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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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und Ehrenerklärung.
sie eine gute Wirthinn sey, weil sie wohl weis,
daß dieses eine sehr bürgerliche Tugend ist. Und
am allerwenigsten wird sie darüber empfindlich,
wenn man ihre Treue gegen den Mann in Zweifel
zieht, da dieses nur ein desto stärkerer Beweis ih-
rer Schönheit, ihrer Verdienste, und der Hoch-
achtung ist, welche die Welt für sie hat. Und
also hat sie vielleicht meine Wahrheit nicht einmal
übel genommen! Aber gesetzt auch, es wäre ge-
schehen, so weis ich ein Mittel, sie wieder zu be-
sänftigen. Bey der nächsten Gelegenheit will ich
ihr eine Schmeicheley auf Unkosten anderer Frauen-
zimmer sagen; ich will sie mit boshaften Neuig-
keiten von ihrer Freundinn versehen, damit sie in
Zusammenkünften Gelegenheit habe, witzig zu
seyn; allenfalls spiele ich mit ihr, und lasse sie ge-
winnen; und wenn sie bey aller dieser Buße noch
unversöhnlich bleibt, so will ich die Rolle eines An-
beters nehmen, damit ich die Zahl ihres zärtlichen
Trosses vermehre, und ihr das Vergnügen mache,
mich verachten zu können. Denn das wünscht
ihr Ehrgeiz, daß sich die Anzahl ihrer Anbeter ver-
mehre, und daß sie einige darunter habe, bey wel-
chen es ihr nicht schwer ankomme, grausam zu
seyn. Jch glaube, ich bin gedemüthigt genug,
wenn ich mich dieser Strafe unterwerfe.



Kalliste ist pedantisch stolz, weil sie etwas mehr
versteht, als das Kochen. Jch habe das gesagt,
es ist wahr: Aber wenn auch Kalliste diesen

Feh-
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und Ehrenerklaͤrung.
ſie eine gute Wirthinn ſey, weil ſie wohl weis,
daß dieſes eine ſehr buͤrgerliche Tugend iſt. Und
am allerwenigſten wird ſie daruͤber empfindlich,
wenn man ihre Treue gegen den Mann in Zweifel
zieht, da dieſes nur ein deſto ſtaͤrkerer Beweis ih-
rer Schoͤnheit, ihrer Verdienſte, und der Hoch-
achtung iſt, welche die Welt fuͤr ſie hat. Und
alſo hat ſie vielleicht meine Wahrheit nicht einmal
uͤbel genommen! Aber geſetzt auch, es waͤre ge-
ſchehen, ſo weis ich ein Mittel, ſie wieder zu be-
ſaͤnftigen. Bey der naͤchſten Gelegenheit will ich
ihr eine Schmeicheley auf Unkoſten anderer Frauen-
zimmer ſagen; ich will ſie mit boshaften Neuig-
keiten von ihrer Freundinn verſehen, damit ſie in
Zuſammenkuͤnften Gelegenheit habe, witzig zu
ſeyn; allenfalls ſpiele ich mit ihr, und laſſe ſie ge-
winnen; und wenn ſie bey aller dieſer Buße noch
unverſoͤhnlich bleibt, ſo will ich die Rolle eines An-
beters nehmen, damit ich die Zahl ihres zaͤrtlichen
Troſſes vermehre, und ihr das Vergnuͤgen mache,
mich verachten zu koͤnnen. Denn das wuͤnſcht
ihr Ehrgeiz, daß ſich die Anzahl ihrer Anbeter ver-
mehre, und daß ſie einige darunter habe, bey wel-
chen es ihr nicht ſchwer ankomme, grauſam zu
ſeyn. Jch glaube, ich bin gedemuͤthigt genug,
wenn ich mich dieſer Strafe unterwerfe.



Kalliſte iſt pedantiſch ſtolz, weil ſie etwas mehr
verſteht, als das Kochen. Jch habe das geſagt,
es iſt wahr: Aber wenn auch Kalliſte dieſen

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[595[593]/0617] und Ehrenerklaͤrung. ſie eine gute Wirthinn ſey, weil ſie wohl weis, daß dieſes eine ſehr buͤrgerliche Tugend iſt. Und am allerwenigſten wird ſie daruͤber empfindlich, wenn man ihre Treue gegen den Mann in Zweifel zieht, da dieſes nur ein deſto ſtaͤrkerer Beweis ih- rer Schoͤnheit, ihrer Verdienſte, und der Hoch- achtung iſt, welche die Welt fuͤr ſie hat. Und alſo hat ſie vielleicht meine Wahrheit nicht einmal uͤbel genommen! Aber geſetzt auch, es waͤre ge- ſchehen, ſo weis ich ein Mittel, ſie wieder zu be- ſaͤnftigen. Bey der naͤchſten Gelegenheit will ich ihr eine Schmeicheley auf Unkoſten anderer Frauen- zimmer ſagen; ich will ſie mit boshaften Neuig- keiten von ihrer Freundinn verſehen, damit ſie in Zuſammenkuͤnften Gelegenheit habe, witzig zu ſeyn; allenfalls ſpiele ich mit ihr, und laſſe ſie ge- winnen; und wenn ſie bey aller dieſer Buße noch unverſoͤhnlich bleibt, ſo will ich die Rolle eines An- beters nehmen, damit ich die Zahl ihres zaͤrtlichen Troſſes vermehre, und ihr das Vergnuͤgen mache, mich verachten zu koͤnnen. Denn das wuͤnſcht ihr Ehrgeiz, daß ſich die Anzahl ihrer Anbeter ver- mehre, und daß ſie einige darunter habe, bey wel- chen es ihr nicht ſchwer ankomme, grauſam zu ſeyn. Jch glaube, ich bin gedemuͤthigt genug, wenn ich mich dieſer Strafe unterwerfe. Kalliſte iſt pedantiſch ſtolz, weil ſie etwas mehr verſteht, als das Kochen. Jch habe das geſagt, es iſt wahr: Aber wenn auch Kalliſte dieſen Feh- P p 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 595[593]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/617>, abgerufen am 24.11.2024.