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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Zueignungsschrift.
habe die Ursache angegeben, woher ich Dir so
viel Verbindlichkeit schuldig bin; da Du in den
Tagen des Don Qvixots einen so wichtigen
Theil unsrer Familie ausgemacht, da Du als des
Sancho Freund und treuester Gefährte Glück
und Unglück mit ihm ausgestanden hast. Die
wenigen Proben, die ich aus der Geschichte von
Deinen großen Eigenschaften und bewährten
Tugenden angeführet habe, sind, wo ich mich
nicht ganz irre, unwider sprechliche Beweise, daß
Du wohl verdienst, mein Mäcenat zu seyn. O
du Spiegel und Blume der vortrefflichsten
Esel!
Wie rühmlich ist für mich, diese meine
Wahl! Deine tiefe Weisheit, welche Du den
lehrreichen Sprüchwörtern des Sancho zu danken
hast; Deine tugendhafte Mäßigung und exem-
plarische Sittsamkeit, welche Dir so eigen, und
bey uns Menschen nicht allemal eine Folge der
tiefen Weisheit ist; Deine unverbrüchliche Red-
lichkeit gegen Deinen Herrn, und Deine Freunde
überhaupt; Deine stoische Gelassenheit bey allen
Unglücksfällen, welche Dich und Deinen Herrn
trafen; die seltne Tugend der Zufriedenheit, und
die schwere Kunst, das glänzende Glück andrer,
die es weniger verdienen, und weniger anzuwen-
den wissen, mit gelaßnen Augen, ohne misgünstige
Empfindungen, anzusehen; die politische Vorsicht,
sich mit dem ungewissen Glücke seines mächtigen
Freundes nicht allzugenau zu verbinden, und die
praktische Klugheit, ohne Eigennutz und ohne
Haß des Volks der Vertraute eines gewaltigen
Statthalters seyn zu können; Alles dieses sind

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B 2

Zueignungsſchrift.
habe die Urſache angegeben, woher ich Dir ſo
viel Verbindlichkeit ſchuldig bin; da Du in den
Tagen des Don Qvixots einen ſo wichtigen
Theil unſrer Familie ausgemacht, da Du als des
Sancho Freund und treueſter Gefaͤhrte Gluͤck
und Ungluͤck mit ihm ausgeſtanden haſt. Die
wenigen Proben, die ich aus der Geſchichte von
Deinen großen Eigenſchaften und bewaͤhrten
Tugenden angefuͤhret habe, ſind, wo ich mich
nicht ganz irre, unwider ſprechliche Beweiſe, daß
Du wohl verdienſt, mein Maͤcenat zu ſeyn. O
du Spiegel und Blume der vortrefflichſten
Eſel!
Wie ruͤhmlich iſt fuͤr mich, dieſe meine
Wahl! Deine tiefe Weisheit, welche Du den
lehrreichen Spruͤchwoͤrtern des Sancho zu danken
haſt; Deine tugendhafte Maͤßigung und exem-
plariſche Sittſamkeit, welche Dir ſo eigen, und
bey uns Menſchen nicht allemal eine Folge der
tiefen Weisheit iſt; Deine unverbruͤchliche Red-
lichkeit gegen Deinen Herrn, und Deine Freunde
uͤberhaupt; Deine ſtoiſche Gelaſſenheit bey allen
Ungluͤcksfaͤllen, welche Dich und Deinen Herrn
trafen; die ſeltne Tugend der Zufriedenheit, und
die ſchwere Kunſt, das glaͤnzende Gluͤck andrer,
die es weniger verdienen, und weniger anzuwen-
den wiſſen, mit gelaßnen Augen, ohne misguͤnſtige
Empfindungen, anzuſehen; die politiſche Vorſicht,
ſich mit dem ungewiſſen Gluͤcke ſeines maͤchtigen
Freundes nicht allzugenau zu verbinden, und die
praktiſche Klugheit, ohne Eigennutz und ohne
Haß des Volks der Vertraute eines gewaltigen
Statthalters ſeyn zu koͤnnen; Alles dieſes ſind

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B 2
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[19/0041] Zueignungsſchrift. habe die Urſache angegeben, woher ich Dir ſo viel Verbindlichkeit ſchuldig bin; da Du in den Tagen des Don Qvixots einen ſo wichtigen Theil unſrer Familie ausgemacht, da Du als des Sancho Freund und treueſter Gefaͤhrte Gluͤck und Ungluͤck mit ihm ausgeſtanden haſt. Die wenigen Proben, die ich aus der Geſchichte von Deinen großen Eigenſchaften und bewaͤhrten Tugenden angefuͤhret habe, ſind, wo ich mich nicht ganz irre, unwider ſprechliche Beweiſe, daß Du wohl verdienſt, mein Maͤcenat zu ſeyn. O du Spiegel und Blume der vortrefflichſten Eſel! Wie ruͤhmlich iſt fuͤr mich, dieſe meine Wahl! Deine tiefe Weisheit, welche Du den lehrreichen Spruͤchwoͤrtern des Sancho zu danken haſt; Deine tugendhafte Maͤßigung und exem- plariſche Sittſamkeit, welche Dir ſo eigen, und bey uns Menſchen nicht allemal eine Folge der tiefen Weisheit iſt; Deine unverbruͤchliche Red- lichkeit gegen Deinen Herrn, und Deine Freunde uͤberhaupt; Deine ſtoiſche Gelaſſenheit bey allen Ungluͤcksfaͤllen, welche Dich und Deinen Herrn trafen; die ſeltne Tugend der Zufriedenheit, und die ſchwere Kunſt, das glaͤnzende Gluͤck andrer, die es weniger verdienen, und weniger anzuwen- den wiſſen, mit gelaßnen Augen, ohne misguͤnſtige Empfindungen, anzuſehen; die politiſche Vorſicht, ſich mit dem ungewiſſen Gluͤcke ſeines maͤchtigen Freundes nicht allzugenau zu verbinden, und die praktiſche Klugheit, ohne Eigennutz und ohne Haß des Volks der Vertraute eines gewaltigen Statthalters ſeyn zu koͤnnen; Alles dieſes ſind Vor- B 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/41>, abgerufen am 25.11.2024.