wären, sie davon abzubringen. Jch habe sie bey aller Gelegenheit wiederholt, ich habe glimpflich, und auch bitter gebeten, daß sie durch Fertigung ihrer Schlüssel mich nicht verhaßt, und sich nicht lächerlich machen sollten: Aber meistentheils habe ich vergebens gebeten.
Da dieser vierte Theil der letzte Theil meiner satirischen Schriften seyn soll, und ich wohlbedäch- tig den Entschluß gefaßt habe, niemals, so lange ich noch leben werde, einige Aufsätze dieser Art der Welt bekannt zu machen (*): So hielt ich es für nö- thig, noch einen Versuch zu thun, ob es denn gar nicht möglich sey, meinen Lesern einen Widerwil- len gegen diese lieblose Deutungsbegierde beyzu- bringen, und ob ich sie nicht wenigstens auf diese Art überführen könne, wie ungerecht sich ihr men- schenfeindlicher Witz beschäfftige, wenn sie nur auf- merksam sind, Thoren unter ihren Mitbürgern zu suchen, ohne sich selbst zu finden.
Jch ließ vor einigen Wochen das Märchen vom ersten April an einem auswärtigen Orte, unter verstelltem Namen, und auf so eine Art dru- cken, daß ich gewiß hoffte, unerkannt zu bleiben. Die sieben mal sieben Wahrsagungen, welche in der That nichts, als ganz allgemeine Charaktere enthalten, bezeichnete ich in den Anmerkungen durch willkührliche Buchstaben, und sagte meinen Lesern in das Ohr, wie etwan die Originale heis-
sen
(*) S. den Vorbericht zum vierten und letzten Theile der satirischen Schriften.
Das Maͤrchen vom erſten April.
waͤren, ſie davon abzubringen. Jch habe ſie bey aller Gelegenheit wiederholt, ich habe glimpflich, und auch bitter gebeten, daß ſie durch Fertigung ihrer Schluͤſſel mich nicht verhaßt, und ſich nicht laͤcherlich machen ſollten: Aber meiſtentheils habe ich vergebens gebeten.
Da dieſer vierte Theil der letzte Theil meiner ſatiriſchen Schriften ſeyn ſoll, und ich wohlbedaͤch- tig den Entſchluß gefaßt habe, niemals, ſo lange ich noch leben werde, einige Aufſaͤtze dieſer Art der Welt bekannt zu machen (*): So hielt ich es fuͤr noͤ- thig, noch einen Verſuch zu thun, ob es denn gar nicht moͤglich ſey, meinen Leſern einen Widerwil- len gegen dieſe liebloſe Deutungsbegierde beyzu- bringen, und ob ich ſie nicht wenigſtens auf dieſe Art uͤberfuͤhren koͤnne, wie ungerecht ſich ihr men- ſchenfeindlicher Witz beſchaͤfftige, wenn ſie nur auf- merkſam ſind, Thoren unter ihren Mitbuͤrgern zu ſuchen, ohne ſich ſelbſt zu finden.
