mich nicht ganz irre, so gar auch Acrosticha und Chronodisticha erfanden; und mit Ihrer Erlaub- niss, meine Herren, ein Deutscher ist es, der die Ehre hat, die unerhoerte neue Wahrheit zu erfinden: Dass die Begierde, von andern Uebels zu reden, nur aus einer edlen Menschenliebe entspringe.
Ich weis nicht, meine Herren, ob Sie in gegenwaertiger Ausarbeitung das Mühsame und Schwerfaellige wahrnehmen werden, welches Ihre witzige Schriftsteller uns Deutschen so gern Schuld geben. Ich sollte es kaum meynen. So viel kann ich ihnen bey meiner Autorparole ver- sichern, dass ich zu dieser Abhandlung, nicht voellige zwoelf Stunden noethig gehabt habe We- nigstens hat mir mein Barbier, der ein Mann von Einsicht ist, und den meisten von der franzoesi- schen Colonie den Bart putzt, die Schmeicheley gesagt: Meine Abhandlung sey so leicht und flüchtig geschrieben, dass sie wohl verdiene, von einem gebornen Franzosen geschrieben zu seyn.
Aber, wenn ich nun den Preis nicht erhal- ten sollte? Der Gedank ist mir schrecklich! Ich weis nicht, was ich thun würde. Raechen würde ich mich gewiss. Bey den meisten unsrer deutschen Hoefe wollte ich Ihre ganze Academie
durch
kein Werk für einen deutschen Kopf sey. Der Streit ist mir gleichgültig: Ich bin schon zufrieden, dass man uns die Acrosticha und Chronodisticha nicht streitig gemacht hat, zu denen doch die Ausländer vielleicht noch mehr Recht haben dürften, als wir Deutsche.
mich nicht ganz irre, ſo gar auch Acroſticha und Chronodiſticha erfanden; und mit Ihrer Erlaub- niſs, meine Herren, ein Deutſcher iſt es, der die Ehre hat, die unerhoerte neue Wahrheit zu erfinden: Daſs die Begierde, von andern Uebels zu reden, nur aus einer edlen Menſchenliebe entſpringe.
Ich weis nicht, meine Herren, ob Sie in gegenwaertiger Ausarbeitung das Mühſame und Schwerfaellige wahrnehmen werden, welches Ihre witzige Schriftſteller uns Deutſchen ſo gern Schuld geben. Ich ſollte es kaum meynen. So viel kann ich ihnen bey meiner Autorparole ver- ſichern, daſs ich zu dieſer Abhandlung, nicht voellige zwoelf Stunden noethig gehabt habe We- nigſtens hat mir mein Barbier, der ein Mann von Einſicht iſt, und den meiſten von der franzoeſi- ſchen Colonie den Bart putzt, die Schmeicheley geſagt: Meine Abhandlung ſey ſo leicht und flüchtig geſchrieben, daſs ſie wohl verdiene, von einem gebornen Franzoſen geſchrieben zu ſeyn.
Aber, wenn ich nun den Preis nicht erhal- ten ſollte? Der Gedank iſt mir ſchrecklich! Ich weis nicht, was ich thun würde. Raechen würde ich mich gewiſs. Bey den meiſten unſrer deutſchen Hoefe wollte ich Ihre ganze Academie
durch
kein Werk für einen deutſchen Kopf ſey. Der Streit iſt mir gleichgültig: Ich bin ſchon zufrieden, daſs man uns die Acroſticha und Chronodiſticha nicht ſtreitig gemacht hat, zu denen doch die Ausländer vielleicht noch mehr Recht haben dürften, als wir Deutſche.
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mich nicht ganz irre, ſo gar auch Acroſticha und
Chronodiſticha erfanden; und mit Ihrer Erlaub-
niſs, meine Herren, ein Deutſcher iſt es, der
die Ehre hat, die unerhoerte neue Wahrheit zu
erfinden: Daſs die Begierde, von andern Uebels
zu reden, nur aus einer edlen Menſchenliebe
entſpringe.
Ich weis nicht, meine Herren, ob Sie in
gegenwaertiger Ausarbeitung das Mühſame und
Schwerfaellige wahrnehmen werden, welches
Ihre witzige Schriftſteller uns Deutſchen ſo gern
Schuld geben. Ich ſollte es kaum meynen. So
viel kann ich ihnen bey meiner Autorparole ver-
ſichern, daſs ich zu dieſer Abhandlung, nicht
voellige zwoelf Stunden noethig gehabt habe We-
nigſtens hat mir mein Barbier, der ein Mann von
Einſicht iſt, und den meiſten von der franzoeſi-
ſchen Colonie den Bart putzt, die Schmeicheley
geſagt: Meine Abhandlung ſey ſo leicht und
flüchtig geſchrieben, daſs ſie wohl verdiene, von
einem gebornen Franzoſen geſchrieben zu ſeyn.
Aber, wenn ich nun den Preis nicht erhal-
ten ſollte? Der Gedank iſt mir ſchrecklich! Ich
weis nicht, was ich thun würde. Raechen
würde ich mich gewiſs. Bey den meiſten unſrer
deutſchen Hoefe wollte ich Ihre ganze Academie
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* kein Werk für einen deutſchen Kopf ſey. Der Streit iſt
mir gleichgültig: Ich bin ſchon zufrieden, daſs man uns
die Acroſticha und Chronodiſticha nicht ſtreitig gemacht
hat, zu denen doch die Ausländer vielleicht noch mehr
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/418>, abgerufen am 25.11.2024.
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