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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Abhandlung von Sprüchwörtern.
Eine Heerde Lämmer - - 1 Stüver.
Ein Bock - - - - 1 Deut.
Ein Bock mit Glocken - 2 Deute.
Hylar - - - - 4 Deute.
Käse, Milch, und Butter wird um den gewöhn-
lichen Marktpreis bezahlt.
Kofent ist steuerfrey.
Phyllis - - - - 1/2 Schilling.
Eine grausame, unerbittliche Phyllis 1 Schill.
Giebt Phillis dem Myrtill eine Ohrfeige, so
zahlt der Dichter für ihre Grobheit - 2 fl.
Erhängt sich Myrtill, - - 3 Schillinge.
Ein Schäferbengel, ein Limmel, wird unter den
Bauern in Arkadien gebüßt mit - 1 fl. -;
unsere gesitteten Schäferdichter können es also auch
nicht wohlfeiler verlangen.

Wer sich diesen leidlichen Taxen unterwirft,
dem gebe ich die Erlaubniß, zu glauben, daß sein
Schäfergedicht witzig, artig, und schalkhaft sey.
Er soll niemals an den Virgil und Fontenelle ge-
denken, ohne mit der beruhigenden Zufriedenheit
eines elenden Poeten über die unendlichen Vor-
züge, die er vor jenen hat, beyfällig zu lächeln.
Mit einem Worte: kraft dieser erlegten Gedan-
kensteuer soll er der göttlichste Dichter in Ober-
und Niedersachsen seyn, da er außerdem freylich
der unsinnigste Narr in ganz Arkadien seyn
würde.

Da
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
Eine Heerde Laͤmmer ‒ ‒ 1 Stuͤver.
Ein Bock ‒ ‒ ‒ ‒ 1 Deut.
Ein Bock mit Glocken ‒ 2 Deute.
Hylar ‒ ‒ ‒ ‒ 4 Deute.
Kaͤſe, Milch, und Butter wird um den gewoͤhn-
lichen Marktpreis bezahlt.
Kofent iſt ſteuerfrey.
Phyllis ‒ ‒ ‒ ‒ ½ Schilling.
Eine grauſame, unerbittliche Phyllis 1 Schill.
Giebt Phillis dem Myrtill eine Ohrfeige, ſo
zahlt der Dichter fuͤr ihre Grobheit ‒ 2 fl.
Erhaͤngt ſich Myrtill, ‒ ‒ 3 Schillinge.
Ein Schaͤferbengel, ein Limmel, wird unter den
Bauern in Arkadien gebuͤßt mit ‒ 1 fl. ‒;
unſere geſitteten Schaͤferdichter koͤnnen es alſo auch
nicht wohlfeiler verlangen.

Wer ſich dieſen leidlichen Taxen unterwirft,
dem gebe ich die Erlaubniß, zu glauben, daß ſein
Schaͤfergedicht witzig, artig, und ſchalkhaft ſey.
Er ſoll niemals an den Virgil und Fontenelle ge-
denken, ohne mit der beruhigenden Zufriedenheit
eines elenden Poeten uͤber die unendlichen Vor-
zuͤge, die er vor jenen hat, beyfaͤllig zu laͤcheln.
Mit einem Worte: kraft dieſer erlegten Gedan-
kenſteuer ſoll er der goͤttlichſte Dichter in Ober-
und Niederſachſen ſeyn, da er außerdem freylich
der unſinnigſte Narr in ganz Arkadien ſeyn
wuͤrde.

Da
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[317/0339] Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern. Eine Heerde Laͤmmer ‒ ‒ 1 Stuͤver. Ein Bock ‒ ‒ ‒ ‒ 1 Deut. Ein Bock mit Glocken ‒ 2 Deute. Hylar ‒ ‒ ‒ ‒ 4 Deute. Kaͤſe, Milch, und Butter wird um den gewoͤhn- lichen Marktpreis bezahlt. Kofent iſt ſteuerfrey. Phyllis ‒ ‒ ‒ ‒ ½ Schilling. Eine grauſame, unerbittliche Phyllis 1 Schill. Giebt Phillis dem Myrtill eine Ohrfeige, ſo zahlt der Dichter fuͤr ihre Grobheit ‒ 2 fl. Erhaͤngt ſich Myrtill, ‒ ‒ 3 Schillinge. Ein Schaͤferbengel, ein Limmel, wird unter den Bauern in Arkadien gebuͤßt mit ‒ 1 fl. ‒; unſere geſitteten Schaͤferdichter koͤnnen es alſo auch nicht wohlfeiler verlangen. Wer ſich dieſen leidlichen Taxen unterwirft, dem gebe ich die Erlaubniß, zu glauben, daß ſein Schaͤfergedicht witzig, artig, und ſchalkhaft ſey. Er ſoll niemals an den Virgil und Fontenelle ge- denken, ohne mit der beruhigenden Zufriedenheit eines elenden Poeten uͤber die unendlichen Vor- zuͤge, die er vor jenen hat, beyfaͤllig zu laͤcheln. Mit einem Worte: kraft dieſer erlegten Gedan- kenſteuer ſoll er der goͤttlichſte Dichter in Ober- und Niederſachſen ſeyn, da er außerdem freylich der unſinnigſte Narr in ganz Arkadien ſeyn wuͤrde. Da

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/339>, abgerufen am 25.11.2024.