Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.Das Capitol. bedächten, die so viel an diesem Pferde auszusetzenwissen! Ueber die Figur Marc Aurels ist stille Ruhe und Majestät ausgegossen, sie herrscht auf seiner Mine, sie liegt in seinem festen natürlichen Sitze. Diese stille Größe contrastirt unvergleichlich mit dem Muthe, mit dem Leben, die sich in jeder Muskel des Pferdes zeigen. Zu diesem Ausdrucke trägt vielleicht selbst die sonderbare Stellung desselben etwas bei. Es hebt nämlich beide Füße auf eine Art, die so selten und so transitorisch ist, daß man nothwendig eine Idee von Unruhe und Schnelligkeit damit verbinden muß. Uebrigens ist dies Pferd nicht schön, nicht groß. Aber das durfte es auch wohl nicht seyn, wenn es der Wür- kung des Ganzen und der Hauptfigur nicht schaden sollte. 6) Das Mittelgebäude dienet dem Senatore di Roma zur Wohnung. An demselben, über einer Fontaine, eine Linker 6) Man sehe darüber, was bei dem Basrelief mit
dem Brustbilde des Antinous in der Villa Albani erinnert ist. Ohnedem scheint dies Pferd ein Por- trait, und der kurze Schweif desselben damahls so gewöhnlich gewesen zu seyn, wie jetzt unsere Stumpf- schwänze. Das Capitol. bedaͤchten, die ſo viel an dieſem Pferde auszuſetzenwiſſen! Ueber die Figur Marc Aurels iſt ſtille Ruhe und Majeſtaͤt ausgegoſſen, ſie herrſcht auf ſeiner Mine, ſie liegt in ſeinem feſten natuͤrlichen Sitze. Dieſe ſtille Groͤße contraſtirt unvergleichlich mit dem Muthe, mit dem Leben, die ſich in jeder Muſkel des Pferdes zeigen. Zu dieſem Ausdrucke traͤgt vielleicht ſelbſt die ſonderbare Stellung deſſelben etwas bei. Es hebt naͤmlich beide Fuͤße auf eine Art, die ſo ſelten und ſo tranſitoriſch iſt, daß man nothwendig eine Idee von Unruhe und Schnelligkeit damit verbinden muß. Uebrigens iſt dies Pferd nicht ſchoͤn, nicht groß. Aber das durfte es auch wohl nicht ſeyn, wenn es der Wuͤr- kung des Ganzen und der Hauptfigur nicht ſchaden ſollte. 6) Das Mittelgebaͤude dienet dem Senatore di Roma zur Wohnung. An demſelben, uͤber einer Fontaine, eine Linker 6) Man ſehe daruͤber, was bei dem Basrelief mit
dem Bruſtbilde des Antinous in der Villa Albani erinnert iſt. Ohnedem ſcheint dies Pferd ein Por- trait, und der kurze Schweif deſſelben damahls ſo gewoͤhnlich geweſen zu ſeyn, wie jetzt unſere Stumpf- ſchwaͤnze. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0224" n="202"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Capitol.</hi></fw><lb/> bedaͤchten, die ſo viel an dieſem Pferde auszuſetzen<lb/> wiſſen! Ueber die Figur Marc Aurels iſt ſtille Ruhe<lb/> und Majeſtaͤt ausgegoſſen, ſie herrſcht auf ſeiner Mine,<lb/> ſie liegt in ſeinem feſten natuͤrlichen Sitze. Dieſe<lb/> ſtille Groͤße contraſtirt unvergleichlich mit dem Muthe,<lb/> mit dem Leben, die ſich in jeder Muſkel des Pferdes<lb/> zeigen. Zu dieſem Ausdrucke traͤgt vielleicht ſelbſt<lb/> die ſonderbare Stellung deſſelben etwas bei. Es hebt<lb/> naͤmlich beide Fuͤße auf eine Art, die ſo ſelten und ſo<lb/> tranſitoriſch iſt, daß man nothwendig eine Idee von<lb/> Unruhe und Schnelligkeit damit verbinden muß.<lb/> Uebrigens iſt dies Pferd nicht ſchoͤn, nicht groß. Aber<lb/> das durfte es auch wohl nicht ſeyn, wenn es der Wuͤr-<lb/> kung des Ganzen und der Hauptfigur nicht ſchaden<lb/> ſollte. <note place="foot" n="6)">Man ſehe daruͤber, was bei dem Basrelief mit<lb/> dem Bruſtbilde des Antinous in der Villa Albani<lb/> erinnert iſt. Ohnedem ſcheint dies Pferd ein Por-<lb/> trait, und der kurze Schweif deſſelben damahls ſo<lb/> gewoͤhnlich geweſen zu ſeyn, wie jetzt unſere Stumpf-<lb/> ſchwaͤnze.</note></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Das Mittelgebaͤude</hi> </hi> </head><lb/> <p>dienet dem Senatore di Roma zur Wohnung.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">An demſelben, uͤber einer Fontaine, eine<lb/> kleine ſitzende Roma mit einem Gewande von<lb/> Porphyr zwiſchen zwei coloſſaliſchen Fluß-<lb/> goͤttern</hi>.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Linker</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0224]
Das Capitol.
bedaͤchten, die ſo viel an dieſem Pferde auszuſetzen
wiſſen! Ueber die Figur Marc Aurels iſt ſtille Ruhe
und Majeſtaͤt ausgegoſſen, ſie herrſcht auf ſeiner Mine,
ſie liegt in ſeinem feſten natuͤrlichen Sitze. Dieſe
ſtille Groͤße contraſtirt unvergleichlich mit dem Muthe,
mit dem Leben, die ſich in jeder Muſkel des Pferdes
zeigen. Zu dieſem Ausdrucke traͤgt vielleicht ſelbſt
die ſonderbare Stellung deſſelben etwas bei. Es hebt
naͤmlich beide Fuͤße auf eine Art, die ſo ſelten und ſo
tranſitoriſch iſt, daß man nothwendig eine Idee von
Unruhe und Schnelligkeit damit verbinden muß.
Uebrigens iſt dies Pferd nicht ſchoͤn, nicht groß. Aber
das durfte es auch wohl nicht ſeyn, wenn es der Wuͤr-
kung des Ganzen und der Hauptfigur nicht ſchaden
ſollte. 6)
Das Mittelgebaͤude
dienet dem Senatore di Roma zur Wohnung.
An demſelben, uͤber einer Fontaine, eine
kleine ſitzende Roma mit einem Gewande von
Porphyr zwiſchen zwei coloſſaliſchen Fluß-
goͤttern.
Linker
6) Man ſehe daruͤber, was bei dem Basrelief mit
dem Bruſtbilde des Antinous in der Villa Albani
erinnert iſt. Ohnedem ſcheint dies Pferd ein Por-
trait, und der kurze Schweif deſſelben damahls ſo
gewoͤhnlich geweſen zu ſeyn, wie jetzt unſere Stumpf-
ſchwaͤnze.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |