hoffen können. Nur keine Maitresse hat er noch; doch wird er nächstens für eine sorgen, damit er seinem Herrn Vater in allem gleich werde. Jst nicht dieses alles ein Beweis, daß der Verstand mit dem Amte kömmt? Und hätte wohl iemand geglaubt, daß, bey einer solchen Erziehung, derjenige mit so vieler anscheinenden Hoffnung für sein Vaterland fechten sollte, welcher, menschlichem Ansehen nach, nur geboren war, für sein Vaterland zu kochen?
Wie glücklich muß das Land seyn, in welchem ein Ueberfluß von solchen Personen vorhanden ist, bey denen man ungewiß bleibt, ob sie sich besser vor die Spitze ihrer Truppen, oder hinter den Nährahm schicken!
Jndessen muß ich gestehn, daß nicht der Mili- tärstand allein sich dieses Vorzugs rühmen kann; sondern daß wir durch die weise Sorglosigkeit un- serer Aeltern und Vorgesetzten, und durch die na- türliche sich selbst gelassene Dummheit des größten Theils unsrer hoffnungsvollen Jugend, denenjeni- gen glücklichen Zeiten sehr nahe gekommen sind, wo man einen Candidaten, welcher die nöthige Ge- schicklichkeit und den Verstand eher hat, als das Amt, bald als ein Wunderthier für Geld in den Messen sehen lassen wird. Jch bin verschiednen werthen Freunden, welche in meiner Gegend woh- nen, für das Vergnügen, das ich in ihrem erbau- lichen Umgange täglich genieße, so vielen Dank schuldig, daß ich mir ein Gewissen daraus mache, diese Abhandlung zu schließen, ohne sie im Vor- beygehn ein wenig zu verewigen, und der Nach-
welt
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
hoffen koͤnnen. Nur keine Maitreſſe hat er noch; doch wird er naͤchſtens fuͤr eine ſorgen, damit er ſeinem Herrn Vater in allem gleich werde. Jſt nicht dieſes alles ein Beweis, daß der Verſtand mit dem Amte koͤmmt? Und haͤtte wohl iemand geglaubt, daß, bey einer ſolchen Erziehung, derjenige mit ſo vieler anſcheinenden Hoffnung fuͤr ſein Vaterland fechten ſollte, welcher, menſchlichem Anſehen nach, nur geboren war, fuͤr ſein Vaterland zu kochen?
Wie gluͤcklich muß das Land ſeyn, in welchem ein Ueberfluß von ſolchen Perſonen vorhanden iſt, bey denen man ungewiß bleibt, ob ſie ſich beſſer vor die Spitze ihrer Truppen, oder hinter den Naͤhrahm ſchicken!
Jndeſſen muß ich geſtehn, daß nicht der Mili- taͤrſtand allein ſich dieſes Vorzugs ruͤhmen kann; ſondern daß wir durch die weiſe Sorgloſigkeit un- ſerer Aeltern und Vorgeſetzten, und durch die na- tuͤrliche ſich ſelbſt gelaſſene Dummheit des groͤßten Theils unſrer hoffnungsvollen Jugend, denenjeni- gen gluͤcklichen Zeiten ſehr nahe gekommen ſind, wo man einen Candidaten, welcher die noͤthige Ge- ſchicklichkeit und den Verſtand eher hat, als das Amt, bald als ein Wunderthier fuͤr Geld in den Meſſen ſehen laſſen wird. Jch bin verſchiednen werthen Freunden, welche in meiner Gegend woh- nen, fuͤr das Vergnuͤgen, das ich in ihrem erbau- lichen Umgange taͤglich genieße, ſo vielen Dank ſchuldig, daß ich mir ein Gewiſſen daraus mache, dieſe Abhandlung zu ſchließen, ohne ſie im Vor- beygehn ein wenig zu verewigen, und der Nach-
welt
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Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
hoffen koͤnnen. Nur keine Maitreſſe hat er noch;
doch wird er naͤchſtens fuͤr eine ſorgen, damit er
ſeinem Herrn Vater in allem gleich werde. Jſt nicht
dieſes alles ein Beweis, daß der Verſtand mit dem
Amte koͤmmt? Und haͤtte wohl iemand geglaubt,
daß, bey einer ſolchen Erziehung, derjenige mit ſo
vieler anſcheinenden Hoffnung fuͤr ſein Vaterland
fechten ſollte, welcher, menſchlichem Anſehen nach,
nur geboren war, fuͤr ſein Vaterland zu kochen?
Wie gluͤcklich muß das Land ſeyn, in welchem
ein Ueberfluß von ſolchen Perſonen vorhanden iſt,
bey denen man ungewiß bleibt, ob ſie ſich beſſer
vor die Spitze ihrer Truppen, oder hinter den
Naͤhrahm ſchicken!
Jndeſſen muß ich geſtehn, daß nicht der Mili-
taͤrſtand allein ſich dieſes Vorzugs ruͤhmen kann;
ſondern daß wir durch die weiſe Sorgloſigkeit un-
ſerer Aeltern und Vorgeſetzten, und durch die na-
tuͤrliche ſich ſelbſt gelaſſene Dummheit des groͤßten
Theils unſrer hoffnungsvollen Jugend, denenjeni-
gen gluͤcklichen Zeiten ſehr nahe gekommen ſind,
wo man einen Candidaten, welcher die noͤthige Ge-
ſchicklichkeit und den Verſtand eher hat, als das
Amt, bald als ein Wunderthier fuͤr Geld in den
Meſſen ſehen laſſen wird. Jch bin verſchiednen
werthen Freunden, welche in meiner Gegend woh-
nen, fuͤr das Vergnuͤgen, das ich in ihrem erbau-
lichen Umgange taͤglich genieße, ſo vielen Dank
ſchuldig, daß ich mir ein Gewiſſen daraus mache,
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/65>, abgerufen am 22.11.2024.
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