenn ich nicht in
Lob und Tadel die größte Unbestimmtheit bringen
will. Diese Unbestimmtheit aber hat die nachthei-
ligsten Folgen für unsere Art die Wahrheit der Nach-
ahmung zu beurtheilen. Wir finden in den meh-
resten Kunstbüchern einen Rembrandt, einen Ru-
bens, einen Andrea Sacchi als gute Coloristen auf-
geführt, ob sie gleich bei Bekleidung der Gegenstände
mit Farbe keinen andern Regeln als denen des Hell-
dunkeln und der Harmonie gefolget sind: Man hat
wohl gar das Colorit eines Carravaggio gepriesen,
ob er gleich nur seine Körper zu ründen wußte.

Das Wort Farbengebung ist seit einiger Zeit in
einem so weitläuftigen Verstande für die ganze Wür-
kung, die durch den Auftrag der Farbe erreicht wird,
ja! sogar für Behandlung der Farbe genommen
worden, daß man Gefahr läuft sich gar nicht mehr
zu verstehen, wo man es braucht. Ich will daher
lieber das Wort Colorit durch Färbung, Farbenmi-
schung geben, oder das ausländische Wort Colorit
selbst beibehalten, da es ohnehin längst das Bürger-
recht bei uns erhalten hat.

Colorit also: Bekleidung eines Gegenstandes
mit der Farbe, die ihn von andern sichtbaren Gegen-
ständen in der Natur unterscheidet, ist vom Hell-
dunkeln, von der Vertheilung heller und dunkler Par-
tien durch Wahl der Farben und Beleuchtung nach
weisen Grundsätzen wesentlich verschieden. Die Ver-
wechselung beider Begriffe hat einen doppelten Grund.

Helle

Pallaſt Colonna.
men, die große Meiſter getrennt von andern beſeſſen
haben, ſo ſind ſie verſchieden, und muͤſſen von mir
nothwendig abgeſondert werden, wenn ich nicht in
Lob und Tadel die groͤßte Unbeſtimmtheit bringen
will. Dieſe Unbeſtimmtheit aber hat die nachthei-
ligſten Folgen fuͤr unſere Art die Wahrheit der Nach-
ahmung zu beurtheilen. Wir finden in den meh-
reſten Kunſtbuͤchern einen Rembrandt, einen Ru-
bens, einen Andrea Sacchi als gute Coloriſten auf-
gefuͤhrt, ob ſie gleich bei Bekleidung der Gegenſtaͤnde
mit Farbe keinen andern Regeln als denen des Hell-
dunkeln und der Harmonie gefolget ſind: Man hat
wohl gar das Colorit eines Carravaggio geprieſen,
ob er gleich nur ſeine Koͤrper zu ruͤnden wußte.

Das Wort Farbengebung iſt ſeit einiger Zeit in
einem ſo weitlaͤuftigen Verſtande fuͤr die ganze Wuͤr-
kung, die durch den Auftrag der Farbe erreicht wird,
ja! ſogar fuͤr Behandlung der Farbe genommen
worden, daß man Gefahr laͤuft ſich gar nicht mehr
zu verſtehen, wo man es braucht. Ich will daher
lieber das Wort Colorit durch Faͤrbung, Farbenmi-
ſchung geben, oder das auslaͤndiſche Wort Colorit
ſelbſt beibehalten, da es ohnehin laͤngſt das Buͤrger-
recht bei uns erhalten hat.

Colorit alſo: Bekleidung eines Gegenſtandes
mit der Farbe, die ihn von andern ſichtbaren Gegen-
ſtaͤnden in der Natur unterſcheidet, iſt vom Hell-
dunkeln, von der Vertheilung heller und dunkler Par-
tien durch Wahl der Farben und Beleuchtung nach
weiſen Grundſaͤtzen weſentlich verſchieden. Die Ver-
wechſelung beider Begriffe hat einen doppelten Grund.

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[93/0107] Pallaſt Colonna. men, die große Meiſter getrennt von andern beſeſſen haben, ſo ſind ſie verſchieden, und muͤſſen von mir nothwendig abgeſondert werden, wenn ich nicht in Lob und Tadel die groͤßte Unbeſtimmtheit bringen will. Dieſe Unbeſtimmtheit aber hat die nachthei- ligſten Folgen fuͤr unſere Art die Wahrheit der Nach- ahmung zu beurtheilen. Wir finden in den meh- reſten Kunſtbuͤchern einen Rembrandt, einen Ru- bens, einen Andrea Sacchi als gute Coloriſten auf- gefuͤhrt, ob ſie gleich bei Bekleidung der Gegenſtaͤnde mit Farbe keinen andern Regeln als denen des Hell- dunkeln und der Harmonie gefolget ſind: Man hat wohl gar das Colorit eines Carravaggio geprieſen, ob er gleich nur ſeine Koͤrper zu ruͤnden wußte. Das Wort Farbengebung iſt ſeit einiger Zeit in einem ſo weitlaͤuftigen Verſtande fuͤr die ganze Wuͤr- kung, die durch den Auftrag der Farbe erreicht wird, ja! ſogar fuͤr Behandlung der Farbe genommen worden, daß man Gefahr laͤuft ſich gar nicht mehr zu verſtehen, wo man es braucht. Ich will daher lieber das Wort Colorit durch Faͤrbung, Farbenmi- ſchung geben, oder das auslaͤndiſche Wort Colorit ſelbſt beibehalten, da es ohnehin laͤngſt das Buͤrger- recht bei uns erhalten hat. Colorit alſo: Bekleidung eines Gegenſtandes mit der Farbe, die ihn von andern ſichtbaren Gegen- ſtaͤnden in der Natur unterſcheidet, iſt vom Hell- dunkeln, von der Vertheilung heller und dunkler Par- tien durch Wahl der Farben und Beleuchtung nach weiſen Grundſaͤtzen weſentlich verſchieden. Die Ver- wechſelung beider Begriffe hat einen doppelten Grund. Helle

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/107>, abgerufen am 23.11.2024.