sigen. Männer zu Pferde zermalmen Männer zu Fuße, und diese kämpfen wieder gegen jene an. Ueber- wundene wehren den letzten Todesstreich ab, und um das Gemählde zu vollenden, hebt an der äußersten Seite ein trostloser Vater den Leichnam des erschlage- nen Sohnes auf.
Dies ist der Gedanke des Bildes, die poetische Erfindung.
Die mahlerische Erfindung, die eigentliche An- ordnung, in Rücksicht auf Form und Beleuchtung der Gruppen, scheint vorzüglich im hintern Theile des Bildes Tadel zu verdienen; die Figuren sind zu unor- dentlich auf einander gehäuft. Es ist wahr, die Na- tur des Gegenstandes scheint dies zu erfordern, aber ein geschickter Anordner weiß Mittel zu treffen, durch welche das Auge bei anscheinender Unordnung dennoch gewisse Gruppen absondert, und sich Ruhepunkte wählt, welche die einzelnen Partien zwar nicht von dem Ganzen trennen dürfen, aber diese doch weniger als andere hervorstechend machen.
Der Ausdruck ist unvergleichlich. Jede Figur verlangt in dieser Rücksicht ein eigenes Studium, aber vorzüglich mache ich aufmerksam: auf den Maxenz, auf die Gruppe der Krieger im Schiffe, auf den Reu- ter, der sein niedergestoßenes Pferd beschreitet, und sich dennoch in dieser unvortheilhaften Stellung wehrt, auf jenen andern, der dem Constantin den stürzenden Maxenz zeigt, dann auf den, der seinen Gegner vom Pferde stößt, auf den zu Boden geworfenen Krieger, der mit grimmigem Blicke dem Streich zu trotzen
scheint,
Der Vaticaniſche Pallaſt.
ſigen. Maͤnner zu Pferde zermalmen Maͤnner zu Fuße, und dieſe kaͤmpfen wieder gegen jene an. Ueber- wundene wehren den letzten Todesſtreich ab, und um das Gemaͤhlde zu vollenden, hebt an der aͤußerſten Seite ein troſtloſer Vater den Leichnam des erſchlage- nen Sohnes auf.
Dies iſt der Gedanke des Bildes, die poetiſche Erfindung.
Die mahleriſche Erfindung, die eigentliche An- ordnung, in Ruͤckſicht auf Form und Beleuchtung der Gruppen, ſcheint vorzuͤglich im hintern Theile des Bildes Tadel zu verdienen; die Figuren ſind zu unor- dentlich auf einander gehaͤuft. Es iſt wahr, die Na- tur des Gegenſtandes ſcheint dies zu erfordern, aber ein geſchickter Anordner weiß Mittel zu treffen, durch welche das Auge bei anſcheinender Unordnung dennoch gewiſſe Gruppen abſondert, und ſich Ruhepunkte waͤhlt, welche die einzelnen Partien zwar nicht von dem Ganzen trennen duͤrfen, aber dieſe doch weniger als andere hervorſtechend machen.
Der Ausdruck iſt unvergleichlich. Jede Figur verlangt in dieſer Ruͤckſicht ein eigenes Studium, aber vorzuͤglich mache ich aufmerkſam: auf den Maxenz, auf die Gruppe der Krieger im Schiffe, auf den Reu- ter, der ſein niedergeſtoßenes Pferd beſchreitet, und ſich dennoch in dieſer unvortheilhaften Stellung wehrt, auf jenen andern, der dem Conſtantin den ſtuͤrzenden Maxenz zeigt, dann auf den, der ſeinen Gegner vom Pferde ſtoͤßt, auf den zu Boden geworfenen Krieger, der mit grimmigem Blicke dem Streich zu trotzen
ſcheint,
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Der Vaticaniſche Pallaſt.
ſigen. Maͤnner zu Pferde zermalmen Maͤnner zu
Fuße, und dieſe kaͤmpfen wieder gegen jene an. Ueber-
wundene wehren den letzten Todesſtreich ab, und um
das Gemaͤhlde zu vollenden, hebt an der aͤußerſten
Seite ein troſtloſer Vater den Leichnam des erſchlage-
nen Sohnes auf.
Dies iſt der Gedanke des Bildes, die poetiſche
Erfindung.
Die mahleriſche Erfindung, die eigentliche An-
ordnung, in Ruͤckſicht auf Form und Beleuchtung
der Gruppen, ſcheint vorzuͤglich im hintern Theile des
Bildes Tadel zu verdienen; die Figuren ſind zu unor-
dentlich auf einander gehaͤuft. Es iſt wahr, die Na-
tur des Gegenſtandes ſcheint dies zu erfordern, aber
ein geſchickter Anordner weiß Mittel zu treffen, durch
welche das Auge bei anſcheinender Unordnung dennoch
gewiſſe Gruppen abſondert, und ſich Ruhepunkte
waͤhlt, welche die einzelnen Partien zwar nicht von
dem Ganzen trennen duͤrfen, aber dieſe doch weniger
als andere hervorſtechend machen.
Der Ausdruck iſt unvergleichlich. Jede Figur
verlangt in dieſer Ruͤckſicht ein eigenes Studium, aber
vorzuͤglich mache ich aufmerkſam: auf den Maxenz,
auf die Gruppe der Krieger im Schiffe, auf den Reu-
ter, der ſein niedergeſtoßenes Pferd beſchreitet, und
ſich dennoch in dieſer unvortheilhaften Stellung wehrt,
auf jenen andern, der dem Conſtantin den ſtuͤrzenden
Maxenz zeigt, dann auf den, der ſeinen Gegner vom
Pferde ſtoͤßt, auf den zu Boden geworfenen Krieger,
der mit grimmigem Blicke dem Streich zu trotzen
ſcheint,
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/164>, abgerufen am 19.07.2024.
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