Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.Das Capitol. zwei Finger der linken Hand, und vier Finger derrechten. 39 b) Die Größe dieser Figur schadet ihrer Schönheit, Büsten. Im Ganzen kann man sich auf die Nahmen, die was ein allgemeines Attribut der Venus. Recht wohl! aber woher ist es anders entlehnt, als von ihrer Herkunft aus dem Meere? Und dann! konnte der Künstler nicht eben so gut, als andere vor, oder nach ihm an ähnlichen Statuen gethan haben, eine Vase neben ihr stellen, die ihr statt Tronks diente? Worin liegt der Grund der Abweichung? 39 b) Fea in der neusten Uebersetzung der Winkelman-
nischen G. d. K. L. V. c. II. T. I. p. 315. Note A. behauptet, die Nase sey angesetzt, und zwar schlecht, so daß ihr dies viel von ihrer ursprünglichen Schön- heit nehme. Das Capitol. zwei Finger der linken Hand, und vier Finger derrechten. 39 b) Die Groͤße dieſer Figur ſchadet ihrer Schoͤnheit, Buͤſten. Im Ganzen kann man ſich auf die Nahmen, die was ein allgemeines Attribut der Venus. Recht wohl! aber woher iſt es anders entlehnt, als von ihrer Herkunft aus dem Meere? Und dann! konnte der Kuͤnſtler nicht eben ſo gut, als andere vor, oder nach ihm an aͤhnlichen Statuen gethan haben, eine Vaſe neben ihr ſtellen, die ihr ſtatt Tronks diente? Worin liegt der Grund der Abweichung? 39 b) Fea in der neuſten Ueberſetzung der Winkelman-
niſchen G. d. K. L. V. c. II. T. I. p. 315. Note A. behauptet, die Naſe ſey angeſetzt, und zwar ſchlecht, ſo daß ihr dies viel von ihrer urſpruͤnglichen Schoͤn- heit nehme. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb n="239" facs="#f0261"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Das Capitol.</hi></fw><lb/> zwei Finger der linken Hand, und vier Finger der<lb/> rechten. <note place="foot" n="39 b)">Fea in der neuſten Ueberſetzung der Winkelman-<lb/> niſchen G. d. K. <hi rendition="#aq">L. V. c. II. T. I. p. 315.</hi> Note <hi rendition="#aq">A.</hi><lb/> behauptet, die Naſe ſey angeſetzt, und zwar ſchlecht,<lb/> ſo daß ihr dies viel von ihrer urſpruͤnglichen Schoͤn-<lb/> heit nehme.</note></p><lb/> <p>Die Groͤße dieſer Figur ſchadet ihrer Schoͤnheit,<lb/> und der Kopf, der zu wenig weiblichen Reitz hat,<lb/> ſcheint ein nicht einſt idealiſirtes Portrait zu ſeyn.<lb/> Dem ohngeachtet verdient dieſe Figur in denjenigen<lb/> Theilen, die an der Mediceiſchen theils ergaͤnzt, theils<lb/> uͤbel angeſetzt ſind, z. E. Arme und Schenkel, den<lb/> Vorzug vor ihrer Nebenbuhlerin. Der Marmor<lb/> der unſrigen iſt bei weitem nicht ſo ſchoͤn, als an jener.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#g">Buͤſten</hi>.</head><lb/> <p>Im Ganzen kann man ſich auf die Nahmen, die<lb/> ſie fuͤhren, mehr als auf diejenigen der Buͤſten in dem<lb/> vorigen Zimmer verlaſſen. Allein hin und wieder iſt<lb/> auch hier große Ungewißheit. Z. E. Eine der Lucil-<lb/> len iſt wahrſcheinlicher eine Sabina; Einer der Ha-<lb/> drianen ein Commodus; und die Buͤſte des Nerva,<lb/> <fw type="catch" place="bottom">was</fw><lb/><note place="foot" n="39 a)" xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1">ein allgemeines Attribut der Venus. Recht wohl!<lb/> aber woher iſt es anders entlehnt, als von ihrer<lb/> Herkunft aus dem Meere? Und dann! konnte der<lb/> Kuͤnſtler nicht eben ſo gut, als andere vor, oder<lb/> nach ihm an aͤhnlichen Statuen gethan haben, eine<lb/> Vaſe neben ihr ſtellen, die ihr ſtatt Tronks diente?<lb/> Worin liegt der Grund der Abweichung?</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0261]
Das Capitol.
zwei Finger der linken Hand, und vier Finger der
rechten. 39 b)
Die Groͤße dieſer Figur ſchadet ihrer Schoͤnheit,
und der Kopf, der zu wenig weiblichen Reitz hat,
ſcheint ein nicht einſt idealiſirtes Portrait zu ſeyn.
Dem ohngeachtet verdient dieſe Figur in denjenigen
Theilen, die an der Mediceiſchen theils ergaͤnzt, theils
uͤbel angeſetzt ſind, z. E. Arme und Schenkel, den
Vorzug vor ihrer Nebenbuhlerin. Der Marmor
der unſrigen iſt bei weitem nicht ſo ſchoͤn, als an jener.
Buͤſten.
Im Ganzen kann man ſich auf die Nahmen, die
ſie fuͤhren, mehr als auf diejenigen der Buͤſten in dem
vorigen Zimmer verlaſſen. Allein hin und wieder iſt
auch hier große Ungewißheit. Z. E. Eine der Lucil-
len iſt wahrſcheinlicher eine Sabina; Einer der Ha-
drianen ein Commodus; und die Buͤſte des Nerva,
was
39 a)
39 b) Fea in der neuſten Ueberſetzung der Winkelman-
niſchen G. d. K. L. V. c. II. T. I. p. 315. Note A.
behauptet, die Naſe ſey angeſetzt, und zwar ſchlecht,
ſo daß ihr dies viel von ihrer urſpruͤnglichen Schoͤn-
heit nehme.
39 a) ein allgemeines Attribut der Venus. Recht wohl!
aber woher iſt es anders entlehnt, als von ihrer
Herkunft aus dem Meere? Und dann! konnte der
Kuͤnſtler nicht eben ſo gut, als andere vor, oder
nach ihm an aͤhnlichen Statuen gethan haben, eine
Vaſe neben ihr ſtellen, die ihr ſtatt Tronks diente?
Worin liegt der Grund der Abweichung?
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Zitationshilfe: | Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/261>, abgerufen am 04.03.2025. |