Ein Hauptvorzug unsers Meisters ist die vortreff- liche Behandlung des Pinsels. Er arbeitete äußerst geschwind, und mit großer Zuverläßigkeit. Wahr- scheinlich legte er seine Gemählde, und vorzüglich die Gewänder mit gewissen breiten Massen von Mittel- farben an, auf die er hernach mit der festen Hand eines Schreibmeisters die Pinselzüge, die dem Bilde Leben und Ründung geben sollten, aufsetzte. Durch diese einfache Verfahrungsart erhielten seine Farben das frische reinliche Ansehen, das selten mit oft wie- derholter Bearbeitung geht.
Erstes Zimmer.
Venus führt den Bacchus zur verlaßnenBeurthei- lung der Ge- mählde. Ariadne. Ein Gemählde des Guido. Dies Bild ist so schwach von Farbe, daß es nur angelegt zu seyn scheint. Um so mehr fallen die Fehler der Zusammen- setzung auf. Viele Figuren können nach ihrer Be- stimmung keinen Antheil an der Handlung haben, und die ihn haben könnten, drücken ihn nicht aus. Es gibt aber einige sehr schöne Frauensköpfe auf diesem Bilde, die uns mit dem Uebrigen aussöhnen.
+ Die Persische Sybille, vom Guercino.Die Persische Sybille. Es ist ein hübsches kleines Gesicht voller Physiogno- mie, das wahrscheinlich nach der Natur gemahlt ist. Das Gefällige der Mine, und das gute Colorit hat dieses Bild vorzüglich Liebhabern sehr angenehm ge- macht, so daß es mit zu den berühmten Bildern ge- höret, deren Copien in und außer Italien so äußerst häufig sind. Ich bitte diejenigen, welche die Kälte beleidigen könnte, mit der ich von diesem Kopfe
spreche,
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Das Capitol.
Ein Hauptvorzug unſers Meiſters iſt die vortreff- liche Behandlung des Pinſels. Er arbeitete aͤußerſt geſchwind, und mit großer Zuverlaͤßigkeit. Wahr- ſcheinlich legte er ſeine Gemaͤhlde, und vorzuͤglich die Gewaͤnder mit gewiſſen breiten Maſſen von Mittel- farben an, auf die er hernach mit der feſten Hand eines Schreibmeiſters die Pinſelzuͤge, die dem Bilde Leben und Ruͤndung geben ſollten, aufſetzte. Durch dieſe einfache Verfahrungsart erhielten ſeine Farben das friſche reinliche Anſehen, das ſelten mit oft wie- derholter Bearbeitung geht.
Erſtes Zimmer.
Venus fuͤhrt den Bacchus zur verlaßnenBeurthei- lung der Ge- maͤhlde. Ariadne. Ein Gemaͤhlde des Guido. Dies Bild iſt ſo ſchwach von Farbe, daß es nur angelegt zu ſeyn ſcheint. Um ſo mehr fallen die Fehler der Zuſammen- ſetzung auf. Viele Figuren koͤnnen nach ihrer Be- ſtimmung keinen Antheil an der Handlung haben, und die ihn haben koͤnnten, druͤcken ihn nicht aus. Es gibt aber einige ſehr ſchoͤne Frauenskoͤpfe auf dieſem Bilde, die uns mit dem Uebrigen ausſoͤhnen.
† Die Perſiſche Sybille, vom Guercino.Die Perſiſche Sybille. Es iſt ein huͤbſches kleines Geſicht voller Phyſiogno- mie, das wahrſcheinlich nach der Natur gemahlt iſt. Das Gefaͤllige der Mine, und das gute Colorit hat dieſes Bild vorzuͤglich Liebhabern ſehr angenehm ge- macht, ſo daß es mit zu den beruͤhmten Bildern ge- hoͤret, deren Copien in und außer Italien ſo aͤußerſt haͤufig ſind. Ich bitte diejenigen, welche die Kaͤlte beleidigen koͤnnte, mit der ich von dieſem Kopfe
ſpreche,
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Das Capitol.
Ein Hauptvorzug unſers Meiſters iſt die vortreff-
liche Behandlung des Pinſels. Er arbeitete aͤußerſt
geſchwind, und mit großer Zuverlaͤßigkeit. Wahr-
ſcheinlich legte er ſeine Gemaͤhlde, und vorzuͤglich die
Gewaͤnder mit gewiſſen breiten Maſſen von Mittel-
farben an, auf die er hernach mit der feſten Hand
eines Schreibmeiſters die Pinſelzuͤge, die dem Bilde
Leben und Ruͤndung geben ſollten, aufſetzte. Durch
dieſe einfache Verfahrungsart erhielten ſeine Farben
das friſche reinliche Anſehen, das ſelten mit oft wie-
derholter Bearbeitung geht.
Erſtes Zimmer.
Venus fuͤhrt den Bacchus zur verlaßnen
Ariadne. Ein Gemaͤhlde des Guido. Dies Bild
iſt ſo ſchwach von Farbe, daß es nur angelegt zu ſeyn
ſcheint. Um ſo mehr fallen die Fehler der Zuſammen-
ſetzung auf. Viele Figuren koͤnnen nach ihrer Be-
ſtimmung keinen Antheil an der Handlung haben, und
die ihn haben koͤnnten, druͤcken ihn nicht aus. Es
gibt aber einige ſehr ſchoͤne Frauenskoͤpfe auf dieſem
Bilde, die uns mit dem Uebrigen ausſoͤhnen.
Beurthei-
lung der Ge-
maͤhlde.
† Die Perſiſche Sybille, vom Guercino.
Es iſt ein huͤbſches kleines Geſicht voller Phyſiogno-
mie, das wahrſcheinlich nach der Natur gemahlt iſt.
Das Gefaͤllige der Mine, und das gute Colorit hat
dieſes Bild vorzuͤglich Liebhabern ſehr angenehm ge-
macht, ſo daß es mit zu den beruͤhmten Bildern ge-
hoͤret, deren Copien in und außer Italien ſo aͤußerſt
haͤufig ſind. Ich bitte diejenigen, welche die Kaͤlte
beleidigen koͤnnte, mit der ich von dieſem Kopfe
ſpreche,
Die Perſiſche
Sybille.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/281>, abgerufen am 04.03.2025.
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