macht, und mit einer stolzen Grausamkeit noch mehr zu seiner Kränkung beygetragen haben: Aber so ungerecht dachtest Du nicht; denn Du wa- rest des weisen Sancho liebreicher Esel. Wie trostlos hiengest Du die Ohren, als Dein Herr, Sancho, durch Zulassung des Himmels und Don Quixots geprellt ward*? Er sah flehentlich auf Dich herab, und wenn er am höchsten flog, so war Deine freundschaftliche Traurigkeit für ihn die kräftigste Stärkung.
Die Gelassenheit ist überhaupt eine Fami- lientugend der Esel: Bey Dir aber hatte sie einen weit rühmlichern Ursprung; denn Du warest mit Ueberlegung gelassen. Jn dem unglücklichen Treffen mit den befreyten Galerensclaven** hieltest Du standhaft die Steine der Undankbaren aus. Quixot, Sancho, und Roßinante lagen um Dich herum. Nur dich konnten die unzähligen Wür- fe der Verräther nicht stürzen, noch zur Ungeduld bewegen. Quixot seufzete nach seiner Dulcinee, Sancho nach seinem Mantel, Roßinante hieb voll Ungeduld in die Erde; aber von Dir sagt der Geschichtschreiber, daß Du gelassen unter Deinen Freunden gestanden, und mitleidig die Ohren ge- schüttelt habest.
Bey dieser Deiner Mäßigkeit, Deiner geselli- gen Freundschaft, Deiner Gelassenheit; konntest Du wohl bey allen diesen Tugenden des geringsten Neides fähig seyn? Nichts weniger! Dein Be- zeigen gegen die Esel der Domherren von Toledo
ist
* B. 3. C. 17.
** B. 3. C. 22.
Zueignungsſchrift.
macht, und mit einer ſtolzen Grauſamkeit noch mehr zu ſeiner Kraͤnkung beygetragen haben: Aber ſo ungerecht dachteſt Du nicht; denn Du wa- reſt des weiſen Sancho liebreicher Eſel. Wie troſtlos hiengeſt Du die Ohren, als Dein Herr, Sancho, durch Zulaſſung des Himmels und Don Quixots geprellt ward*? Er ſah flehentlich auf Dich herab, und wenn er am hoͤchſten flog, ſo war Deine freundſchaftliche Traurigkeit fuͤr ihn die kraͤftigſte Staͤrkung.
Die Gelaſſenheit iſt uͤberhaupt eine Fami- lientugend der Eſel: Bey Dir aber hatte ſie einen weit ruͤhmlichern Urſprung; denn Du wareſt mit Ueberlegung gelaſſen. Jn dem ungluͤcklichen Treffen mit den befreyten Galerenſclaven** hielteſt Du ſtandhaft die Steine der Undankbaren aus. Quixot, Sancho, und Roßinante lagen um Dich herum. Nur dich konnten die unzaͤhligen Wuͤr- fe der Verraͤther nicht ſtuͤrzen, noch zur Ungeduld bewegen. Quixot ſeufzete nach ſeiner Dulcinee, Sancho nach ſeinem Mantel, Roßinante hieb voll Ungeduld in die Erde; aber von Dir ſagt der Geſchichtſchreiber, daß Du gelaſſen unter Deinen Freunden geſtanden, und mitleidig die Ohren ge- ſchuͤttelt habeſt.
Bey dieſer Deiner Maͤßigkeit, Deiner geſelli- gen Freundſchaft, Deiner Gelaſſenheit; konnteſt Du wohl bey allen dieſen Tugenden des geringſten Neides faͤhig ſeyn? Nichts weniger! Dein Be- zeigen gegen die Eſel der Domherren von Toledo
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* B. 3. C. 17.
** B. 3. C. 22.
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[14/0036]
Zueignungsſchrift.
macht, und mit einer ſtolzen Grauſamkeit noch
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Aber ſo ungerecht dachteſt Du nicht; denn Du wa-
reſt des weiſen Sancho liebreicher Eſel. Wie
troſtlos hiengeſt Du die Ohren, als Dein Herr,
Sancho, durch Zulaſſung des Himmels und Don
Quixots geprellt ward *? Er ſah flehentlich auf
Dich herab, und wenn er am hoͤchſten flog, ſo
war Deine freundſchaftliche Traurigkeit fuͤr ihn
die kraͤftigſte Staͤrkung.
Die Gelaſſenheit iſt uͤberhaupt eine Fami-
lientugend der Eſel: Bey Dir aber hatte ſie einen
weit ruͤhmlichern Urſprung; denn Du wareſt mit
Ueberlegung gelaſſen. Jn dem ungluͤcklichen
Treffen mit den befreyten Galerenſclaven ** hielteſt
Du ſtandhaft die Steine der Undankbaren aus.
Quixot, Sancho, und Roßinante lagen um Dich
herum. Nur dich konnten die unzaͤhligen Wuͤr-
fe der Verraͤther nicht ſtuͤrzen, noch zur Ungeduld
bewegen. Quixot ſeufzete nach ſeiner Dulcinee,
Sancho nach ſeinem Mantel, Roßinante hieb
voll Ungeduld in die Erde; aber von Dir ſagt der
Geſchichtſchreiber, daß Du gelaſſen unter Deinen
Freunden geſtanden, und mitleidig die Ohren ge-
ſchuͤttelt habeſt.
Bey dieſer Deiner Maͤßigkeit, Deiner geſelli-
gen Freundſchaft, Deiner Gelaſſenheit; konnteſt
Du wohl bey allen dieſen Tugenden des geringſten
Neides faͤhig ſeyn? Nichts weniger! Dein Be-
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iſt
* B. 3. C. 17.
** B. 3. C. 22.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/36>, abgerufen am 25.11.2024.
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