um ihre witzigsten Köpfe zu bringen; so will ich auf diesen pöbelhaften Witz eine desto höhere Steuer legen. Ein solcher unanständiger Scherz wird mit 1/2 fl. bezahlt. Jch rechne ihm nach, daß er sich fünfmal damit geholfen hat; das thäte also 21/2 fl.
Auf diese Art hätte ich von diesem einzigen Manne, in den wenigen Stunden, über 11 fl. bekommen. Nun rechne man selber nach, was dieses wohl in Deutschland auf ein ganzes Jahr betragen werde. Denn das glaube man ja nicht, daß nur allein auf meinem Schiffe ein Original von dieser Art sich befunden habe: Fast in allen Gesellschaften der Handwerksleute, der Kaufleute, der Soldaten, giebt es dergleichen Originale; Jn Gesellschaften der Gelehrten, und in Anti- chambern herrschen solche witzige Köpfe; Ja so gar, wenn nur zwanzig ehrwürdige Herren Confratres auf Kirchmessen zusammen kommen, so getraue ich mir, wo nicht eher, doch nach Tische, wenigstens einen unter ihnen zu finden, der es meinem Kaufmanne in der Art zu scherzen, und witzig zu seyn, gleich thun soll, wo er ihn nicht gar übertrifft.
Die Komödie dieses Harlekins ward unver- muthet durch ein andächtiges Zwischenspiel un- terbrochen.
Eine bejahrte Frau fieng an, einen Psalm zu singen. Jch war mit dieser unzeitigen
An-
Antons Panßa von Mancha
um ihre witzigſten Koͤpfe zu bringen; ſo will ich auf dieſen poͤbelhaften Witz eine deſto hoͤhere Steuer legen. Ein ſolcher unanſtaͤndiger Scherz wird mit ½ fl. bezahlt. Jch rechne ihm nach, daß er ſich fuͤnfmal damit geholfen hat; das thaͤte alſo 2½ fl.
Auf dieſe Art haͤtte ich von dieſem einzigen Manne, in den wenigen Stunden, uͤber 11 fl. bekommen. Nun rechne man ſelber nach, was dieſes wohl in Deutſchland auf ein ganzes Jahr betragen werde. Denn das glaube man ja nicht, daß nur allein auf meinem Schiffe ein Original von dieſer Art ſich befunden habe: Faſt in allen Geſellſchaften der Handwerksleute, der Kaufleute, der Soldaten, giebt es dergleichen Originale; Jn Geſellſchaften der Gelehrten, und in Anti- chambern herrſchen ſolche witzige Koͤpfe; Ja ſo gar, wenn nur zwanzig ehrwuͤrdige Herren Confratres auf Kirchmeſſen zuſammen kommen, ſo getraue ich mir, wo nicht eher, doch nach Tiſche, wenigſtens einen unter ihnen zu finden, der es meinem Kaufmanne in der Art zu ſcherzen, und witzig zu ſeyn, gleich thun ſoll, wo er ihn nicht gar uͤbertrifft.
Die Komoͤdie dieſes Harlekins ward unver- muthet durch ein andaͤchtiges Zwiſchenſpiel un- terbrochen.
Eine bejahrte Frau fieng an, einen Pſalm zu ſingen. Jch war mit dieſer unzeitigen
An-
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[352/0374]
Antons Panßa von Mancha
um ihre witzigſten Koͤpfe zu bringen; ſo will ich
auf dieſen poͤbelhaften Witz eine deſto hoͤhere
Steuer legen. Ein ſolcher unanſtaͤndiger Scherz
wird mit ½ fl. bezahlt. Jch rechne ihm nach,
daß er ſich fuͤnfmal damit geholfen hat; das thaͤte
alſo 2½ fl.
Auf dieſe Art haͤtte ich von dieſem einzigen
Manne, in den wenigen Stunden, uͤber 11 fl.
bekommen. Nun rechne man ſelber nach, was
dieſes wohl in Deutſchland auf ein ganzes Jahr
betragen werde. Denn das glaube man ja nicht,
daß nur allein auf meinem Schiffe ein Original
von dieſer Art ſich befunden habe: Faſt in allen
Geſellſchaften der Handwerksleute, der Kaufleute,
der Soldaten, giebt es dergleichen Originale;
Jn Geſellſchaften der Gelehrten, und in Anti-
chambern herrſchen ſolche witzige Koͤpfe; Ja ſo
gar, wenn nur zwanzig ehrwuͤrdige Herren
Confratres auf Kirchmeſſen zuſammen kommen,
ſo getraue ich mir, wo nicht eher, doch nach Tiſche,
wenigſtens einen unter ihnen zu finden, der es
meinem Kaufmanne in der Art zu ſcherzen, und
witzig zu ſeyn, gleich thun ſoll, wo er ihn nicht
gar uͤbertrifft.
Die Komoͤdie dieſes Harlekins ward unver-
muthet durch ein andaͤchtiges Zwiſchenſpiel un-
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Eine bejahrte Frau fieng an, einen Pſalm
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/374>, abgerufen am 22.11.2024.
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