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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Drittes Buch.
sen möchten. Jm dritten Buche versprach ich ei-
nen deutlichern Schlüssel dazu zu geben, und brach
eben da ab, wo ich glaubte, daß die deutende Neu-
gier gewisser Leser am stärksten seyn würde.

Jch habe dadurch alles erlangt, was ich such-
te, und noch mehr, als ich zu erlangen wünschte.
Jch habe erfahren, daß beynahe keine Hoffnung
mehr übrig sey, diesen Lesern eine Schoossünde
abzugewöhnen, die ihrer Neugier und ihrer Eigen-
liebe so angenehm ist. Viele haben sich die weni-
gen Wochen hindurch beschäfftigt, theils abge-
schmackte, theils lächerliche, theils gefährliche Aus-
legungen zu machen, nachdem einer, oder der an-
dere von ihnen abgeschmackt, lächerlich oder bos-
haft war. Und am meisten haben sich diejenigen
mit Fertigung der Schlüssel den Kopf zerbrochen,
von denen ich doch mit gutem Gewissen nicht ein-
mal verlangen kann, daß sie denken sollen. Viele
haben ihre Vermuthungen aus dem Formate, an-
dre aus einer gewissen Art der Orthographie, und
noch andere von dem Drucke und Papiere abge-
leitet. Man hat den Verfasser an verschiednen
Orten gesucht, und ich habe das Vergnügen ge-
habt, unbemerkt, hinter meinem ausgestellten Bil-
de gute und böse, gegründete und unvernünftige
Urtheile, von Schustern und von Kennern zu hö-
ren. Jch werde keine von allen beantworten:
Aber das ist mir nahe gegangen, daß ich habe er-
fahren müssen, wie man rechtschaffne und unschul-
dige Männer, die ich zum Theil vorher niemals

gekannt

Drittes Buch.
ſen moͤchten. Jm dritten Buche verſprach ich ei-
nen deutlichern Schluͤſſel dazu zu geben, und brach
eben da ab, wo ich glaubte, daß die deutende Neu-
gier gewiſſer Leſer am ſtaͤrkſten ſeyn wuͤrde.

Jch habe dadurch alles erlangt, was ich ſuch-
te, und noch mehr, als ich zu erlangen wuͤnſchte.
Jch habe erfahren, daß beynahe keine Hoffnung
mehr uͤbrig ſey, dieſen Leſern eine Schoosſuͤnde
abzugewoͤhnen, die ihrer Neugier und ihrer Eigen-
liebe ſo angenehm iſt. Viele haben ſich die weni-
gen Wochen hindurch beſchaͤfftigt, theils abge-
ſchmackte, theils laͤcherliche, theils gefaͤhrliche Aus-
legungen zu machen, nachdem einer, oder der an-
dere von ihnen abgeſchmackt, laͤcherlich oder bos-
haft war. Und am meiſten haben ſich diejenigen
mit Fertigung der Schluͤſſel den Kopf zerbrochen,
von denen ich doch mit gutem Gewiſſen nicht ein-
mal verlangen kann, daß ſie denken ſollen. Viele
haben ihre Vermuthungen aus dem Formate, an-
dre aus einer gewiſſen Art der Orthographie, und
noch andere von dem Drucke und Papiere abge-
leitet. Man hat den Verfaſſer an verſchiednen
Orten geſucht, und ich habe das Vergnuͤgen ge-
habt, unbemerkt, hinter meinem ausgeſtellten Bil-
de gute und boͤſe, gegruͤndete und unvernuͤnftige
Urtheile, von Schuſtern und von Kennern zu hoͤ-
ren. Jch werde keine von allen beantworten:
Aber das iſt mir nahe gegangen, daß ich habe er-
fahren muͤſſen, wie man rechtſchaffne und unſchul-
dige Maͤnner, die ich zum Theil vorher niemals

gekannt
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[557[555]/0579] Drittes Buch. ſen moͤchten. Jm dritten Buche verſprach ich ei- nen deutlichern Schluͤſſel dazu zu geben, und brach eben da ab, wo ich glaubte, daß die deutende Neu- gier gewiſſer Leſer am ſtaͤrkſten ſeyn wuͤrde. Jch habe dadurch alles erlangt, was ich ſuch- te, und noch mehr, als ich zu erlangen wuͤnſchte. Jch habe erfahren, daß beynahe keine Hoffnung mehr uͤbrig ſey, dieſen Leſern eine Schoosſuͤnde abzugewoͤhnen, die ihrer Neugier und ihrer Eigen- liebe ſo angenehm iſt. Viele haben ſich die weni- gen Wochen hindurch beſchaͤfftigt, theils abge- ſchmackte, theils laͤcherliche, theils gefaͤhrliche Aus- legungen zu machen, nachdem einer, oder der an- dere von ihnen abgeſchmackt, laͤcherlich oder bos- haft war. Und am meiſten haben ſich diejenigen mit Fertigung der Schluͤſſel den Kopf zerbrochen, von denen ich doch mit gutem Gewiſſen nicht ein- mal verlangen kann, daß ſie denken ſollen. Viele haben ihre Vermuthungen aus dem Formate, an- dre aus einer gewiſſen Art der Orthographie, und noch andere von dem Drucke und Papiere abge- leitet. Man hat den Verfaſſer an verſchiednen Orten geſucht, und ich habe das Vergnuͤgen ge- habt, unbemerkt, hinter meinem ausgeſtellten Bil- de gute und boͤſe, gegruͤndete und unvernuͤnftige Urtheile, von Schuſtern und von Kennern zu hoͤ- ren. Jch werde keine von allen beantworten: Aber das iſt mir nahe gegangen, daß ich habe er- fahren muͤſſen, wie man rechtſchaffne und unſchul- dige Maͤnner, die ich zum Theil vorher niemals gekannt

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 557[555]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/579>, abgerufen am 22.11.2024.