Allgemeine Anmerkung über den Werth anti- ker Basre- liefs.
Ich führe dieses Basrelief, das an sich schlecht ist, nur darum an, um über diese Art von Kunst- werken im Allgemeinen eine Anmerkung zu machen.
Die mehresten Basreliefs, die sich aus dem Al- terthume auf uns erhalten haben, und in den Samm- lungen von Antiken angetroffen werden, sind von Sarcophagen, oder viereckt länglichen Begräbnißur- nen, abgesägt. Von diesen Begräbnißurnen haben wir nur wenige aus dem Flore der Kunst. Sie wur- den in späterer Zeit auf den Kauf und zwar von mit- telmäßigen Künstlern verfertigt. Dies ist der Grund, warum sie nur selten des Liebhabers Ansprüche auf Schönheit befriedigen. Inzwischen werde ich in der Folge einige anzeigen, welche Aufmerksamkeit verdie- nen, und zu gleicher Zeit, durch welche Vorzüge sie dieselbe verdienen.
+ Zwei Leuchter. Sie standen ehemals in der Kirche Santa Costanza fuor delle Mure. Von schönster Arbeit, allein, vielleicht ein wenig mit willkührlichem Blätterwerk überladen.
Vier männliche aegyptische Gottheiten von schwarzem Granit, der dem Basalt gleich kömmt. Alle unter einander ähnlich, bis auf die Lotusblu- me, die zwei derselben auf dem Kopfe tragen. Sie stehen auf Fußgestellen von griechischer Arbeit. Ei- nes derselben ist mit Figuren gezieret, aber diese sind unbedeutend.
Ueber den ächten Ae- gyptischen Stil. Die Kennzeichen
Man kann an diesen Statuen den ächten Aegypti- schen Stil kennen lernen.
Dieser reine Aegyptische Stil ist von demjenigen verschieden, in welchem die Griechen die Vorstellungs- arten religiöser Ideen der Aegyptier in die ihnen eigene
schöne
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Allgemeine Anmerkung uͤber den Werth anti- ker Basre- liefs.
Ich fuͤhre dieſes Basrelief, das an ſich ſchlecht iſt, nur darum an, um uͤber dieſe Art von Kunſt- werken im Allgemeinen eine Anmerkung zu machen.
Die mehreſten Basreliefs, die ſich aus dem Al- terthume auf uns erhalten haben, und in den Samm- lungen von Antiken angetroffen werden, ſind von Sarcophagen, oder viereckt laͤnglichen Begraͤbnißur- nen, abgeſaͤgt. Von dieſen Begraͤbnißurnen haben wir nur wenige aus dem Flore der Kunſt. Sie wur- den in ſpaͤterer Zeit auf den Kauf und zwar von mit- telmaͤßigen Kuͤnſtlern verfertigt. Dies iſt der Grund, warum ſie nur ſelten des Liebhabers Anſpruͤche auf Schoͤnheit befriedigen. Inzwiſchen werde ich in der Folge einige anzeigen, welche Aufmerkſamkeit verdie- nen, und zu gleicher Zeit, durch welche Vorzuͤge ſie dieſelbe verdienen.
† Zwei Leuchter. Sie ſtanden ehemals in der Kirche Santa Coſtanza fuor delle Mure. Von ſchoͤnſter Arbeit, allein, vielleicht ein wenig mit willkuͤhrlichem Blaͤtterwerk uͤberladen.
Vier maͤnnliche aegyptiſche Gottheiten von ſchwarzem Granit, der dem Baſalt gleich koͤmmt. Alle unter einander aͤhnlich, bis auf die Lotusblu- me, die zwei derſelben auf dem Kopfe tragen. Sie ſtehen auf Fußgeſtellen von griechiſcher Arbeit. Ei- nes derſelben iſt mit Figuren gezieret, aber dieſe ſind unbedeutend.
Ueber den aͤchten Ae- gyptiſchen Stil. Die Kennzeichen
Man kann an dieſen Statuen den aͤchten Aegypti- ſchen Stil kennen lernen.
