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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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durch satirische Leberreime laecherlich machen;
bey unsern Gelehrten wollte ich Sie durch No-
ten, Lesarten, und Anmerkungen in Verach-
tung bringen; aber Sie, meine Herren, erschrek-
ken Sie vor meiner Rache, Sie wollte ich mit
dem ersten Folianten, den ich schreibe, heim-
suchen, und Ihnen solchen zueignen, es müss-
ten denn, wie es beynahe das Ansehen gewin-
nen will, Ihre Gelehrte im kurzen auch Ge-
schmack an Folianten finden; alsdenn würde ich
auf einen noch groessern Format, mich zu rae-
chen, denken. Aber ich hoffe gewiss, alle diese
Sorge wird vergebens seyn.

Ich habe die Ehre, mit der demüthigsten
Hochachtung eines Autors, der um den Preis
buhlt, zu seyn

Meine Herren,
Ihr ergebener Diener.

N. S.

Den Augenblick faellt mir ein Zweifel ein,
der mich ausserordentlich unruhig macht, und
der alle meine grossen Absichten zerstoeren kann.
Vielleicht versteht von Ihnen, meine Herren,
kein Einziger deutsch? und vielleicht haben Sie
auch im ganzen Bearn niemanden, der es Ihnen
verdollmetschen kann? Ich unglücklicher Autor!
wie werden wir zusammen kommen? Latein zu
schreiben ist in Deutschland fast gar nicht mehr

mode,



durch ſatiriſche Leberreime laecherlich machen;
bey unſern Gelehrten wollte ich Sie durch No-
ten, Lesarten, und Anmerkungen in Verach-
tung bringen; aber Sie, meine Herren, erſchrek-
ken Sie vor meiner Rache, Sie wollte ich mit
dem erſten Folianten, den ich ſchreibe, heim-
ſuchen, und Ihnen ſolchen zueignen, es müſs-
ten denn, wie es beynahe das Anſehen gewin-
nen will, Ihre Gelehrte im kurzen auch Ge-
ſchmack an Folianten finden; alsdenn würde ich
auf einen noch groeſſern Format, mich zu rae-
chen, denken. Aber ich hoffe gewiſs, alle dieſe
Sorge wird vergebens ſeyn.

Ich habe die Ehre, mit der demüthigſten
Hochachtung eines Autors, der um den Preis
buhlt, zu ſeyn

Meine Herren,
Ihr ergebener Diener.

N. S.

Den Augenblick faellt mir ein Zweifel ein,
der mich auſserordentlich unruhig macht, und
der alle meine groſsen Abſichten zerſtoeren kann.
Vielleicht verſteht von Ihnen, meine Herren,
kein Einziger deutſch? und vielleicht haben Sie
auch im ganzen Bearn niemanden, der es Ihnen
verdollmetſchen kann? Ich unglücklicher Autor!
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[397/0419] durch ſatiriſche Leberreime laecherlich machen; bey unſern Gelehrten wollte ich Sie durch No- ten, Lesarten, und Anmerkungen in Verach- tung bringen; aber Sie, meine Herren, erſchrek- ken Sie vor meiner Rache, Sie wollte ich mit dem erſten Folianten, den ich ſchreibe, heim- ſuchen, und Ihnen ſolchen zueignen, es müſs- ten denn, wie es beynahe das Anſehen gewin- nen will, Ihre Gelehrte im kurzen auch Ge- ſchmack an Folianten finden; alsdenn würde ich auf einen noch groeſſern Format, mich zu rae- chen, denken. Aber ich hoffe gewiſs, alle dieſe Sorge wird vergebens ſeyn. Ich habe die Ehre, mit der demüthigſten Hochachtung eines Autors, der um den Preis buhlt, zu ſeyn Meine Herren, Ihr ergebener Diener. N. S. Den Augenblick faellt mir ein Zweifel ein, der mich auſserordentlich unruhig macht, und der alle meine groſsen Abſichten zerſtoeren kann. Vielleicht verſteht von Ihnen, meine Herren, kein Einziger deutſch? und vielleicht haben Sie auch im ganzen Bearn niemanden, der es Ihnen verdollmetſchen kann? Ich unglücklicher Autor! wie werden wir zuſammen kommen? Latein zu ſchreiben iſt in Deutſchland faſt gar nicht mehr mode,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/419>, abgerufen am 22.11.2024.