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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Das Märchen vom ersten April.
Fürsten zu misfallen. Mit einem Worte: Ein
jeder Unterthan war sein Freund. So glücklich
war der alte Juocamosamma!

Aber er hatte keinen Erben; und auch damit
war er zufrieden, weil er mit allem zufrieden war,
was er für den Willen der Götter hielt. Desto
untröstbarer war seine Gemahlinn. Sie kniete
Tag und Nacht vor dem Bilde der Fekula-Pussa,
und bat um einen Sohn. Sie that sieben Wall-
fahrten auf den Gipfel des Fusinogamma. Der
König war mit dieser ungestümen Andacht wenig
zufrieden: aber er schwieg still, so bald sie ihm
vorstellte; Das Wohl der Unterthanen erfodere
einen Thronerben. Jhre Unfruchtbarkeit war
eine Folge der Bosheit des alten Zauberers Cion-
gock,
den ihr Großvater beleidigt hatte. End-
lich erbarmte sich die Göttinn Pussa über sie, und
gab ihr von ihren schwarzen Kirschen aus Japan
zu essen: Sogleich hörte die Bezauberung auf,
und sie ward schwanger.

Ciongock gerieth darüber in Wut; er schwur
den Untergang der Mutter, und das Unglück des
Sohnes. Die guten Feen, welche allerseits Freun-
dinnen der tugendhaften Königinn waren, hörten
den Schwur, und erzitterten; denn sie kannten
die Gewalt des Zauberers, welcher verwegen ge-
nug war, die Götter und die Feen zu trotzen.
Jhre Freundschaft verband sie, auf Mittel zu den-
ken, wie sie den traurigen Folgen dieses Schwurs
vorbeugen könnten.

Sie

Das Maͤrchen vom erſten April.
Fuͤrſten zu misfallen. Mit einem Worte: Ein
jeder Unterthan war ſein Freund. So gluͤcklich
war der alte Juocamoſamma!

Aber er hatte keinen Erben; und auch damit
war er zufrieden, weil er mit allem zufrieden war,
was er fuͤr den Willen der Goͤtter hielt. Deſto
untroͤſtbarer war ſeine Gemahlinn. Sie kniete
Tag und Nacht vor dem Bilde der Fekula-Puſſa,
und bat um einen Sohn. Sie that ſieben Wall-
fahrten auf den Gipfel des Fuſinogamma. Der
Koͤnig war mit dieſer ungeſtuͤmen Andacht wenig
zufrieden: aber er ſchwieg ſtill, ſo bald ſie ihm
vorſtellte; Das Wohl der Unterthanen erfodere
einen Thronerben. Jhre Unfruchtbarkeit war
eine Folge der Bosheit des alten Zauberers Cion-
gock,
den ihr Großvater beleidigt hatte. End-
lich erbarmte ſich die Goͤttinn Puſſa uͤber ſie, und
gab ihr von ihren ſchwarzen Kirſchen aus Japan
zu eſſen: Sogleich hoͤrte die Bezauberung auf,
und ſie ward ſchwanger.

Ciongock gerieth daruͤber in Wut; er ſchwur
den Untergang der Mutter, und das Ungluͤck des
Sohnes. Die guten Feen, welche allerſeits Freun-
dinnen der tugendhaften Koͤniginn waren, hoͤrten
den Schwur, und erzitterten; denn ſie kannten
die Gewalt des Zauberers, welcher verwegen ge-
nug war, die Goͤtter und die Feen zu trotzen.
Jhre Freundſchaft verband ſie, auf Mittel zu den-
ken, wie ſie den traurigen Folgen dieſes Schwurs
vorbeugen koͤnnten.

Sie
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[464[462]/0486] Das Maͤrchen vom erſten April. Fuͤrſten zu misfallen. Mit einem Worte: Ein jeder Unterthan war ſein Freund. So gluͤcklich war der alte Juocamoſamma! Aber er hatte keinen Erben; und auch damit war er zufrieden, weil er mit allem zufrieden war, was er fuͤr den Willen der Goͤtter hielt. Deſto untroͤſtbarer war ſeine Gemahlinn. Sie kniete Tag und Nacht vor dem Bilde der Fekula-Puſſa, und bat um einen Sohn. Sie that ſieben Wall- fahrten auf den Gipfel des Fuſinogamma. Der Koͤnig war mit dieſer ungeſtuͤmen Andacht wenig zufrieden: aber er ſchwieg ſtill, ſo bald ſie ihm vorſtellte; Das Wohl der Unterthanen erfodere einen Thronerben. Jhre Unfruchtbarkeit war eine Folge der Bosheit des alten Zauberers Cion- gock, den ihr Großvater beleidigt hatte. End- lich erbarmte ſich die Goͤttinn Puſſa uͤber ſie, und gab ihr von ihren ſchwarzen Kirſchen aus Japan zu eſſen: Sogleich hoͤrte die Bezauberung auf, und ſie ward ſchwanger. Ciongock gerieth daruͤber in Wut; er ſchwur den Untergang der Mutter, und das Ungluͤck des Sohnes. Die guten Feen, welche allerſeits Freun- dinnen der tugendhaften Koͤniginn waren, hoͤrten den Schwur, und erzitterten; denn ſie kannten die Gewalt des Zauberers, welcher verwegen ge- nug war, die Goͤtter und die Feen zu trotzen. Jhre Freundſchaft verband ſie, auf Mittel zu den- ken, wie ſie den traurigen Folgen dieſes Schwurs vorbeugen koͤnnten. Sie

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 464[462]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/486>, abgerufen am 25.11.2024.