Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Antons Panßa von Mancha
ihre Pasqville Satiren sind, daß ihre Wut.
Scherz, ihr würgender Unsinn gesalzner Witz,
und ihr menschenfeindlicher Haß Liebe zur
Wahrheit sey; dieser Vorschlag ist ein neuer
Beweis ihrer verstockten Unbilligkeit. Jch
überlasse sie der Züchtigung der Gesetze, und,
wenn sie verwegen genug sind, auch diese zu
trotzen, so überlasse ich sie der Empfindung ihres
eignen Gewissens, welches Zeit genug ihr un-
erbittlichster Richter seyn wird. Aber das Ei-
nige will ich sie noch bitten: Halten sie diejeni-
gen nicht für ihre Freunde, welche über ihren
Witz lachen, oder ihnen gar Lobeserhebungen
darüber machen. Man schmeichelt ihnen, wie
man einem wütenden Hunde schmeichelt, daß er
uns nicht zerreissen soll. So bald sie nicht mehr
im Stande seyn werden, zu schaden; so bald
werden sie sehen, wer ihre Freunde waren, und
daß sie die ganze Welt verflucht. - - - Wie,
rasen sie! Nein, mein Herr, alle diese wilden
Drohungen schrecken mich nicht! Jch weis ein
Mittel, mich zu vertheidigen. Nunmehr kennt
sie die Welt zu genau, als daß mir diese Dro-
hungen fürchterlich seyn sollten. Habet foenum
in cornu!
- - -

Was geht denn sie dieses Sprüchwort an
mein Herr? Wer sind sie? und wer hat ihnen-
das Recht gegeben, mich mit geballter Faust zu
überfallen? Jch sehe sie in diesem Augenblicke
zum ersten male, und sie wollen glauben, ich ha-

be

Antons Panßa von Mancha
ihre Pasqville Satiren ſind, daß ihre Wut.
Scherz, ihr wuͤrgender Unſinn geſalzner Witz,
und ihr menſchenfeindlicher Haß Liebe zur
Wahrheit ſey; dieſer Vorſchlag iſt ein neuer
Beweis ihrer verſtockten Unbilligkeit. Jch
uͤberlaſſe ſie der Zuͤchtigung der Geſetze, und,
wenn ſie verwegen genug ſind, auch dieſe zu
trotzen, ſo uͤberlaſſe ich ſie der Empfindung ihres
eignen Gewiſſens, welches Zeit genug ihr un-
erbittlichſter Richter ſeyn wird. Aber das Ei-
nige will ich ſie noch bitten: Halten ſie diejeni-
gen nicht fuͤr ihre Freunde, welche uͤber ihren
Witz lachen, oder ihnen gar Lobeserhebungen
daruͤber machen. Man ſchmeichelt ihnen, wie
man einem wuͤtenden Hunde ſchmeichelt, daß er
uns nicht zerreiſſen ſoll. So bald ſie nicht mehr
im Stande ſeyn werden, zu ſchaden; ſo bald
werden ſie ſehen, wer ihre Freunde waren, und
daß ſie die ganze Welt verflucht. ‒ ‒ ‒ Wie,
raſen ſie! Nein, mein Herr, alle dieſe wilden
Drohungen ſchrecken mich nicht! Jch weis ein
Mittel, mich zu vertheidigen. Nunmehr kennt
ſie die Welt zu genau, als daß mir dieſe Dro-
hungen fuͤrchterlich ſeyn ſollten. Habet foenum
in cornu!
‒ ‒ ‒

Was geht denn ſie dieſes Spruͤchwort an
mein Herr? Wer ſind ſie? und wer hat ihnen-
das Recht gegeben, mich mit geballter Fauſt zu
uͤberfallen? Jch ſehe ſie in dieſem Augenblicke
zum erſten male, und ſie wollen glauben, ich ha-

