glücklich. - - So denkt der arme Autor, und weis es noch nicht, daß bey der ersten Vorstellung das Parterre lachen wird, und die Logen gähnen werden.
46.
Nun ist er unsterblich! Wer? Unser deutscher Burmann.(55) Er hat es aus einer Stelle des Plautus bewiesen, daß sein Gegner ein Ochse sey. Aber er weis es nicht, daß die Welt mit einer bos- haften Freude, auf den Beweis seines Gegners wartet, und daß sie Lust hat, beide für Thoren zu halten, und, ehe fünf Jahre verflossen sind, beide zu vergessen.
47.
Aber Scriblern(56) wird man doch nicht vergessen, welcher für die Nachwelt schreibt? Ge- wiß wird man ihn vergessen; denn er schreibt für die Würzkrämer, und Stärkeweiber. Was hat denn ihm die Nachwelt gethan, daß er ihr zumu- then will, seine Schmiererey zu lesen?
(57) Damit ich dem Witze meiner Leser etwas zu thun ge- be, so will ich hier Platz zu einer Wahrsagung lassen, und
ihnen
M m 2
Zweytes Buch.
gluͤcklich. ‒ ‒ So denkt der arme Autor, und weis es noch nicht, daß bey der erſten Vorſtellung das Parterre lachen wird, und die Logen gaͤhnen werden.
46.
Nun iſt er unſterblich! Wer? Unſer deutſcher Burmann.(55) Er hat es aus einer Stelle des Plautus bewieſen, daß ſein Gegner ein Ochſe ſey. Aber er weis es nicht, daß die Welt mit einer bos- haften Freude, auf den Beweis ſeines Gegners wartet, und daß ſie Luſt hat, beide fuͤr Thoren zu halten, und, ehe fuͤnf Jahre verfloſſen ſind, beide zu vergeſſen.
47.
Aber Scriblern(56) wird man doch nicht vergeſſen, welcher fuͤr die Nachwelt ſchreibt? Ge- wiß wird man ihn vergeſſen; denn er ſchreibt fuͤr die Wuͤrzkraͤmer, und Staͤrkeweiber. Was hat denn ihm die Nachwelt gethan, daß er ihr zumu- then will, ſeine Schmiererey zu leſen?
(57) Damit ich dem Witze meiner Leſer etwas zu thun ge- be, ſo will ich hier Platz zu einer Wahrſagung laſſen, und
ihnen
M m 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0569"n="547[545]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweytes Buch.</hi></fw><lb/>
gluͤcklich. ‒‒ So denkt der arme Autor, und weis<lb/>
es noch nicht, daß bey der erſten Vorſtellung das<lb/>
Parterre lachen wird, und die Logen gaͤhnen<lb/>
werden.</p></div><lb/><divn="4"><head>46.</head><lb/><p>Nun iſt er unſterblich! Wer? Unſer deutſcher<lb/><hirendition="#fr">Burmann.</hi><noteplace="foot"n="(55)">Der handfeſte <hirendition="#aq"><hirendition="#i">C ‒‒. Cur non dictus Hylax?</hi></hi></note> Er hat es aus einer Stelle des<lb/>
Plautus bewieſen, daß ſein Gegner ein Ochſe ſey.<lb/>
Aber er weis es nicht, daß die Welt mit einer bos-<lb/>
haften Freude, auf den Beweis ſeines Gegners<lb/>
wartet, und daß ſie Luſt hat, beide fuͤr Thoren zu<lb/>
halten, und, ehe fuͤnf Jahre verfloſſen ſind, beide<lb/>
zu vergeſſen.</p></div><lb/><divn="4"><head>47.</head><lb/><p>Aber <hirendition="#fr">Scriblern</hi><noteplace="foot"n="(56)">Κατ᾽ἐξοχὴν, vom <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Au TorE.</hi></hi></note> wird man doch nicht<lb/>
vergeſſen, welcher fuͤr die Nachwelt ſchreibt? Ge-<lb/>
wiß wird man ihn vergeſſen; denn er ſchreibt fuͤr<lb/>
die Wuͤrzkraͤmer, und Staͤrkeweiber. Was hat<lb/>
denn ihm die Nachwelt gethan, daß er ihr zumu-<lb/>
then will, ſeine Schmiererey zu leſen?</p></div><lb/><divn="4"><head>48.</head><lb/><p><notexml:id="a11"next="#a12"place="foot"n="(57)">Damit ich dem Witze meiner Leſer etwas zu thun ge-<lb/>
be, ſo will ich hier Platz zu einer Wahrſagung laſſen, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihnen</fw></note>‒‒‒‒‒<lb/>‒‒‒‒‒‒‒<lb/>‒‒‒‒‒‒‒<lb/>‒‒‒‒‒‒‒</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">49. Herr</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[547[545]/0569]
Zweytes Buch.
gluͤcklich. ‒ ‒ So denkt der arme Autor, und weis
es noch nicht, daß bey der erſten Vorſtellung das
Parterre lachen wird, und die Logen gaͤhnen
werden.
46.
Nun iſt er unſterblich! Wer? Unſer deutſcher
Burmann. (55) Er hat es aus einer Stelle des
Plautus bewieſen, daß ſein Gegner ein Ochſe ſey.
Aber er weis es nicht, daß die Welt mit einer bos-
haften Freude, auf den Beweis ſeines Gegners
wartet, und daß ſie Luſt hat, beide fuͤr Thoren zu
halten, und, ehe fuͤnf Jahre verfloſſen ſind, beide
zu vergeſſen.
47.
Aber Scriblern (56) wird man doch nicht
vergeſſen, welcher fuͤr die Nachwelt ſchreibt? Ge-
wiß wird man ihn vergeſſen; denn er ſchreibt fuͤr
die Wuͤrzkraͤmer, und Staͤrkeweiber. Was hat
denn ihm die Nachwelt gethan, daß er ihr zumu-
then will, ſeine Schmiererey zu leſen?
48.
(57) ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
49. Herr
(55) Der handfeſte C ‒ ‒. Cur non dictus Hylax?
(56) Κατ᾽ ἐξοχὴν, vom Au TorE.
(57) Damit ich dem Witze meiner Leſer etwas zu thun ge-
be, ſo will ich hier Platz zu einer Wahrſagung laſſen, und
ihnen
M m 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 547[545]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/569>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.