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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Das Capitol.
jüngere schlägt einen Schnipper mit den Fingern, dem
ältern sind die Hände auf den Rücken gebunden. 26)
Der jüngere hat ganz den Charakter eines Fauns und
sogar kleine Hörner auf der Stirne. Man sieht an
beiden Spuhren, daß ein Amor auf ihrem Rücken ge-
sessen hat. Man fand sie mit hohlen Augen, und
setzte ihnen Augäpfel von Christall ein. Sie sind an
Schönheit beide weit unter dem Centauren in der
Villa Borghese.

An dem Sockel steht der griechische Nahme des
Meisters. Ich führe dies nur an, um für das Vor-Warnung
für das Vor-
urtheil: daß
der beige-
fügte Nah-
me des
Künstlers
ein Beweis
der Vortreff-
lichkeit des
Werks sey.

urtheil zu warnen, daß der beigefügte Nahme des
Künstlers immer auf einen besondern Grad der Vor-
trefflichkeit eines Kunstwerks schließen lasse.

+ Eine colossalische Statue eines jungen
Mannes im Aegyptisch-griechischen Stile.
Viele
nennen dieselbe einen Aegyptischen Priester; andere
einen Antinous. Sie hat einen außerordentlichen
Ausdruck von Stärke, den der Künstler herausge-
bracht hat, indem er das Aegyptische Idol das er
wahrscheinlich zum entfernten Vorbilde hatte, veredelte,
und das Unbehülfliche an jenem hier in stämmige
Statur, die steife Stellung in festen Antritt umschuf.

Ueberhaupt sieht man an dieser Figur die deutliche
Vermischung des Aegyptischen und griechischen Stils.
Sie trägt einen Schurz und einen Aegyptischen Kopf-
putz. Wahrscheinlich diente sie zur Caryatide, wel-
ches die Aehnlichkeit mit den beiden Statuen aus ro-

them
26) Winkelmann, S. 841. d. G. d. K. hält ihn des
Hirtenstabes wegen für einen Chiron.
Erster Theil. P

Das Capitol.
juͤngere ſchlaͤgt einen Schnipper mit den Fingern, dem
aͤltern ſind die Haͤnde auf den Ruͤcken gebunden. 26)
Der juͤngere hat ganz den Charakter eines Fauns und
ſogar kleine Hoͤrner auf der Stirne. Man ſieht an
beiden Spuhren, daß ein Amor auf ihrem Ruͤcken ge-
ſeſſen hat. Man fand ſie mit hohlen Augen, und
ſetzte ihnen Augaͤpfel von Chriſtall ein. Sie ſind an
Schoͤnheit beide weit unter dem Centauren in der
Villa Borgheſe.

An dem Sockel ſteht der griechiſche Nahme des
Meiſters. Ich fuͤhre dies nur an, um fuͤr das Vor-Warnung
fuͤr das Vor-
urtheil: daß
der beige-
fuͤgte Nah-
me des
Kuͤnſtlers
ein Beweis
der Vortreff-
lichkeit des
Werks ſey.

urtheil zu warnen, daß der beigefuͤgte Nahme des
Kuͤnſtlers immer auf einen beſondern Grad der Vor-
trefflichkeit eines Kunſtwerks ſchließen laſſe.

Eine coloſſaliſche Statue eines jungen
Mannes im Aegyptiſch-griechiſchen Stile.
Viele
nennen dieſelbe einen Aegyptiſchen Prieſter; andere
einen Antinous. Sie hat einen außerordentlichen
Ausdruck von Staͤrke, den der Kuͤnſtler herausge-
bracht hat, indem er das Aegyptiſche Idol das er
wahrſcheinlich zum entfernten Vorbilde hatte, veredelte,
und das Unbehuͤlfliche an jenem hier in ſtaͤmmige
Statur, die ſteife Stellung in feſten Antritt umſchuf.

Ueberhaupt ſieht man an dieſer Figur die deutliche
Vermiſchung des Aegyptiſchen und griechiſchen Stils.
Sie traͤgt einen Schurz und einen Aegyptiſchen Kopf-
putz. Wahrſcheinlich diente ſie zur Caryatide, wel-
ches die Aehnlichkeit mit den beiden Statuen aus ro-

them
26) Winkelmann, S. 841. d. G. d. K. haͤlt ihn des
Hirtenſtabes wegen fuͤr einen Chiron.
Erſter Theil. P
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[225/0247] Das Capitol. juͤngere ſchlaͤgt einen Schnipper mit den Fingern, dem aͤltern ſind die Haͤnde auf den Ruͤcken gebunden. 26) Der juͤngere hat ganz den Charakter eines Fauns und ſogar kleine Hoͤrner auf der Stirne. Man ſieht an beiden Spuhren, daß ein Amor auf ihrem Ruͤcken ge- ſeſſen hat. Man fand ſie mit hohlen Augen, und ſetzte ihnen Augaͤpfel von Chriſtall ein. Sie ſind an Schoͤnheit beide weit unter dem Centauren in der Villa Borgheſe. An dem Sockel ſteht der griechiſche Nahme des Meiſters. Ich fuͤhre dies nur an, um fuͤr das Vor- urtheil zu warnen, daß der beigefuͤgte Nahme des Kuͤnſtlers immer auf einen beſondern Grad der Vor- trefflichkeit eines Kunſtwerks ſchließen laſſe. Warnung fuͤr das Vor- urtheil: daß der beige- fuͤgte Nah- me des Kuͤnſtlers ein Beweis der Vortreff- lichkeit des Werks ſey. † Eine coloſſaliſche Statue eines jungen Mannes im Aegyptiſch-griechiſchen Stile. Viele nennen dieſelbe einen Aegyptiſchen Prieſter; andere einen Antinous. Sie hat einen außerordentlichen Ausdruck von Staͤrke, den der Kuͤnſtler herausge- bracht hat, indem er das Aegyptiſche Idol das er wahrſcheinlich zum entfernten Vorbilde hatte, veredelte, und das Unbehuͤlfliche an jenem hier in ſtaͤmmige Statur, die ſteife Stellung in feſten Antritt umſchuf. Ueberhaupt ſieht man an dieſer Figur die deutliche Vermiſchung des Aegyptiſchen und griechiſchen Stils. Sie traͤgt einen Schurz und einen Aegyptiſchen Kopf- putz. Wahrſcheinlich diente ſie zur Caryatide, wel- ches die Aehnlichkeit mit den beiden Statuen aus ro- them 26) Winkelmann, S. 841. d. G. d. K. haͤlt ihn des Hirtenſtabes wegen fuͤr einen Chiron. Erſter Theil. P

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/247>, abgerufen am 28.11.2024.