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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Abhandlung von Sprüchwörtern.
Jch habe die Anmerkung gemacht, daß man
das menschliche Herz aus beiden besser entdecken
kann, als man bisher geglaubt. Jch will nur zwo
Proben davon anführen:
Ein trotzig in die Augen gedrückter Hut ist
das Kennzeichen eines Feigherzigen.
Von der besondern Art, wie die Frauensper-
sonen in Westphalen sich sehr sorgfältig in die
Kappen verhüllen, wenn sie wünschen, bemerkt,
und ohne Kappe gesehen zu werden.
Nota! Dieses Capitel ist außer Westphalen
nicht zu verstehen.
Cap. XI.
Lehre von Schönpflästerchen. Der engli-
sche Zuschauer hat in seinen Tagen die glückli-
che Erfindung gemacht, wie man aus der Lage
der Schönpflästerchen entdecken könne, welche
von den Frauenspersonen in London zu
den Whigs, und welche zu den Torys gehörten.
Dieses hat mich auf unserdeutsches Frauenzimmer
aufmerksam gemacht, und ich glaube, das Ge-
heimniß entdeckt zu haben, wie man aus der
Lage und Menge der Schönpflästerchen bey den
meisten ihre Gedanken und Einbildungen erra-
then könne. Dieses handle ich in gegenwärtigem
Capitel ab, und bestätige einen jeden Satz durch
eine Erfahrung. So habe ich zum Exempel die
Geschichte eines Frauenzimmers erzählt, wel-
ches bey einer ziemlichen Schönheit eine sehr ein-
fältige Miene machte. Weil sie aber doch ehrgei-
zig genug war, witzig zu heißen, so klebte sie ei-
nen
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
Jch habe die Anmerkung gemacht, daß man
das menſchliche Herz aus beiden beſſer entdecken
kann, als man bisher geglaubt. Jch will nur zwo
Proben davon anfuͤhren:
Ein trotzig in die Augen gedruͤckter Hut iſt
das Kennzeichen eines Feigherzigen.
Von der beſondern Art, wie die Frauensper-
ſonen in Weſtphalen ſich ſehr ſorgfaͤltig in die
Kappen verhuͤllen, wenn ſie wuͤnſchen, bemerkt,
und ohne Kappe geſehen zu werden.
Nota! Dieſes Capitel iſt außer Weſtphalen
nicht zu verſtehen.
Cap. XI.
Lehre von Schoͤnpflaͤſterchen. Der engli-
ſche Zuſchauer hat in ſeinen Tagen die gluͤckli-
che Erfindung gemacht, wie man aus der Lage
der Schoͤnpflaͤſterchen entdecken koͤnne, welche
von den Frauensperſonen in London zu
den Whigs, und welche zu den Torys gehoͤrten.
Dieſes hat mich auf unſerdeutſches Frauenzimmer
aufmerkſam gemacht, und ich glaube, das Ge-
heimniß entdeckt zu haben, wie man aus der
Lage und Menge der Schoͤnpflaͤſterchen bey den
meiſten ihre Gedanken und Einbildungen erra-
then koͤnne. Dieſes handle ich in gegenwaͤrtigem
Capitel ab, und beſtaͤtige einen jeden Satz durch
eine Erfahrung. So habe ich zum Exempel die
Geſchichte eines Frauenzimmers erzaͤhlt, wel-
ches bey einer ziemlichen Schoͤnheit eine ſehr ein-
faͤltige Miene machte. Weil ſie aber doch ehrgei-
zig genug war, witzig zu heißen, ſo klebte ſie ei-
nen
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[379/0401] Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern. Jch habe die Anmerkung gemacht, daß man das menſchliche Herz aus beiden beſſer entdecken kann, als man bisher geglaubt. Jch will nur zwo Proben davon anfuͤhren: Ein trotzig in die Augen gedruͤckter Hut iſt das Kennzeichen eines Feigherzigen. Von der beſondern Art, wie die Frauensper- ſonen in Weſtphalen ſich ſehr ſorgfaͤltig in die Kappen verhuͤllen, wenn ſie wuͤnſchen, bemerkt, und ohne Kappe geſehen zu werden. Nota! Dieſes Capitel iſt außer Weſtphalen nicht zu verſtehen. Cap. XI. Lehre von Schoͤnpflaͤſterchen. Der engli- ſche Zuſchauer hat in ſeinen Tagen die gluͤckli- che Erfindung gemacht, wie man aus der Lage der Schoͤnpflaͤſterchen entdecken koͤnne, welche von den Frauensperſonen in London zu den Whigs, und welche zu den Torys gehoͤrten. Dieſes hat mich auf unſerdeutſches Frauenzimmer aufmerkſam gemacht, und ich glaube, das Ge- heimniß entdeckt zu haben, wie man aus der Lage und Menge der Schoͤnpflaͤſterchen bey den meiſten ihre Gedanken und Einbildungen erra- then koͤnne. Dieſes handle ich in gegenwaͤrtigem Capitel ab, und beſtaͤtige einen jeden Satz durch eine Erfahrung. So habe ich zum Exempel die Geſchichte eines Frauenzimmers erzaͤhlt, wel- ches bey einer ziemlichen Schoͤnheit eine ſehr ein- faͤltige Miene machte. Weil ſie aber doch ehrgei- zig genug war, witzig zu heißen, ſo klebte ſie ei- nen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/401>, abgerufen am 25.11.2024.