Bedeutung bemerken, und daher den Griechen und ihren Nachfolgern den Römern, als Völkern bei denen die Cultur aufs Höchste gestiegen ist, eher zutrauen dürfen.
Abkömmlinge älterer Griechen haben sich früh mit den ältern Bewohnern Etruriens vermischt, und ihnen ihre religiöse Vorstellungsarten mitgetheilt. EinDer Liebha- ber vermengt den Begriff des Etrusci- schen und Alt- griechischen Stils aus guten Grün- den. ausgebreiteter Handel, die Nachbarschaft von Groß- griechenland, haben nachher die Verwandtschaft unter den Ideen beider Völker unterhalten, und wahrschein- lich haben sie sich bei ihrer gemeinschaftlichen Ausbil- dung die Hand geboten. Allein zu einer Zeit als die Griechen noch nicht bis zur höchsten Idee von Schön- heit fortgerückt waren, verlohr die föderative Repu- blik der Etruscer Freiheit, oder wenigstens Ruhe und Wohlstand. Mit ihnen ging die Unbefangenheit und Hoheit des Geistes verlohren, durch die sich dieser al- lein zur Vollkommenheit in den Künsten hebt.
Die aufgeklärtesten Kenner des Alterthums geste- hen, daß sowohl in Ansehung der Erfindung als der Ausführung der Unterschied zwischen den Werken Etruscischer Künstler und Altgriechischer sich nur sehr unzuverläßig angeben läßt, wenn nicht Etruscische Schrift oder der Ort der Findung die Bestimmung erleichtert. Wir Liebhaber begnügen uns unter dem allgemeinen Nahmen: Etruscischer Werke, sowohl die Werke dieses Volks als die Werke der älteren Griechen zu begreifen.
Die Figuren an unsern Leuchtern sind im Stile Etruscischer Werke gearbeitet, aber wie man selbst aus
der
C 5
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Bedeutung bemerken, und daher den Griechen und ihren Nachfolgern den Roͤmern, als Voͤlkern bei denen die Cultur aufs Hoͤchſte geſtiegen iſt, eher zutrauen duͤrfen.
Abkoͤmmlinge aͤlterer Griechen haben ſich fruͤh mit den aͤltern Bewohnern Etruriens vermiſcht, und ihnen ihre religioͤſe Vorſtellungsarten mitgetheilt. EinDer Liebha- ber vermengt den Begriff des Etruſci- ſchen und Alt- griechiſchen Stils aus guten Gruͤn- den. ausgebreiteter Handel, die Nachbarſchaft von Groß- griechenland, haben nachher die Verwandtſchaft unter den Ideen beider Voͤlker unterhalten, und wahrſchein- lich haben ſie ſich bei ihrer gemeinſchaftlichen Ausbil- dung die Hand geboten. Allein zu einer Zeit als die Griechen noch nicht bis zur hoͤchſten Idee von Schoͤn- heit fortgeruͤckt waren, verlohr die foͤderative Repu- blik der Etruſcer Freiheit, oder wenigſtens Ruhe und Wohlſtand. Mit ihnen ging die Unbefangenheit und Hoheit des Geiſtes verlohren, durch die ſich dieſer al- lein zur Vollkommenheit in den Kuͤnſten hebt.
Die aufgeklaͤrteſten Kenner des Alterthums geſte- hen, daß ſowohl in Anſehung der Erfindung als der Ausfuͤhrung der Unterſchied zwiſchen den Werken Etruſciſcher Kuͤnſtler und Altgriechiſcher ſich nur ſehr unzuverlaͤßig angeben laͤßt, wenn nicht Etruſciſche Schrift oder der Ort der Findung die Beſtimmung erleichtert. Wir Liebhaber begnuͤgen uns unter dem allgemeinen Nahmen: Etruſciſcher Werke, ſowohl die Werke dieſes Volks als die Werke der aͤlteren Griechen zu begreifen.
