Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.Pallast Colonna. Man streitet von beiden Seiten mit guten Grün- Diejenigen, die dies leugnen, setzen ihn in die Allein diese Wegweiser haben seinem Geschmack Erfah- F 5
Pallaſt Colonna. Man ſtreitet von beiden Seiten mit guten Gruͤn- Diejenigen, die dies leugnen, ſetzen ihn in die Allein dieſe Wegweiſer haben ſeinem Geſchmack Erfah- F 5
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Pallaſt Colonna.
Man ſtreitet von beiden Seiten mit guten Gruͤn-
den uͤber die Frage: ob Correggio ſeine Talente allein
der Natur, oder zu gleicher Zeit einer gebildeten Er-
ziehung, und der Kenntniß der Werke ſeiner Vor-
gaͤnger in neueren Zeiten, und der Antike zu danken
gehabt habe?
Diejenigen, die dies leugnen, ſetzen ihn in die
niedrigſte Claſſe des Poͤbels, und behaupten, daß
er unter der Sorge fuͤr die nothduͤrftigſten Beduͤrf-
niſſe des Lebens erlegen ſey. Die andern machen ihn
zu einem wohlhabenden Mann von der beſten Abkunft,
und ſpuͤren in jedem Zuge ſeines Pinſels ein Vorbild
aus aͤlteren Kunſtwerken auf. Man geht auf beiden
Seiten zu weit. Es ſcheint kaum wahrſcheinlich,
daß ein Mann, der von Kindheit an gegen Elend
angekaͤmpft hat, das feine Empfindniß heiterer
Schoͤnheit habe bewahren koͤnnen, das ſeine Werke
auszeichnet. Ohnſtreitig trifft man in den Werken
des Andrea Mantegna, ſeines Zeitgenoſſen und
wahrſcheinlich ſeines Lehrers, jene Spuren des Re-
flexes an, die er nachher bis zur hoͤchſten Vollkom-
menheit ausgebildet hat; in den Werken des Leonardo
da Vinci jene Idee von Grazie, der er das Gezwun-
gene zu benehmen wußte; und in der Antike jene
Groͤße der Formen, die er in ſeine Koͤpfe uͤbertrug,
wenn er ſie gleich durch einen Zuſatz uͤbertriebener Ge-
faͤlligkeit oft wieder verkleinert hat.
Allein dieſe Wegweiſer haben ſeinem Geſchmack
nur von weitem Richtung gegeben. Er ſcheint ihre
Vorzuͤge dunkel und im Allgemeinen empfunden, und
mit Huͤlfe der ihm eigenen Perceptionsart in die
Erfah-
F 5
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