Dieſer reine Aegyptiſche Stil iſt von demjenigen verſchieden, in welchem die Griechen die Vorſtellungs- arten religioͤſer Ideen der Aegyptier in die ihnen eigene
ſchoͤne
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0066"n="44"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Vaticaniſche Pallaſt.</hi></fw><lb/><noteplace="left">Allgemeine<lb/>
Anmerkung<lb/>
uͤber den<lb/>
Werth anti-<lb/>
ker Basre-<lb/>
liefs.</note><p>Ich fuͤhre dieſes Basrelief, das an ſich ſchlecht<lb/>
iſt, nur darum an, um uͤber dieſe Art von Kunſt-<lb/>
werken im Allgemeinen eine Anmerkung zu machen.</p><lb/><p>Die mehreſten Basreliefs, die ſich aus dem Al-<lb/>
terthume auf uns erhalten haben, und in den Samm-<lb/>
lungen von Antiken angetroffen werden, ſind von<lb/>
Sarcophagen, oder viereckt laͤnglichen Begraͤbnißur-<lb/>
nen, abgeſaͤgt. Von dieſen Begraͤbnißurnen haben<lb/>
wir nur wenige aus dem Flore der Kunſt. Sie wur-<lb/>
den in ſpaͤterer Zeit auf den Kauf und zwar von mit-<lb/>
telmaͤßigen Kuͤnſtlern verfertigt. Dies iſt der Grund,<lb/>
warum ſie nur ſelten des Liebhabers Anſpruͤche auf<lb/>
Schoͤnheit befriedigen. Inzwiſchen werde ich in der<lb/>
Folge einige anzeigen, welche Aufmerkſamkeit verdie-<lb/>
nen, und zu gleicher Zeit, durch welche Vorzuͤge ſie<lb/>
dieſelbe verdienen.</p><lb/><p>†<hirendition="#fr">Zwei Leuchter.</hi> Sie ſtanden ehemals in<lb/>
der Kirche <hirendition="#aq">Santa Coſtanza fuor delle Mure.</hi><lb/>
Von ſchoͤnſter Arbeit, allein, vielleicht ein wenig mit<lb/>
willkuͤhrlichem Blaͤtterwerk uͤberladen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Vier maͤnnliche aegyptiſche Gottheiten</hi> von<lb/>ſchwarzem Granit, der dem Baſalt gleich koͤmmt.<lb/>
Alle unter einander aͤhnlich, bis auf die Lotusblu-<lb/>
me, die zwei derſelben auf dem Kopfe tragen. Sie<lb/>ſtehen auf Fußgeſtellen von griechiſcher Arbeit. Ei-<lb/>
nes derſelben iſt mit Figuren gezieret, aber dieſe ſind<lb/>
unbedeutend.</p><lb/><noteplace="left">Ueber den<lb/>
aͤchten Ae-<lb/>
gyptiſchen<lb/>
Stil. Die<lb/>
Kennzeichen</note><p>Man kann an dieſen Statuen den aͤchten Aegypti-<lb/>ſchen Stil kennen lernen.</p><lb/><p>Dieſer reine Aegyptiſche Stil iſt von demjenigen<lb/>
verſchieden, in welchem die Griechen die Vorſtellungs-<lb/>
arten religioͤſer Ideen der Aegyptier in die ihnen eigene<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchoͤne</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[44/0066]
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Ich fuͤhre dieſes Basrelief, das an ſich ſchlecht
iſt, nur darum an, um uͤber dieſe Art von Kunſt-
werken im Allgemeinen eine Anmerkung zu machen.
Die mehreſten Basreliefs, die ſich aus dem Al-
terthume auf uns erhalten haben, und in den Samm-
lungen von Antiken angetroffen werden, ſind von
Sarcophagen, oder viereckt laͤnglichen Begraͤbnißur-
nen, abgeſaͤgt. Von dieſen Begraͤbnißurnen haben
wir nur wenige aus dem Flore der Kunſt. Sie wur-
den in ſpaͤterer Zeit auf den Kauf und zwar von mit-
telmaͤßigen Kuͤnſtlern verfertigt. Dies iſt der Grund,
warum ſie nur ſelten des Liebhabers Anſpruͤche auf
Schoͤnheit befriedigen. Inzwiſchen werde ich in der
Folge einige anzeigen, welche Aufmerkſamkeit verdie-
nen, und zu gleicher Zeit, durch welche Vorzuͤge ſie
dieſelbe verdienen.
† Zwei Leuchter. Sie ſtanden ehemals in
der Kirche Santa Coſtanza fuor delle Mure.
Von ſchoͤnſter Arbeit, allein, vielleicht ein wenig mit
willkuͤhrlichem Blaͤtterwerk uͤberladen.
Vier maͤnnliche aegyptiſche Gottheiten von
ſchwarzem Granit, der dem Baſalt gleich koͤmmt.
Alle unter einander aͤhnlich, bis auf die Lotusblu-
me, die zwei derſelben auf dem Kopfe tragen. Sie
ſtehen auf Fußgeſtellen von griechiſcher Arbeit. Ei-
nes derſelben iſt mit Figuren gezieret, aber dieſe ſind
unbedeutend.
Man kann an dieſen Statuen den aͤchten Aegypti-
ſchen Stil kennen lernen.
Dieſer reine Aegyptiſche Stil iſt von demjenigen
verſchieden, in welchem die Griechen die Vorſtellungs-
arten religioͤſer Ideen der Aegyptier in die ihnen eigene
ſchoͤne
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/66>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.