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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
einiger Kleinigkeiten willen, da er mehr nicht ver-
sehen, als daß er die Depositengelder zu seiner eig-
nen Nothdurft verwendet. Der sechste endlich
war ein Doktor Juris, und ehedem berühmter
Rechtsconsulent, welcher einige Jahre im Zucht-
hause zugebracht hatte, und dem nunmehr die Pra-
xis auf Lebenszeit untersagt war. J[ch] habe die
Ursache davon niemals errathen kö[nnen]; sie muß
aber sehr wichtig gewesen seyn: denn wegen all-
täglicher, und gemeiner Betrügereyen sind die Ad-
vocaten nicht gewohnt, ins Zuchthaus zu kommen.
Jch habe angemerkt, daß dieser Doktor sich be-
ständig zu obiger Gesellschaft hielt, und es schien,
daß sie ihn auf den Fall ernährten, dafern einer
oder der andere von ihnen eine Defension pro
avertenda tortura
brauchte, wovor sie nicht eine
Stunde sicher waren. Jn dieser vortrefflichen
Gesellschaft brachte ich einige Stunden, nicht ohne
Erbauung, zu. Aus ihren Gesprächen konnte
man gleich abnehmen, daß es Männer waren,
welche die große Welt kannten, und alles, was sie
redeten, sprachen sie mit einer so dreisten Freymü-
thigkeit, daß ein Fremder nimmermehr darauf
gefallen seyn würde, daß dieses Leute wären, wel-
che nur so lange noch frey herum giengen, als es
der Himmel und der weltliche Arm wollte.

Mitten unter den Gesprächen von verschied-
nen Materien ihres Handwerks, ergriff der ban-
kerute Kaufmann ein Glas, und brachte die Ge-
sundheit aus: Ehrlich währt am längsten!

Jch

Antons Panßa von Mancha
einiger Kleinigkeiten willen, da er mehr nicht ver-
ſehen, als daß er die Depoſitengelder zu ſeiner eig-
nen Nothdurft verwendet. Der ſechſte endlich
war ein Doktor Juris, und ehedem beruͤhmter
Rechtsconſulent, welcher einige Jahre im Zucht-
hauſe zugebracht hatte, und dem nunmehr die Pra-
xis auf Lebenszeit unterſagt war. J[ch] habe die
Urſache davon niemals errathen koͤ[nnen]; ſie muß
aber ſehr wichtig geweſen ſeyn: denn wegen all-
taͤglicher, und gemeiner Betruͤgereyen ſind die Ad-
vocaten nicht gewohnt, ins Zuchthaus zu kommen.
Jch habe angemerkt, daß dieſer Doktor ſich be-
ſtaͤndig zu obiger Geſellſchaft hielt, und es ſchien,
daß ſie ihn auf den Fall ernaͤhrten, dafern einer
oder der andere von ihnen eine Defenſion pro
avertenda tortura
brauchte, wovor ſie nicht eine
Stunde ſicher waren. Jn dieſer vortrefflichen
Geſellſchaft brachte ich einige Stunden, nicht ohne
Erbauung, zu. Aus ihren Geſpraͤchen konnte
man gleich abnehmen, daß es Maͤnner waren,
welche die große Welt kannten, und alles, was ſie
redeten, ſprachen ſie mit einer ſo dreiſten Freymuͤ-
thigkeit, daß ein Fremder nimmermehr darauf
gefallen ſeyn wuͤrde, daß dieſes Leute waͤren, wel-
che nur ſo lange noch frey herum giengen, als es
der Himmel und der weltliche Arm wollte.

Mitten unter den Geſpraͤchen von verſchied-
nen Materien ihres Handwerks, ergriff der ban-
kerute Kaufmann ein Glas, und brachte die Ge-
ſundheit aus: Ehrlich waͤhrt am laͤngſten!

Jch
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[62/0084] Antons Panßa von Mancha einiger Kleinigkeiten willen, da er mehr nicht ver- ſehen, als daß er die Depoſitengelder zu ſeiner eig- nen Nothdurft verwendet. Der ſechſte endlich war ein Doktor Juris, und ehedem beruͤhmter Rechtsconſulent, welcher einige Jahre im Zucht- hauſe zugebracht hatte, und dem nunmehr die Pra- xis auf Lebenszeit unterſagt war. Jch habe die Urſache davon niemals errathen koͤnnen; ſie muß aber ſehr wichtig geweſen ſeyn: denn wegen all- taͤglicher, und gemeiner Betruͤgereyen ſind die Ad- vocaten nicht gewohnt, ins Zuchthaus zu kommen. Jch habe angemerkt, daß dieſer Doktor ſich be- ſtaͤndig zu obiger Geſellſchaft hielt, und es ſchien, daß ſie ihn auf den Fall ernaͤhrten, dafern einer oder der andere von ihnen eine Defenſion pro avertenda tortura brauchte, wovor ſie nicht eine Stunde ſicher waren. Jn dieſer vortrefflichen Geſellſchaft brachte ich einige Stunden, nicht ohne Erbauung, zu. Aus ihren Geſpraͤchen konnte man gleich abnehmen, daß es Maͤnner waren, welche die große Welt kannten, und alles, was ſie redeten, ſprachen ſie mit einer ſo dreiſten Freymuͤ- thigkeit, daß ein Fremder nimmermehr darauf gefallen ſeyn wuͤrde, daß dieſes Leute waͤren, wel- che nur ſo lange noch frey herum giengen, als es der Himmel und der weltliche Arm wollte. Mitten unter den Geſpraͤchen von verſchied- nen Materien ihres Handwerks, ergriff der ban- kerute Kaufmann ein Glas, und brachte die Ge- ſundheit aus: Ehrlich waͤhrt am laͤngſten! Jch

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/84>, abgerufen am 25.11.2024.