Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Pallast Borghese.
daß es in dem Pallast Borghese befindlich sey. Es
war dem ohngeachtet verlohren gegangen. Hamilton
fand es auf, ließ es reinigen, und stellte eins der be-
sten und wohlerhaltendsten Gemählde dieses Meisters
wieder her. Die Figuren sind sehr kräftig gemahlt,
und treten ungemein vor. David trägt einen Panzer.

+ Kopf einer alten Frau vom ältern Bas-
sano,
ein Bildniß voller Wahrheit. Der Charakter
zeigt viele Gutmüthigkeit.

+ Ein Bildniß eines jungen Mädchens von
Leandro Bassano. Man kann nichts reitzenderes,
nichts wahreres, nichts ausdruckvolleres sehen.

Ueber Gia-
como Bassa-
no, und sei-
ne Schüler
Leandro und
Francesco.

Giacomo da Ponte aus Bassano im Venetiani-
schen, gemeiniglich Bassano der ältere genannt, ward
1510 gebohren. Er studirte nach Tizian, und
nach der Natur. Wahrheit ohne Wahl, niedrige
Wahrheit war der einzige Grundsatz, nach dem er ar-
beitete. Er erreichte sie bis zu einer gewissen Stufe,
und damit hörte er auf. Seine unzählichen Werke
haben alle nur einen Charakter, und sind daher auf
den ersten Blick zu kennen. Niedrige Gedanken,
ohne Ordnung zusammengeworfene Figuren, incor-
rekte Zeichnung trifft man in allen an. Er konnte
keine Extremitäten zeichnen, darum versteckte er bei-
nahe immer die Füße seiner Figuren. Sein Haupt-
vorzug ist der vortreffliche Auftrag der Farben, ein
großer Schein von Wahrheit in dem Fleische. Die
Localfarbe in seinen Carnationen ist vortrefflich, frisch,
rein und kräftig. Er starb im Jahre 1592. Fran-
cesco und Leandro Bassano seine Söhne und Schüler
haben sich genau an die Manier ihres Vaters gehalten.

Man

Pallaſt Borgheſe.
daß es in dem Pallaſt Borgheſe befindlich ſey. Es
war dem ohngeachtet verlohren gegangen. Hamilton
fand es auf, ließ es reinigen, und ſtellte eins der be-
ſten und wohlerhaltendſten Gemaͤhlde dieſes Meiſters
wieder her. Die Figuren ſind ſehr kraͤftig gemahlt,
und treten ungemein vor. David traͤgt einen Panzer.

Kopf einer alten Frau vom aͤltern Baſ-
ſano,
ein Bildniß voller Wahrheit. Der Charakter
zeigt viele Gutmuͤthigkeit.

Ein Bildniß eines jungen Maͤdchens von
Leandro Baſſano. Man kann nichts reitzenderes,
nichts wahreres, nichts ausdruckvolleres ſehen.

Ueber Gia-
como Baſſa-
no, und ſei-
ne Schuͤler
Leandro und
Franceſco.

Giacomo da Ponte aus Baſſano im Venetiani-
ſchen, gemeiniglich Baſſano der aͤltere genannt, ward
1510 gebohren. Er ſtudirte nach Tizian, und
nach der Natur. Wahrheit ohne Wahl, niedrige
Wahrheit war der einzige Grundſatz, nach dem er ar-
beitete. Er erreichte ſie bis zu einer gewiſſen Stufe,
und damit hoͤrte er auf. Seine unzaͤhlichen Werke
haben alle nur einen Charakter, und ſind daher auf
den erſten Blick zu kennen. Niedrige Gedanken,
ohne Ordnung zuſammengeworfene Figuren, incor-
rekte Zeichnung trifft man in allen an. Er konnte
keine Extremitaͤten zeichnen, darum verſteckte er bei-
nahe immer die Fuͤße ſeiner Figuren. Sein Haupt-
vorzug iſt der vortreffliche Auftrag der Farben, ein
großer Schein von Wahrheit in dem Fleiſche. Die
Localfarbe in ſeinen Carnationen iſt vortrefflich, friſch,
rein und kraͤftig. Er ſtarb im Jahre 1592. Fran-
ceſco und Leandro Baſſano ſeine Soͤhne und Schuͤler
haben ſich genau an die Manier ihres Vaters gehalten.

Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0326" n="304"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Palla&#x017F;t Borghe&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
daß es in dem Palla&#x017F;t Borghe&#x017F;e befindlich &#x017F;ey. Es<lb/>
war dem ohngeachtet verlohren gegangen. Hamilton<lb/>
fand es auf, ließ es reinigen, und &#x017F;tellte eins der be-<lb/>
&#x017F;ten und wohlerhaltend&#x017F;ten Gema&#x0364;hlde die&#x017F;es Mei&#x017F;ters<lb/>
wieder her. Die Figuren &#x017F;ind &#x017F;ehr kra&#x0364;ftig gemahlt,<lb/>
und treten ungemein vor. David tra&#x0364;gt einen Panzer.</p><lb/>
            <p>&#x2020; <hi rendition="#fr">Kopf einer alten Frau</hi> vom <hi rendition="#fr">a&#x0364;ltern Ba&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ano,</hi> ein Bildniß voller Wahrheit. Der Charakter<lb/>
zeigt viele Gutmu&#x0364;thigkeit.</p><lb/>
            <p>&#x2020; <hi rendition="#fr">Ein Bildniß eines jungen Ma&#x0364;dchens</hi> von<lb/><hi rendition="#fr">Leandro Ba&#x017F;&#x017F;ano.</hi> Man kann nichts reitzenderes,<lb/>
nichts wahreres, nichts ausdruckvolleres &#x017F;ehen.</p><lb/>
            <note place="left">Ueber Gia-<lb/>
como Ba&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
no, und &#x017F;ei-<lb/>
ne Schu&#x0364;ler<lb/>
Leandro und<lb/>
France&#x017F;co.</note>
            <p>Giacomo da Ponte aus Ba&#x017F;&#x017F;ano im Venetiani-<lb/>
&#x017F;chen, gemeiniglich Ba&#x017F;&#x017F;ano der a&#x0364;ltere genannt, ward<lb/>
1510 gebohren. Er &#x017F;tudirte nach Tizian, und<lb/>
nach der Natur. Wahrheit ohne Wahl, niedrige<lb/>
Wahrheit war der einzige Grund&#x017F;atz, nach dem er ar-<lb/>
beitete. Er erreichte &#x017F;ie bis zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en Stufe,<lb/>
und damit ho&#x0364;rte er auf. Seine unza&#x0364;hlichen Werke<lb/>
haben alle nur einen Charakter, und &#x017F;ind daher auf<lb/>
den er&#x017F;ten Blick zu kennen. Niedrige Gedanken,<lb/>
ohne Ordnung zu&#x017F;ammengeworfene Figuren, incor-<lb/>
rekte Zeichnung trifft man in allen an. Er konnte<lb/>
keine Extremita&#x0364;ten zeichnen, darum ver&#x017F;teckte er bei-<lb/>
nahe immer die Fu&#x0364;ße &#x017F;einer Figuren. Sein Haupt-<lb/>
vorzug i&#x017F;t der vortreffliche Auftrag der Farben, ein<lb/>
großer Schein von Wahrheit in dem Flei&#x017F;che. Die<lb/>
Localfarbe in &#x017F;einen Carnationen i&#x017F;t vortrefflich, fri&#x017F;ch,<lb/>
rein und kra&#x0364;ftig. Er &#x017F;tarb im Jahre 1592. Fran-<lb/>
ce&#x017F;co und Leandro Ba&#x017F;&#x017F;ano &#x017F;eine So&#x0364;hne und Schu&#x0364;ler<lb/>
haben &#x017F;ich genau an die Manier ihres Vaters gehalten.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0326] Pallaſt Borgheſe. daß es in dem Pallaſt Borgheſe befindlich ſey. Es war dem ohngeachtet verlohren gegangen. Hamilton fand es auf, ließ es reinigen, und ſtellte eins der be- ſten und wohlerhaltendſten Gemaͤhlde dieſes Meiſters wieder her. Die Figuren ſind ſehr kraͤftig gemahlt, und treten ungemein vor. David traͤgt einen Panzer. † Kopf einer alten Frau vom aͤltern Baſ- ſano, ein Bildniß voller Wahrheit. Der Charakter zeigt viele Gutmuͤthigkeit. † Ein Bildniß eines jungen Maͤdchens von Leandro Baſſano. Man kann nichts reitzenderes, nichts wahreres, nichts ausdruckvolleres ſehen. Giacomo da Ponte aus Baſſano im Venetiani- ſchen, gemeiniglich Baſſano der aͤltere genannt, ward 1510 gebohren. Er ſtudirte nach Tizian, und nach der Natur. Wahrheit ohne Wahl, niedrige Wahrheit war der einzige Grundſatz, nach dem er ar- beitete. Er erreichte ſie bis zu einer gewiſſen Stufe, und damit hoͤrte er auf. Seine unzaͤhlichen Werke haben alle nur einen Charakter, und ſind daher auf den erſten Blick zu kennen. Niedrige Gedanken, ohne Ordnung zuſammengeworfene Figuren, incor- rekte Zeichnung trifft man in allen an. Er konnte keine Extremitaͤten zeichnen, darum verſteckte er bei- nahe immer die Fuͤße ſeiner Figuren. Sein Haupt- vorzug iſt der vortreffliche Auftrag der Farben, ein großer Schein von Wahrheit in dem Fleiſche. Die Localfarbe in ſeinen Carnationen iſt vortrefflich, friſch, rein und kraͤftig. Er ſtarb im Jahre 1592. Fran- ceſco und Leandro Baſſano ſeine Soͤhne und Schuͤler haben ſich genau an die Manier ihres Vaters gehalten. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/326
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/326>, abgerufen am 22.11.2024.