machte. Der Zauberer erblickte diesen Namen, und zitterte. Er wollte fliehen, aber er sank zur Erde nieder. Er verwandelte sich in einen schrecklichen Riesen, und war so verwegen, wider die Fee zu kämpfen. Diese hielt ihm den Talismann vor; und er stürzte zum zweytenmale, wie ein Kind, zur Erde. Er verwandelte sich in einen ho- hen Felsen, um gegen die Kraft des Talis- manns unempfindlich zu seyn; aber er schmolz, wie Schnee, zusammen. Noch zum dritten male versuchte er zu entkommen, verwandelte sich in einen Strom, und riß den unglücklichen T' Siamma, welcher ohnmächtig auf der Erde lag, mit sich fort. Die Fee merkte die- ses zu spät. Sie warf sich in den Strom, den T' Siamma zu retten. Durch die Ge- walt des Talismanns vertrocknete der Strom, und es blieb nichts übrig, als ein faules stehen- des Wasser; Aber mitten in demselben lag der T' Siamma ohne Empfindung ausgestreckt, und blieb todt.
Das war das Ende des grausamen Zau- berers, welcher noch in dem letzten Augenblicke seiner Wut den tugendhaften T' Siamma zu- gleich mit in sein Verderben hinriß. Nur die weisen Götter wußten, warum sie dieses gesche- hen ließen.
Die Fee netzte den Leichnam mit ihren Thränen. Sie wollte der Nachwelt ein An-
denken
Das Maͤrchen vom erſten April.
machte. Der Zauberer erblickte dieſen Namen, und zitterte. Er wollte fliehen, aber er ſank zur Erde nieder. Er verwandelte ſich in einen ſchrecklichen Rieſen, und war ſo verwegen, wider die Fee zu kaͤmpfen. Dieſe hielt ihm den Talismann vor; und er ſtuͤrzte zum zweytenmale, wie ein Kind, zur Erde. Er verwandelte ſich in einen ho- hen Felſen, um gegen die Kraft des Talis- manns unempfindlich zu ſeyn; aber er ſchmolz, wie Schnee, zuſammen. Noch zum dritten male verſuchte er zu entkommen, verwandelte ſich in einen Strom, und riß den ungluͤcklichen T’ Siamma, welcher ohnmaͤchtig auf der Erde lag, mit ſich fort. Die Fee merkte die- ſes zu ſpaͤt. Sie warf ſich in den Strom, den T’ Siamma zu retten. Durch die Ge- walt des Talismanns vertrocknete der Strom, und es blieb nichts uͤbrig, als ein faules ſtehen- des Waſſer; Aber mitten in demſelben lag der T’ Siamma ohne Empfindung ausgeſtreckt, und blieb todt.
Das war das Ende des grauſamen Zau- berers, welcher noch in dem letzten Augenblicke ſeiner Wut den tugendhaften T’ Siamma zu- gleich mit in ſein Verderben hinriß. Nur die weiſen Goͤtter wußten, warum ſie dieſes geſche- hen ließen.
Die Fee netzte den Leichnam mit ihren Thraͤnen. Sie wollte der Nachwelt ein An-
denken
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0512"n="490[488]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Maͤrchen vom erſten April.</hi></fw><lb/>
machte. Der Zauberer erblickte dieſen Namen,<lb/>
und zitterte. Er wollte fliehen, aber er ſank zur Erde<lb/>
nieder. Er verwandelte ſich in einen ſchrecklichen<lb/>
Rieſen, und war ſo verwegen, wider die Fee zu<lb/>
kaͤmpfen. Dieſe hielt ihm den Talismann vor;<lb/>
und er ſtuͤrzte zum zweytenmale, wie ein Kind,<lb/>
zur Erde. Er verwandelte ſich in einen ho-<lb/>
hen Felſen, um gegen die Kraft des Talis-<lb/>
manns unempfindlich zu ſeyn; aber er ſchmolz,<lb/>
wie Schnee, zuſammen. Noch zum dritten<lb/>
male verſuchte er zu entkommen, verwandelte<lb/>ſich in einen Strom, und riß den ungluͤcklichen<lb/><hirendition="#fr">T’ Siamma,</hi> welcher ohnmaͤchtig auf der<lb/>
Erde lag, mit ſich fort. Die Fee merkte die-<lb/>ſes zu ſpaͤt. Sie warf ſich in den Strom,<lb/>
den <hirendition="#fr">T’ Siamma</hi> zu retten. Durch die Ge-<lb/>
walt des Talismanns vertrocknete der Strom,<lb/>
und es blieb nichts uͤbrig, als ein faules ſtehen-<lb/>
des Waſſer; Aber mitten in demſelben lag der<lb/><hirendition="#fr">T’ Siamma</hi> ohne Empfindung ausgeſtreckt, und<lb/>
blieb todt.</p><lb/><p>Das war das Ende des grauſamen Zau-<lb/>
berers, welcher noch in dem letzten Augenblicke<lb/>ſeiner Wut den tugendhaften <hirendition="#fr">T’ Siamma</hi> zu-<lb/>
gleich mit in ſein Verderben hinriß. Nur die<lb/>
weiſen Goͤtter wußten, warum ſie dieſes geſche-<lb/>
hen ließen.</p><lb/><p>Die Fee netzte den Leichnam mit ihren<lb/>
Thraͤnen. Sie wollte der Nachwelt ein An-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">denken</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[490[488]/0512]
Das Maͤrchen vom erſten April.
machte. Der Zauberer erblickte dieſen Namen,
und zitterte. Er wollte fliehen, aber er ſank zur Erde
nieder. Er verwandelte ſich in einen ſchrecklichen
Rieſen, und war ſo verwegen, wider die Fee zu
kaͤmpfen. Dieſe hielt ihm den Talismann vor;
und er ſtuͤrzte zum zweytenmale, wie ein Kind,
zur Erde. Er verwandelte ſich in einen ho-
hen Felſen, um gegen die Kraft des Talis-
manns unempfindlich zu ſeyn; aber er ſchmolz,
wie Schnee, zuſammen. Noch zum dritten
male verſuchte er zu entkommen, verwandelte
ſich in einen Strom, und riß den ungluͤcklichen
T’ Siamma, welcher ohnmaͤchtig auf der
Erde lag, mit ſich fort. Die Fee merkte die-
ſes zu ſpaͤt. Sie warf ſich in den Strom,
den T’ Siamma zu retten. Durch die Ge-
walt des Talismanns vertrocknete der Strom,
und es blieb nichts uͤbrig, als ein faules ſtehen-
des Waſſer; Aber mitten in demſelben lag der
T’ Siamma ohne Empfindung ausgeſtreckt, und
blieb todt.
Das war das Ende des grauſamen Zau-
berers, welcher noch in dem letzten Augenblicke
ſeiner Wut den tugendhaften T’ Siamma zu-
gleich mit in ſein Verderben hinriß. Nur die
weiſen Goͤtter wußten, warum ſie dieſes geſche-
hen ließen.
Die Fee netzte den Leichnam mit ihren
Thraͤnen. Sie wollte der Nachwelt ein An-
denken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 490[488]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/512>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.