Jch ließ vor einigen Wochen das Maͤrchen vom erſten April an einem auswaͤrtigen Orte, unter verſtelltem Namen, und auf ſo eine Art dru- cken, daß ich gewiß hoffte, unerkannt zu bleiben. Die ſieben mal ſieben Wahrſagungen, welche in der That nichts, als ganz allgemeine Charaktere enthalten, bezeichnete ich in den Anmerkungen durch willkuͤhrliche Buchſtaben, und ſagte meinen Leſern in das Ohr, wie etwan die Originale heiſ-
ſen
(*) S. den Vorbericht zum vierten und letzten Theile der ſatiriſchen Schriften.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0578"n="556[554]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Maͤrchen vom erſten April.</hi></fw><lb/>
waͤren, ſie davon abzubringen. Jch habe ſie bey<lb/>
aller Gelegenheit wiederholt, ich habe glimpflich,<lb/>
und auch bitter gebeten, daß ſie durch Fertigung<lb/>
ihrer Schluͤſſel mich nicht verhaßt, und ſich nicht<lb/>
laͤcherlich machen ſollten: Aber meiſtentheils habe<lb/>
ich vergebens gebeten.</p><lb/><p>Da dieſer vierte Theil der letzte Theil meiner<lb/>ſatiriſchen Schriften ſeyn ſoll, und ich wohlbedaͤch-<lb/>
tig den Entſchluß gefaßt habe, niemals, ſo lange ich<lb/>
noch leben werde, einige Aufſaͤtze dieſer Art der Welt<lb/>
bekannt zu machen <noteplace="foot"n="(*)">S. den Vorbericht zum vierten und letzten Theile der<lb/>ſatiriſchen Schriften.</note>: So hielt ich es fuͤr noͤ-<lb/>
thig, noch einen Verſuch zu thun, ob es denn gar<lb/>
nicht moͤglich ſey, meinen Leſern einen Widerwil-<lb/>
len gegen dieſe liebloſe Deutungsbegierde beyzu-<lb/>
bringen, und ob ich ſie nicht wenigſtens auf dieſe<lb/>
Art uͤberfuͤhren koͤnne, wie ungerecht ſich ihr men-<lb/>ſchenfeindlicher Witz beſchaͤfftige, wenn ſie nur auf-<lb/>
merkſam ſind, Thoren unter ihren Mitbuͤrgern zu<lb/>ſuchen, ohne ſich ſelbſt zu finden.</p><lb/><p>Jch ließ vor einigen Wochen das <hirendition="#fr">Maͤrchen<lb/>
vom erſten April</hi> an einem auswaͤrtigen Orte,<lb/>
unter verſtelltem Namen, und auf ſo eine Art dru-<lb/>
cken, daß ich gewiß hoffte, unerkannt zu bleiben.<lb/>
Die ſieben mal ſieben Wahrſagungen, welche in<lb/>
der That nichts, als ganz allgemeine Charaktere<lb/>
enthalten, bezeichnete ich in den Anmerkungen<lb/>
durch willkuͤhrliche Buchſtaben, und ſagte meinen<lb/>
Leſern in das Ohr, wie etwan die Originale heiſ-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[556[554]/0578]
Das Maͤrchen vom erſten April.
waͤren, ſie davon abzubringen. Jch habe ſie bey
aller Gelegenheit wiederholt, ich habe glimpflich,
und auch bitter gebeten, daß ſie durch Fertigung
ihrer Schluͤſſel mich nicht verhaßt, und ſich nicht
laͤcherlich machen ſollten: Aber meiſtentheils habe
ich vergebens gebeten.
Da dieſer vierte Theil der letzte Theil meiner
ſatiriſchen Schriften ſeyn ſoll, und ich wohlbedaͤch-
tig den Entſchluß gefaßt habe, niemals, ſo lange ich
noch leben werde, einige Aufſaͤtze dieſer Art der Welt
bekannt zu machen (*): So hielt ich es fuͤr noͤ-
thig, noch einen Verſuch zu thun, ob es denn gar
nicht moͤglich ſey, meinen Leſern einen Widerwil-
len gegen dieſe liebloſe Deutungsbegierde beyzu-
bringen, und ob ich ſie nicht wenigſtens auf dieſe
Art uͤberfuͤhren koͤnne, wie ungerecht ſich ihr men-
ſchenfeindlicher Witz beſchaͤfftige, wenn ſie nur auf-
merkſam ſind, Thoren unter ihren Mitbuͤrgern zu
ſuchen, ohne ſich ſelbſt zu finden.
Jch ließ vor einigen Wochen das Maͤrchen
vom erſten April an einem auswaͤrtigen Orte,
unter verſtelltem Namen, und auf ſo eine Art dru-
cken, daß ich gewiß hoffte, unerkannt zu bleiben.
Die ſieben mal ſieben Wahrſagungen, welche in
der That nichts, als ganz allgemeine Charaktere
enthalten, bezeichnete ich in den Anmerkungen
durch willkuͤhrliche Buchſtaben, und ſagte meinen
Leſern in das Ohr, wie etwan die Originale heiſ-
ſen
(*) S. den Vorbericht zum vierten und letzten Theile der
ſatiriſchen Schriften.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 556[554]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/578>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.