Lacht er zuerst über seine Einfälle, wie er immer zuerst lachte, so giebt er 1 Albus. Und weil sich dieses nicht so genau nachrechnen ließ, so rechne ich ihm für diese Freyheit ein für alle- mal an 11/2fl.
Hebt er einen aus der Gesellschaft heraus, ihn zu beleidigen, oder, wie er es nennt, ihn zu tummeln, so giebt er 4 Schillinge; es wäre denn, daß ihm dieser mit ein paar Ohrfeigen antwortete: auf solchen Fall ist er steuerfrey. Jch habe fünfe von der Gesellschaft gezählt, mit denen er sich auf diese Art lustig machte, und dieses beträgt. 31/2fl. Er war damals so vorsich- tig, sich an niemanden zu wagen, von dem er eine reelle Antwort besorgen konnte.
Jch habe an ihm wahrgenommen: So oft es mit seinem Witze gar nicht mehr fort wollte, und auch nicht einmal die Schiffer mehr darüber lachten; so oft brachte er unvermuthet eine An- spielung auf eine Stelle der Bibel, oder einen ver- drehten Spruch hervor. Es hatte allemal sei- ne gehoffte Wirkung; und der Pöbel, vor dem er ausstund, wollte fast rasend vor Lachen wer- den, so oft er nach seiner Sprache zu reden, der- gleichen Schwänke machte. Jch wollte wohl wünschen, daß ihn die Obrigkeit für dergleichen leichtsinnigen Muthwillen an den Kirchenpran- ger stellen möchte: Weil aber dieses nicht ge- schehen wird, und nicht füglich eingeführt wer- den kann, ohne die ansehnlichsten Gesellschaften
um
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
Lacht er zuerſt uͤber ſeine Einfaͤlle, wie er immer zuerſt lachte, ſo giebt er 1 Albus. Und weil ſich dieſes nicht ſo genau nachrechnen ließ, ſo rechne ich ihm fuͤr dieſe Freyheit ein fuͤr alle- mal an 1½fl.
Hebt er einen aus der Geſellſchaft heraus, ihn zu beleidigen, oder, wie er es nennt, ihn zu tummeln, ſo giebt er 4 Schillinge; es waͤre denn, daß ihm dieſer mit ein paar Ohrfeigen antwortete: auf ſolchen Fall iſt er ſteuerfrey. Jch habe fuͤnfe von der Geſellſchaft gezaͤhlt, mit denen er ſich auf dieſe Art luſtig machte, und dieſes betraͤgt. 3½fl. Er war damals ſo vorſich- tig, ſich an niemanden zu wagen, von dem er eine reelle Antwort beſorgen konnte.
Jch habe an ihm wahrgenommen: So oft es mit ſeinem Witze gar nicht mehr fort wollte, und auch nicht einmal die Schiffer mehr daruͤber lachten; ſo oft brachte er unvermuthet eine An- ſpielung auf eine Stelle der Bibel, oder einen ver- drehten Spruch hervor. Es hatte allemal ſei- ne gehoffte Wirkung; und der Poͤbel, vor dem er ausſtund, wollte faſt raſend vor Lachen wer- den, ſo oft er nach ſeiner Sprache zu reden, der- gleichen Schwaͤnke machte. Jch wollte wohl wuͤnſchen, daß ihn die Obrigkeit fuͤr dergleichen leichtſinnigen Muthwillen an den Kirchenpran- ger ſtellen moͤchte: Weil aber dieſes nicht ge- ſchehen wird, und nicht fuͤglich eingefuͤhrt wer- den kann, ohne die anſehnlichſten Geſellſchaften
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Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
Lacht er zuerſt uͤber ſeine Einfaͤlle, wie er
immer zuerſt lachte, ſo giebt er 1 Albus. Und
weil ſich dieſes nicht ſo genau nachrechnen ließ,
ſo rechne ich ihm fuͤr dieſe Freyheit ein fuͤr alle-
mal an 1½fl.
Hebt er einen aus der Geſellſchaft heraus,
ihn zu beleidigen, oder, wie er es nennt, ihn zu
tummeln, ſo giebt er 4 Schillinge; es waͤre
denn, daß ihm dieſer mit ein paar Ohrfeigen
antwortete: auf ſolchen Fall iſt er ſteuerfrey.
Jch habe fuͤnfe von der Geſellſchaft gezaͤhlt, mit
denen er ſich auf dieſe Art luſtig machte, und
dieſes betraͤgt. 3½fl. Er war damals ſo vorſich-
tig, ſich an niemanden zu wagen, von dem er
eine reelle Antwort beſorgen konnte.
Jch habe an ihm wahrgenommen: So oft
es mit ſeinem Witze gar nicht mehr fort wollte,
und auch nicht einmal die Schiffer mehr daruͤber
lachten; ſo oft brachte er unvermuthet eine An-
ſpielung auf eine Stelle der Bibel, oder einen ver-
drehten Spruch hervor. Es hatte allemal ſei-
ne gehoffte Wirkung; und der Poͤbel, vor dem
er ausſtund, wollte faſt raſend vor Lachen wer-
den, ſo oft er nach ſeiner Sprache zu reden, der-
gleichen Schwaͤnke machte. Jch wollte wohl
wuͤnſchen, daß ihn die Obrigkeit fuͤr dergleichen
leichtſinnigen Muthwillen an den Kirchenpran-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/373>, abgerufen am 25.11.2024.
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