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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Das Capitol.
mann 24) sagt, daß dieses Werk nicht aus der besten
Zeit der Kunst sey, so hat er in diesem Urtheile auf
den Mangel des Adels im Ausdrucke und auf den
Mangel des Ideals der Schönheit Rücksicht genom-
men. Diese beiden Stücke fehlen freilich. Der ganze
Körper ist von gemeiner Natur, und vorzüglich der Kopf
mit dem Knebelbarte. Aber in Ansehung der äußerst
wahren Nachahmung der Natur, die vielleicht in die-
sem Stücke so hoch als je in einem andern getrieben ist,
wird es ein merkwürdiges Denkmahl jenes Zeitalters
bleiben, in dem die Künste blüheten.

Man wird vielleicht die Frage aufwerfen: War-Warum der
Autor es nur
selten wagt,
die Epoche
anzugeben,
in der ein al-
tes Kunst-
werk verfer-
tiget ist.

um ich nicht bei den Werken des Alterthums, mehr
Rücksicht auf die Bestimmung der Epochen nehme,
in denen sie verfertigt worden; auf Feststellung von
Stilen nach verschiedenen Zeitaltern. Es scheint,
daß nach dem was Winkelmann darunter vorgearbei-
tet hat, die Sache an sich leicht, und ohne besondere
Schwierigkeit seyn dürfte. Allein man darf nur den
vortrefflichen Aufsatz des Herrn Hofraths Heyne 25)
über die Künstlerepochen beim Plinius lesen, um
meine Behutsamkeit in diesem Stücke zu billigen.
Nach diesem Aufsatze leidet es keinen Zweifel mehr,

daß
24) Siehe dessen Annotazioni sopra le Statue di Ro-
ma,
hinter seinen Briefen an einen Freund in Lief-
land. Coburg 1784. S. 40. Ich bemerke übrigens,
daß diese blos hingeworfenen Blätter, die nie zum
Druck bestimmt waren, billig demselben nicht hät-
ten überliefert werden sollen.
25) Antiquarische Aufsätze I. Stück, dritte Nummer.

Das Capitol.
mann 24) ſagt, daß dieſes Werk nicht aus der beſten
Zeit der Kunſt ſey, ſo hat er in dieſem Urtheile auf
den Mangel des Adels im Ausdrucke und auf den
Mangel des Ideals der Schoͤnheit Ruͤckſicht genom-
men. Dieſe beiden Stuͤcke fehlen freilich. Der ganze
Koͤrper iſt von gemeiner Natur, und vorzuͤglich der Kopf
mit dem Knebelbarte. Aber in Anſehung der aͤußerſt
wahren Nachahmung der Natur, die vielleicht in die-
ſem Stuͤcke ſo hoch als je in einem andern getrieben iſt,
wird es ein merkwuͤrdiges Denkmahl jenes Zeitalters
bleiben, in dem die Kuͤnſte bluͤheten.

Man wird vielleicht die Frage aufwerfen: War-Warum der
Autor es nur
ſelten wagt,
die Epoche
anzugeben,
in der ein al-
tes Kunſt-
werk verfer-
tiget iſt.

um ich nicht bei den Werken des Alterthums, mehr
Ruͤckſicht auf die Beſtimmung der Epochen nehme,
in denen ſie verfertigt worden; auf Feſtſtellung von
Stilen nach verſchiedenen Zeitaltern. Es ſcheint,
daß nach dem was Winkelmann darunter vorgearbei-
tet hat, die Sache an ſich leicht, und ohne beſondere
Schwierigkeit ſeyn duͤrfte. Allein man darf nur den
vortrefflichen Aufſatz des Herrn Hofraths Heyne 25)
uͤber die Kuͤnſtlerepochen beim Plinius leſen, um
meine Behutſamkeit in dieſem Stuͤcke zu billigen.
Nach dieſem Aufſatze leidet es keinen Zweifel mehr,

daß
24) Siehe deſſen Annotazioni ſopra le Statue di Ro-
ma,
hinter ſeinen Briefen an einen Freund in Lief-
land. Coburg 1784. S. 40. Ich bemerke uͤbrigens,
daß dieſe blos hingeworfenen Blaͤtter, die nie zum
Druck beſtimmt waren, billig demſelben nicht haͤt-
ten uͤberliefert werden ſollen.
25) Antiquariſche Aufſaͤtze I. Stuͤck, dritte Nummer.
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[223/0245] Das Capitol. mann 24) ſagt, daß dieſes Werk nicht aus der beſten Zeit der Kunſt ſey, ſo hat er in dieſem Urtheile auf den Mangel des Adels im Ausdrucke und auf den Mangel des Ideals der Schoͤnheit Ruͤckſicht genom- men. Dieſe beiden Stuͤcke fehlen freilich. Der ganze Koͤrper iſt von gemeiner Natur, und vorzuͤglich der Kopf mit dem Knebelbarte. Aber in Anſehung der aͤußerſt wahren Nachahmung der Natur, die vielleicht in die- ſem Stuͤcke ſo hoch als je in einem andern getrieben iſt, wird es ein merkwuͤrdiges Denkmahl jenes Zeitalters bleiben, in dem die Kuͤnſte bluͤheten. Man wird vielleicht die Frage aufwerfen: War- um ich nicht bei den Werken des Alterthums, mehr Ruͤckſicht auf die Beſtimmung der Epochen nehme, in denen ſie verfertigt worden; auf Feſtſtellung von Stilen nach verſchiedenen Zeitaltern. Es ſcheint, daß nach dem was Winkelmann darunter vorgearbei- tet hat, die Sache an ſich leicht, und ohne beſondere Schwierigkeit ſeyn duͤrfte. Allein man darf nur den vortrefflichen Aufſatz des Herrn Hofraths Heyne 25) uͤber die Kuͤnſtlerepochen beim Plinius leſen, um meine Behutſamkeit in dieſem Stuͤcke zu billigen. Nach dieſem Aufſatze leidet es keinen Zweifel mehr, daß Warum der Autor es nur ſelten wagt, die Epoche anzugeben, in der ein al- tes Kunſt- werk verfer- tiget iſt. 24) Siehe deſſen Annotazioni ſopra le Statue di Ro- ma, hinter ſeinen Briefen an einen Freund in Lief- land. Coburg 1784. S. 40. Ich bemerke uͤbrigens, daß dieſe blos hingeworfenen Blaͤtter, die nie zum Druck beſtimmt waren, billig demſelben nicht haͤt- ten uͤberliefert werden ſollen. 25) Antiquariſche Aufſaͤtze I. Stuͤck, dritte Nummer.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/245>, abgerufen am 28.11.2024.