legen sie für jeden Kranken, den sie Kraft ihrer Kunst erwürgen; 1 fl. Und für jeden Para- graph ihrer Schriften, den man nicht lesen mag, 1 Stüver: so ertheile ich ihnen Macht und Gewalt, ohne Widerspruch ein berühmter Arzt, und ein gelehrter Scribent zu heißen. Leben sie wohl!
Er geht fort. Dieser war doch ein bescheid- ner Arzt, der seine Schwäche erkannte. Ob es wohl noch viele so bescheidne Aerzte im west- phälischen Kreise geben mag? Das wird ge- wiß einen ansehnlichen Beytrag ausmachen, wenn er mir für jede Leiche 1 fl. giebt. Und wenn ich auch ein Jahr über, nur hundert solche Märtyrer seiner Kunst - - -
Wer lacht hinter mir? - - - Spotten sie über mich, mein Herr, oder was ist ihnen sonst an meiner Berechnung lächerlich? Mich dünkt, es ist so gar bescheiden nicht, einem Fremden, den man nicht kennt, ins Gesicht zu lachen - - - - Also lachen sie nicht über mich, sondern über diesen Arzt? und woher kennen sie ihn? - - - - Der Unglückliche! Wie sehr dauert er mich nunmehr! Und bey allen diesen bittern Boshei- ten glauben sie doch, mein Herr, noch ein Recht zu haben, sich einen Satirenschreiber zu nennen? Hätten sie ihm das Leben genommen; so wür- den sie barmherziger gewesen seyn, als da sie ihn um seinen guten Namen, und zugleich, da er durch sie einmal lächerlich geworden, um weitre
Beför-
Antons Panßa von Mancha
legen ſie fuͤr jeden Kranken, den ſie Kraft ihrer Kunſt erwuͤrgen; 1 fl. Und fuͤr jeden Para- graph ihrer Schriften, den man nicht leſen mag, 1 Stuͤver: ſo ertheile ich ihnen Macht und Gewalt, ohne Widerſpruch ein beruͤhmter Arzt, und ein gelehrter Scribent zu heißen. Leben ſie wohl!
Er geht fort. Dieſer war doch ein beſcheid- ner Arzt, der ſeine Schwaͤche erkannte. Ob es wohl noch viele ſo beſcheidne Aerzte im weſt- phaͤliſchen Kreiſe geben mag? Das wird ge- wiß einen anſehnlichen Beytrag ausmachen, wenn er mir fuͤr jede Leiche 1 fl. giebt. Und wenn ich auch ein Jahr uͤber, nur hundert ſolche Maͤrtyrer ſeiner Kunſt ‒ ‒ ‒
Wer lacht hinter mir? ‒ ‒ ‒ Spotten ſie uͤber mich, mein Herr, oder was iſt ihnen ſonſt an meiner Berechnung laͤcherlich? Mich duͤnkt, es iſt ſo gar beſcheiden nicht, einem Fremden, den man nicht kennt, ins Geſicht zu lachen ‒ ‒ ‒ ‒ Alſo lachen ſie nicht uͤber mich, ſondern uͤber dieſen Arzt? und woher kennen ſie ihn? ‒ ‒ ‒ ‒ Der Ungluͤckliche! Wie ſehr dauert er mich nunmehr! Und bey allen dieſen bittern Boshei- ten glauben ſie doch, mein Herr, noch ein Recht zu haben, ſich einen Satirenſchreiber zu nennen? Haͤtten ſie ihm das Leben genommen; ſo wuͤr- den ſie barmherziger geweſen ſeyn, als da ſie ihn um ſeinen guten Namen, und zugleich, da er durch ſie einmal laͤcherlich geworden, um weitre
Befoͤr-
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Antons Panßa von Mancha
legen ſie fuͤr jeden Kranken, den ſie Kraft ihrer
Kunſt erwuͤrgen; 1 fl. Und fuͤr jeden Para-
graph ihrer Schriften, den man nicht leſen
mag, 1 Stuͤver: ſo ertheile ich ihnen Macht und
Gewalt, ohne Widerſpruch ein beruͤhmter
Arzt, und ein gelehrter Scribent zu heißen.
Leben ſie wohl!
Er geht fort. Dieſer war doch ein beſcheid-
ner Arzt, der ſeine Schwaͤche erkannte. Ob
es wohl noch viele ſo beſcheidne Aerzte im weſt-
phaͤliſchen Kreiſe geben mag? Das wird ge-
wiß einen anſehnlichen Beytrag ausmachen,
wenn er mir fuͤr jede Leiche 1 fl. giebt. Und
wenn ich auch ein Jahr uͤber, nur hundert ſolche
Maͤrtyrer ſeiner Kunſt ‒ ‒ ‒
Wer lacht hinter mir? ‒ ‒ ‒ Spotten ſie
uͤber mich, mein Herr, oder was iſt ihnen ſonſt
an meiner Berechnung laͤcherlich? Mich duͤnkt,
es iſt ſo gar beſcheiden nicht, einem Fremden,
den man nicht kennt, ins Geſicht zu lachen ‒ ‒ ‒ ‒
Alſo lachen ſie nicht uͤber mich, ſondern uͤber
dieſen Arzt? und woher kennen ſie ihn? ‒ ‒ ‒ ‒
Der Ungluͤckliche! Wie ſehr dauert er mich
nunmehr! Und bey allen dieſen bittern Boshei-
ten glauben ſie doch, mein Herr, noch ein Recht
zu haben, ſich einen Satirenſchreiber zu nennen?
Haͤtten ſie ihm das Leben genommen; ſo wuͤr-
den ſie barmherziger geweſen ſeyn, als da ſie
ihn um ſeinen guten Namen, und zugleich, da er
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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