Die Figuren an unſern Leuchtern ſind im Stile Etruſciſcher Werke gearbeitet, aber wie man ſelbſt aus
der
C 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0063"n="41"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Vaticaniſche Pallaſt.</hi></fw><lb/>
Bedeutung bemerken, und daher den Griechen und<lb/>
ihren Nachfolgern den Roͤmern, als Voͤlkern bei denen<lb/>
die Cultur aufs Hoͤchſte geſtiegen iſt, eher zutrauen<lb/>
duͤrfen.</p><lb/><p>Abkoͤmmlinge aͤlterer Griechen haben ſich fruͤh<lb/>
mit den aͤltern Bewohnern Etruriens vermiſcht, und<lb/>
ihnen ihre religioͤſe Vorſtellungsarten mitgetheilt. Ein<noteplace="right">Der Liebha-<lb/>
ber vermengt<lb/>
den Begriff<lb/>
des Etruſci-<lb/>ſchen und Alt-<lb/>
griechiſchen<lb/>
Stils aus<lb/>
guten Gruͤn-<lb/>
den.</note><lb/>
ausgebreiteter Handel, die Nachbarſchaft von Groß-<lb/>
griechenland, haben nachher die Verwandtſchaft unter<lb/>
den Ideen beider Voͤlker unterhalten, und wahrſchein-<lb/>
lich haben ſie ſich bei ihrer gemeinſchaftlichen Ausbil-<lb/>
dung die Hand geboten. Allein zu einer Zeit als die<lb/>
Griechen noch nicht bis zur hoͤchſten Idee von Schoͤn-<lb/>
heit fortgeruͤckt waren, verlohr die foͤderative Repu-<lb/>
blik der Etruſcer Freiheit, oder wenigſtens Ruhe und<lb/>
Wohlſtand. Mit ihnen ging die Unbefangenheit und<lb/>
Hoheit des Geiſtes verlohren, durch die ſich dieſer al-<lb/>
lein zur Vollkommenheit in den Kuͤnſten hebt.</p><lb/><p>Die aufgeklaͤrteſten Kenner des Alterthums geſte-<lb/>
hen, daß ſowohl in Anſehung der Erfindung als der<lb/>
Ausfuͤhrung der Unterſchied zwiſchen den Werken<lb/>
Etruſciſcher Kuͤnſtler und Altgriechiſcher ſich nur ſehr<lb/>
unzuverlaͤßig angeben laͤßt, wenn nicht Etruſciſche<lb/>
Schrift oder der Ort der Findung die Beſtimmung<lb/>
erleichtert. Wir Liebhaber begnuͤgen uns unter dem<lb/>
allgemeinen Nahmen: Etruſciſcher Werke, ſowohl<lb/>
die Werke dieſes Volks als die Werke der aͤlteren<lb/>
Griechen zu begreifen.</p><lb/><p>Die Figuren an unſern Leuchtern ſind im Stile<lb/>
Etruſciſcher Werke gearbeitet, aber wie man ſelbſt aus<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[41/0063]
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Bedeutung bemerken, und daher den Griechen und
ihren Nachfolgern den Roͤmern, als Voͤlkern bei denen
die Cultur aufs Hoͤchſte geſtiegen iſt, eher zutrauen
duͤrfen.
Abkoͤmmlinge aͤlterer Griechen haben ſich fruͤh
mit den aͤltern Bewohnern Etruriens vermiſcht, und
ihnen ihre religioͤſe Vorſtellungsarten mitgetheilt. Ein
ausgebreiteter Handel, die Nachbarſchaft von Groß-
griechenland, haben nachher die Verwandtſchaft unter
den Ideen beider Voͤlker unterhalten, und wahrſchein-
lich haben ſie ſich bei ihrer gemeinſchaftlichen Ausbil-
dung die Hand geboten. Allein zu einer Zeit als die
Griechen noch nicht bis zur hoͤchſten Idee von Schoͤn-
heit fortgeruͤckt waren, verlohr die foͤderative Repu-
blik der Etruſcer Freiheit, oder wenigſtens Ruhe und
Wohlſtand. Mit ihnen ging die Unbefangenheit und
Hoheit des Geiſtes verlohren, durch die ſich dieſer al-
lein zur Vollkommenheit in den Kuͤnſten hebt.
Der Liebha-
ber vermengt
den Begriff
des Etruſci-
ſchen und Alt-
griechiſchen
Stils aus
guten Gruͤn-
den.
Die aufgeklaͤrteſten Kenner des Alterthums geſte-
hen, daß ſowohl in Anſehung der Erfindung als der
Ausfuͤhrung der Unterſchied zwiſchen den Werken
Etruſciſcher Kuͤnſtler und Altgriechiſcher ſich nur ſehr
unzuverlaͤßig angeben laͤßt, wenn nicht Etruſciſche
Schrift oder der Ort der Findung die Beſtimmung
erleichtert. Wir Liebhaber begnuͤgen uns unter dem
allgemeinen Nahmen: Etruſciſcher Werke, ſowohl
die Werke dieſes Volks als die Werke der aͤlteren
Griechen zu begreifen.
Die Figuren an unſern Leuchtern ſind im Stile
Etruſciſcher Werke gearbeitet, aber wie man ſelbſt aus
der
C 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/63>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.