be
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0368" n="346"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Antons Panßa von Mancha</hi></fw><lb/>
ihre Pasqville Satiren &#x017F;ind, daß ihre Wut.<lb/>
Scherz, ihr wu&#x0364;rgender Un&#x017F;inn ge&#x017F;alzner Witz,<lb/>
und ihr men&#x017F;chenfeindlicher Haß Liebe zur<lb/>
Wahrheit &#x017F;ey; die&#x017F;er Vor&#x017F;chlag i&#x017F;t ein neuer<lb/>
Beweis ihrer ver&#x017F;tockten Unbilligkeit. Jch<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie der Zu&#x0364;chtigung der Ge&#x017F;etze, und,<lb/>
wenn &#x017F;ie verwegen genug &#x017F;ind, auch die&#x017F;e zu<lb/>
trotzen, &#x017F;o u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e ich &#x017F;ie der Empfindung ihres<lb/>
eignen Gewi&#x017F;&#x017F;ens, welches Zeit genug ihr un-<lb/>
erbittlich&#x017F;ter Richter &#x017F;eyn wird. Aber das Ei-<lb/>
nige will ich &#x017F;ie noch bitten: Halten &#x017F;ie diejeni-<lb/>
gen nicht fu&#x0364;r ihre Freunde, welche u&#x0364;ber ihren<lb/>
Witz lachen, oder ihnen gar Lobeserhebungen<lb/>
daru&#x0364;ber machen. Man &#x017F;chmeichelt ihnen, wie<lb/>
man einem wu&#x0364;tenden Hunde &#x017F;chmeichelt, daß er<lb/>
uns nicht zerrei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll. So bald &#x017F;ie nicht mehr<lb/>
im Stande &#x017F;eyn werden, zu &#x017F;chaden; &#x017F;o bald<lb/>
werden &#x017F;ie &#x017F;ehen, wer ihre Freunde waren, und<lb/>
daß &#x017F;ie die ganze Welt verflucht. &#x2012; &#x2012; &#x2012; Wie,<lb/>
ra&#x017F;en &#x017F;ie! Nein, mein Herr, alle die&#x017F;e wilden<lb/>
Drohungen &#x017F;chrecken mich nicht! Jch weis ein<lb/>
Mittel, mich zu vertheidigen. Nunmehr kennt<lb/>
&#x017F;ie die Welt zu genau, als daß mir die&#x017F;e Dro-<lb/>
hungen fu&#x0364;rchterlich &#x017F;eyn &#x017F;ollten. <hi rendition="#aq">Habet foenum<lb/>
in cornu!</hi> &#x2012; &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Was geht denn &#x017F;ie die&#x017F;es Spru&#x0364;chwort an<lb/>
mein Herr? Wer &#x017F;ind &#x017F;ie? und wer hat ihnen-<lb/>
das Recht gegeben, mich mit geballter Fau&#x017F;t zu<lb/>
u&#x0364;berfallen? Jch &#x017F;ehe &#x017F;ie in die&#x017F;em Augenblicke<lb/>
zum er&#x017F;ten male, und &#x017F;ie wollen glauben, ich ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0368] Antons Panßa von Mancha ihre Pasqville Satiren ſind, daß ihre Wut. Scherz, ihr wuͤrgender Unſinn geſalzner Witz, und ihr menſchenfeindlicher Haß Liebe zur Wahrheit ſey; dieſer Vorſchlag iſt ein neuer Beweis ihrer verſtockten Unbilligkeit. Jch uͤberlaſſe ſie der Zuͤchtigung der Geſetze, und, wenn ſie verwegen genug ſind, auch dieſe zu trotzen, ſo uͤberlaſſe ich ſie der Empfindung ihres eignen Gewiſſens, welches Zeit genug ihr un- erbittlichſter Richter ſeyn wird. Aber das Ei- nige will ich ſie noch bitten: Halten ſie diejeni- gen nicht fuͤr ihre Freunde, welche uͤber ihren Witz lachen, oder ihnen gar Lobeserhebungen daruͤber machen. Man ſchmeichelt ihnen, wie man einem wuͤtenden Hunde ſchmeichelt, daß er uns nicht zerreiſſen ſoll. So bald ſie nicht mehr im Stande ſeyn werden, zu ſchaden; ſo bald werden ſie ſehen, wer ihre Freunde waren, und daß ſie die ganze Welt verflucht. ‒ ‒ ‒ Wie, raſen ſie! Nein, mein Herr, alle dieſe wilden Drohungen ſchrecken mich nicht! Jch weis ein Mittel, mich zu vertheidigen. Nunmehr kennt ſie die Welt zu genau, als daß mir dieſe Dro- hungen fuͤrchterlich ſeyn ſollten. Habet foenum in cornu! ‒ ‒ ‒ Was geht denn ſie dieſes Spruͤchwort an mein Herr? Wer ſind ſie? und wer hat ihnen- das Recht gegeben, mich mit geballter Fauſt zu uͤberfallen? Jch ſehe ſie in dieſem Augenblicke zum erſten male, und ſie wollen glauben, ich ha- be

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/368
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/368>, abgerufen am 25.11.2024.