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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Der Vaticanische Pallast.
umgibt den Engel eine Glorie, die ihn erleuchtet, und
ihn des Eindrucks von Licht und Schatten, den man
auch ganz deutlich angegeben sieht, fähig macht.
Die pikante Würkung liegt also in der Anordnung
des Lichts, nicht aber in der magischen Behandlung
der Darstellung.

Auch weiß ich nicht, ob man mit eben diesem
Schriftsteller dem Raphael ein Verdienst daraus ma-
chen kann, daß er mehrere Lichter so neben einander
gestellet hat, daß sich das mittelste, als das Haupt-
licht vor den übrigen heraus hebt. Alles ist hier
Nacht, sagt Richardson, Alles ist erleuchtet, aber
die Lichter sind sich einander so untergeordnet, daß das
eine dem andern keinen Schaden thut. Ich möchte
dies abläugnen. Mich dünkt, es thut dem Haupt-
lichte allerdings Schaden, daß die Nebengemählde
so erleuchtet sind; und ist es nicht unnatürlich, daß
der Engel, der in dem mittelsten Gemählde so hell
beleuchtet wird, auf der Seite mit eben der Glorie im
schwächern Lichte erscheint?

Der Ausdruck in dem erwachenden Petrus ist
wahr. Aber sowohl diese Figur als die Figur des
Engels sind nicht sehr edel.

Das zweite Gemählde zur Seite, oder die zweite
Abtheilung stellt den heiligen Petrus vor, den der
Engel aus dem Gefängnisse führt. Der Engel ist
von wahrer himmlischer Anmuth. Diese Handlung
wird allein von der Glorie erleuchtet, in der der En-
gel einhergeht; und auch hier erscheint er nicht als er-
leuchtender, sondern als erleuchteter Körper.

Die

Der Vaticaniſche Pallaſt.
umgibt den Engel eine Glorie, die ihn erleuchtet, und
ihn des Eindrucks von Licht und Schatten, den man
auch ganz deutlich angegeben ſieht, faͤhig macht.
Die pikante Wuͤrkung liegt alſo in der Anordnung
des Lichts, nicht aber in der magiſchen Behandlung
der Darſtellung.

Auch weiß ich nicht, ob man mit eben dieſem
Schriftſteller dem Raphael ein Verdienſt daraus ma-
chen kann, daß er mehrere Lichter ſo neben einander
geſtellet hat, daß ſich das mittelſte, als das Haupt-
licht vor den uͤbrigen heraus hebt. Alles iſt hier
Nacht, ſagt Richardſon, Alles iſt erleuchtet, aber
die Lichter ſind ſich einander ſo untergeordnet, daß das
eine dem andern keinen Schaden thut. Ich moͤchte
dies ablaͤugnen. Mich duͤnkt, es thut dem Haupt-
lichte allerdings Schaden, daß die Nebengemaͤhlde
ſo erleuchtet ſind; und iſt es nicht unnatuͤrlich, daß
der Engel, der in dem mittelſten Gemaͤhlde ſo hell
beleuchtet wird, auf der Seite mit eben der Glorie im
ſchwaͤchern Lichte erſcheint?

Der Ausdruck in dem erwachenden Petrus iſt
wahr. Aber ſowohl dieſe Figur als die Figur des
Engels ſind nicht ſehr edel.

Das zweite Gemaͤhlde zur Seite, oder die zweite
Abtheilung ſtellt den heiligen Petrus vor, den der
Engel aus dem Gefaͤngniſſe fuͤhrt. Der Engel iſt
von wahrer himmliſcher Anmuth. Dieſe Handlung
wird allein von der Glorie erleuchtet, in der der En-
gel einhergeht; und auch hier erſcheint er nicht als er-
leuchtender, ſondern als erleuchteter Koͤrper.

Die
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[157/0179] Der Vaticaniſche Pallaſt. umgibt den Engel eine Glorie, die ihn erleuchtet, und ihn des Eindrucks von Licht und Schatten, den man auch ganz deutlich angegeben ſieht, faͤhig macht. Die pikante Wuͤrkung liegt alſo in der Anordnung des Lichts, nicht aber in der magiſchen Behandlung der Darſtellung. Auch weiß ich nicht, ob man mit eben dieſem Schriftſteller dem Raphael ein Verdienſt daraus ma- chen kann, daß er mehrere Lichter ſo neben einander geſtellet hat, daß ſich das mittelſte, als das Haupt- licht vor den uͤbrigen heraus hebt. Alles iſt hier Nacht, ſagt Richardſon, Alles iſt erleuchtet, aber die Lichter ſind ſich einander ſo untergeordnet, daß das eine dem andern keinen Schaden thut. Ich moͤchte dies ablaͤugnen. Mich duͤnkt, es thut dem Haupt- lichte allerdings Schaden, daß die Nebengemaͤhlde ſo erleuchtet ſind; und iſt es nicht unnatuͤrlich, daß der Engel, der in dem mittelſten Gemaͤhlde ſo hell beleuchtet wird, auf der Seite mit eben der Glorie im ſchwaͤchern Lichte erſcheint? Der Ausdruck in dem erwachenden Petrus iſt wahr. Aber ſowohl dieſe Figur als die Figur des Engels ſind nicht ſehr edel. Das zweite Gemaͤhlde zur Seite, oder die zweite Abtheilung ſtellt den heiligen Petrus vor, den der Engel aus dem Gefaͤngniſſe fuͤhrt. Der Engel iſt von wahrer himmliſcher Anmuth. Dieſe Handlung wird allein von der Glorie erleuchtet, in der der En- gel einhergeht; und auch hier erſcheint er nicht als er- leuchtender, ſondern als erleuchteter Koͤrper. Die

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/179>, abgerufen am 25.11.2024.